Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
würde der Liner dabei zu Schrott geschossen werden. Fast dreitausend Passagiere waren an Bord. Fuchien konnte diese Menschen nicht in Gefahr bringen, indem sie der Hawkwing zu helfen versuchte, und deshalb lief die Artemis mit Höchstbeschleunigung davon, während der Zerstörer sich opferte, um ihr bei der Flucht den Rücken zu decken.
    Fuchiens Ohrhörer summte: eine Vorrangmeldung. Sie nahm die Nachricht entgegen, und die rauhe Stimme ihres Leitenden Ingenieurs fraß sich in ihr Ohr.
    »Wir sind zur Hyperzentrale durchgestoßen, Skipper«, knurrte er. »Ein einziges Chaos hier unten. Die Hälfte der Leistungskabel sind durchtrennt; wir haben Druckverlust und vierzehn Tote.«
    Gequält schloß Fuchien die Augen. Die erste havenitische Breitseite hatte sie alle überrascht. Fuchien konnte sich nicht erklären, weshalb ein feindlicher Schlachtkreuzer völlig emissionsstill mitten im Riß trieb, aber offenbar hatte sich das Warten für die Mistkerle gelohnt. Weil Impeller und aktive Ortungsgeräte des Schlachtkreuzers abgeschaltet waren, warnte keine Emission die Hawkwing – oder die Artemis – vor der ersten Breitseite. Anscheinend hatten die Havies die Artemis irrtümlich für einen anderen Schlachtkreuzer gehalten. Nur deswegen war die Hawkwing nicht sogleich vernichtet worden. Ward hatte eine unglaubliche Leistung vollbracht, indem sie fünfundsiebzig Prozent des Beschusses abwehrte, aber die fünf bombengepumpten Laserstrahlen, die schließlich doch noch durchgekommen waren, hatten fürchterliche Schäden verursacht. Zum Glück war kein einziger Passagier ums Leben gekommen, aber dreißig Crewangehörige hatte ihr Schicksal ereilt. Dazu waren drei Beta-Emitter und zwei große Rettungsboote verlorengegangen. Einer der Treffer war bis in die Hyperzentrale vorgedrungen.
    »Was ist mit dem Generator?« fragte Fuchien eilig; über ihren Tod wollte sie nicht nachsinnen.
    »Sieht nicht gut aus«, antwortete Commander Cheney matt. »Wir haben beide Oberphasenregler verloren; die Molycircs sind durchgebrannt, als es die Leistungskabel erwischt hat. Das System ist im Grunde intakt, aber wenn wir versuchen, höher zu gehen als in die Delta-Bänder, dann zerfetzen uns die Oberschwingungen.«
    »Verdammt«, flüsterte Fuchien. Sie öffnete die Augen und starrte erneut in Wards Plot. Der havenitische Schlachtkreuzer stürzte sich mit Maximalbeschleunigung auf den Zerstörer, und die Hawkwing war zu angeschlagen, um den Abstand halten zu können. Vielleicht hielt die Hawkwing noch eine Viertelstunde durch; jede weitere Minute erforderte dann ihr eigenes kleines Wunder. Sobald Ushers Schiff vernichtet war, würden die Havies die Artemis verfolgen, und nur auf die Delta-Bänder beschränkt könnte sie dem Schlachtkreuzer niemals entkommen. Was die Geschwindigkeit anging, so vermochte der Liner durchaus mit dem Kriegsschiff Schritt zu halten, doch nun war sie in den Delta-Bändern gefangen, und das bedeutete das Ende. Anders als die Artemis konnte das havenitische Schiff in die schnelleren Epsilon- oder gar Zeta-Bänder transitieren, den Liner mühelos einholen und gleich in seiner Nähe in die Delta-Bänder zurückkehren.
    Captain Fuchien nahm den Blick vom Plot, als sich weitere Raketen dem Zerstörer achteraus näherten. Sie durfte nun nicht an Usher und seine Leute denken, sie mußte ihre Passagiere und ihr Schiff retten, damit das Opfer der Hawkwing wenigstens einen Sinn hatte – aber wie …
    »Ruder, gehen Sie auf Maximalschub«, befahl Fuchien und spürte, wie ihre Offiziere trotz der verzweifelten Lage zusammenzuckten. Der Antrieb der Artemis war seit den Testfahrten nicht mehr mit Maximalschub gelaufen. Bei Maximalschub gab es keine Sicherheitsreserven mehr in bezug auf Kompensatorschwankungen, und wenn der Kompensator versagte, dann starb jeder einzelne an Bord der Artemis , einschließlich der Passagiere. Aber …
    »Aye, aye, Skipper. Gehen auf Maximalschub.«
    Fuchien hielt den Atem an, als der Rudergänger die Impeller bis in den roten Bereich belastete, aber die Artemis übernahm die Last mit Selbstverständlichkeit. Fuchien konnte förmlich spüren, wie ihr elegantes Schiff sich anspannte und jede Sehne dehnte, um der rücksichtslosen Belastung standzuhalten, und ihr war zum Heulen zumute, denn sie wußte, daß selbst diese Kraftanstrengung nicht ausreichen würde. Dennoch war es die einzige Chance. Sie konnte nicht in die höheren Bänder aufsteigen, um den Havies zu entkommen, aber wenn die Artemis genügend

Weitere Kostenlose Bücher