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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wie bei Honor (oder zum Beispiel bei Königin Elisabeth) waren extrem selten. Niemand kannte den Grund dafür, es existierte lediglich eine Theorie, der zufolge eine ‘Katz eine außergewöhnlich starke Persönlichkeit und empathische Gabe besitzen mußte, um die Verbindung mit einem Kind handhaben zu können. Alle Baumkatzen begeisterten sich für die unkomplizierte Gefühlswelt der Kinder, aber gerade dieser Mangel an Komplexität – bei einem Individuum, das noch der Formung unterlag – schien es den Baumkatzen schwer zu machen, sich in den Emotionen eines Kindes zu verankern. Und wie Honor aus persönlicher Erfahrung wußte, hätten die hormonellen und emotionalen Belastungen, die ein Mensch während der Pubertät und Adoleszenz durchmacht, selbst die Geduld eines Heiligen auf die Probe gestellt, ganz zu schweigen von der eines Empathen, der permanent mit dem heranreifenden Jugendlichen verbunden war!
    Aristophanes Georgides und sein Gefährte Odysseus hatten sich an den normalen Ablauf gehalten und daher auch nicht gemeinsam Saganami Island durchlaufen; Georgides war bereits Lieutenant (Senior Grade) gewesen, als Odysseus in sein Leben trat. Das lag mittlerweile über fünfzig T-Jahre zurück, und Odysseus war etliche sphinxianische Jahre älter als Nimitz. Honor fühlte sich bei ihm und seinem Gefährten am Kopf des Tisches in angenehmer und (auch wenn sie das nur ungern eingestanden hätte) tröstlicher Gesellschaft.
    »Vielen Dank«, sagte sie, als der Steward mit dem Nachschenken fertig war. Der Mann nickte und zog sich zurück. Honor nahm anerkennend einen Schluck. Für ihren Geschmack waren graysonitische Weine ein wenig zu lieblich, aber sie genoß dankbar den aromatischen, kräftigen gryphonischen Burgunder, der ihre Zunge benetzte.
    »Das ist ein sehr guter Jahrgang, Sir«, sagte sie, und Georgides mußte lachen.
    »Mein Vater ist ein Traditionalist, Mylady«, antwortete er. »Außerdem ein Romantiker. Er beharrt darauf, daß ein Retsina das einzig angemessene Getränk für einen Griechen sei. Nun respektiere ich meinen Vater und achte seine Leistungen, er ist mir auch immer geistig gesund erschienen, nur wie jemand freiwillig Retsina trinken kann, habe ich nie begriffen. Ich habe davon immer ein paar Flaschen im Keller für ihn, aber ich sage mir gern, daß mein eigener Geschmack im Laufe der Jahre ein wenig zivilisierter geworden ist.«
    »Wenn dieser Wein aus Ihrem Keller stammt, will ich dem gern zustimmen«, entgegnete Honor lächelnd. »Sie sollten meinen Vater kennenlernen. Ich weiß einen guten Wein zu schätzen, aber Daddy ist wirklich ein Weinsnob.«
    »Bitte, Mylady, sagen Sie doch nicht ›Weinsnob‹! Wir bevorzugen, uns selbst Weinkenner zu nennen.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Honor trocken, und Georgides lachte.
    Honor drehte den Kopf und blickte auf die beiden Hochstühle am Tisch. Als Georgides’ Ehrengast saß sie zu seiner Rechten, und normalerweise hätte Nimitz wiederum rechts von ihr gesessen. An diesem Abend aber war eine Sitzordnung gewählt worden, bei der die beiden Baumkatzen nebeneinander links vom Admiral saßen, so daß Nimitz Honor über den runden Tisch anblickte. Während des Essens hatten er und Odysseus makellose Tischsitten unter Beweis gestellt, nun saßen sie bequem zurückgelehnt und kauten beide an einem Selleriestengel. Ganz schwach war Honor sich der komplizierten Wechselwirkung zwischen beiden ‘Katzen bewußt. In gewisser Weise war sie darüber erstaunt. Nicht, weil sie den Austausch wahrnahm, sondern weil er so tiefgreifend war, daß sie ihn nur sehr unvollständig zu spüren vermochte.
    Nach über drei T-Jahren trafen Nimitz und sie zum erstenmal wieder eine andere ‘Katz, und Honor wußte genau, daß ihre empathische Empfänglichkeit in diesem Zeitraum kontinuierlich stärker geworden war. Sie hatte niemandem je ausdrücklich davon erzählt, aber sie vermutete, daß MacGuiness, ihre Mutter, Mike Henke und Andrew LaFollet zumindest ahnten, daß sie eine solche Fähigkeit besaß. Honor andererseits wußte nicht zu sagen, warum sie darüber nie ein Wort verlor. Ihr fielen etliche Gründe ein, warum sie diese Gabe verbergen sollte, nicht zuletzt weil andere Menschen ein großes Unbehangen bei dem Gedanken empfinden mußten, daß Honor deren Gefühle wahrzunehmen vermochte. Doch solche Begründungen waren ihr erst im Nachhinein eingefallen; sie hatte niemals bewußt entschieden, diese Fähigkeit zu verschweigen, sondern sie einfach geheimgehalten und

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