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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Macht aus, wie die meisten manticoranischen Adligen sie sich im Traum nicht vorzustellen vermochten. Auf ihrem Gut war Honors Wort im wahrsten Sinne des Wortes Gesetz, solange keins ihrer Dekrete die planetare Verfassung verletzte. Und mehr noch, sie hielt die Hohe, Mittlere und Niedere Gerichtsbarkeit – eine Gewalt, die sie vor einem Jahr als Champion Protector Benjamins ausgeübt hatte, indem sie den verräterischen Gutsherrn von Burdette im Duell tötete.
    Zweifellos taten ihre Feinde hinter vorgehaltener Hand all dies als barbarische Pose eines hinterwäldlerischen Planeten ab, aber dank Benjamins Hartnäckigkeit konnten sie sich das in der Öffentlichkeit nicht erlauben. Wohl hatten sie die Gräfin von Harrington aus dem Oberhaus ausgeschlossen, aber sie würden keine andere Wahl haben, als der Gutsherrin von Harrington mit Respekt zu begegnen. Und das Sahnehäubchen bestand darin, daß alle Peers, die für ihren Ausschluß gestimmt hatten, ihr nun vom Stande her untergeordnet waren. Von allen Mitgliedern des Oberhauses rangierten nur der Erzherzog von Manticore, die Erzherzogin von Sphinx und der Erzherzog von Gryphon über der Gutsherrin von Harrington, und alle drei hatten sie damals unterstützt.
    Jedesmal, wenn Honor sich überlegte, wie die Peers das wohl aufnehmen würden, erschauerte sie. Benjamins Forderung besaß die Subtilität eines Trittes in den Magen, aber Honor hatte ihm die Sache nicht ausreden können. Benjamin IX. war ein hochgebildeter, kosmopolitischer und kultivierter Mann, aber gleichzeitig neigte er zur Dickköpfigkeit und knirschte noch immer vor kaltem Zorn über die Behandlung, welche die Opposition Honor hatte angedeihen lassen. Und als souveräner Verbündeter des Sternenkönigreichs besaß er den nötigen Einfluß, um etwas dagegen zu unternehmen.
    Dennoch, der Wechsel der Uniform und ihre Besorgnis über die mögliche Reaktion der Opposition waren nur zum Teil die Ursache für Honors zwiespältige Gefühle. HMSS Vulcan umkreiste Sphinx, Manticore A IV, Honors Geburtswelt, und sie freute sich darauf, ihre Eltern wiederzusehen und die Luft des Planeten zu riechen, der für immer ihre wahre Heimat bleiben würde. Doch der Sternenhimmel, vor dem die Welt sich drehte, erschien ihr nun fremd. Zu viel hatte sich im Jelzin-System ereignet, und sie war ein anderer Mensch geworden. Auf unerfindliche Weise, für die sie selbst keine Worte fand, fühlte sie sich wie eine Fremde, wie jemand, dessen Existenz zwischen zwei völlig verschiedenen ›Heimatwelten‹ balancierte, und als ihr klar wurde, daß sie auf Sphinx nun tatsächlich eine Fremde war, durchfuhr sie ein herber Stich.
    Sie atmete tief durch und erhob sich. Ihre Galauniform wirkte furchtbar großspurig, doch hatte man ihr keine Wahl gelassen. Honor war nur ein Captain und sollte ein eher bescheidenes Kommando übernehmen, doch die Bewahrer des Protokolls hatten entschieden, daß sie als Gutsherrin von Harrington gelte, bis sie offiziell wieder in aktivem Dienst der RMN stehe, und daher müsse Admiral Georgides, der Kommandeur von Vulcan , sie in dieser Eigenschaft empfangen – mit einem Galadiner. Sie nahm sich vor, Benjamin IX. bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit den Hals umzudrehen, dann seufzte sie schicksalsergeben und drehte sich zu MacGuiness um.
    Auch ihr Steward trug wieder seine RMN-Uniform und wirkte unerträglich zufrieden damit. Obwohl er niemals ein Wort darüber verloren hätte, kannte Honor seinen Mißmut und Zorn über die Art und Weise, wie die Navy seine Kommandantin behandelt hatte. Anders als sie freute er sich auf das Diner und betrachtete es als einen Moment der Rehabilitierung. Honor erwog, mit ihm ein ernstes Wort deswegen zu reden, aber sie verwarf den Gedanken wieder. MacGuiness war mehr als alt genug, um ihr Vater sein zu können, und es gab Zeiten, in denen Mac sie mit liebevoller Nachsicht behandelte statt mit dem sofortigen Gehorsam, den ihr Dienstgrad forderte. Ohne Zweifel würde er mit perfekter, respektvoller Aufmerksamkeit allem zuhören, was sie zu sagen hatte – um sich sodann weiter für sie zu freuen.
    MacGuiness sah ihr milde in die Augen, und sie hob die Arme, damit er ihr den Schwertgurt umlegen konnte. Zur Galauniform gehörte die archaische Seitenwaffe, was Honor immer für recht albern gehalten hatte, und in diesem Punkt war sie sowohl bei MacGuiness als auch dem Protector auf Einverständnis gestoßen. Statt des leichten, nutzlosen Galadegens, den die meisten

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