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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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was der arme Eins-O so alles am Hals hatte. Eine hohe Anforderung, aber unumgänglich … und daher war eine Verwendung als Erster Offizier für gewöhnlich auch die letzte Prüfung, anhand derer die Navy zu erkunden suchte, ob ein Offizier dafür tauge, ein eigenes Schiff zu kommandieren. Schon allein mit der Tätigkeit als Eins-O hatte man alle Hände voll zu tun, aber die Admiralität hatte Honor noch nicht einmal einen Stab zugeteilt. Das ergab durchaus Sinn, weil ihr ›Geschwader‹ sich ohnehin in Divisionen oder gar Einzelschiffe aufteilen würde, statt als Einheit zu operieren. Aber dadurch wurde Rafe Cardones – zusätzlich zu seinen Pflichten als Eins-O der Wayfarer – auch noch mit den Aufgaben eines diensttuenden Flaggkommandanten belastet.
    Aber obwohl Rafe im sprichwörtlichen Druckkochtopf saß und die Zusatzpflicht, das Geschwader zum Auslaufen bereitzumachen, seine Last beträchtlich erschwerte, leistete er ausgezeichnete Arbeit. Er hatte die volle Verantwortung für die Koordination mit den Werftleuten übernommen, und er und Chief Archer, Honors Schreibersmaat, fingen tunlichst alles ab, ob es nun die Wayfarer betraf oder das Geschwader insgesamt, bevor es auf ihren Schreibtisch gelangte. Honor sah und begrüßte, welche Mühe sie sich gaben, aber dennoch war letztendlich sie für alles verantwortlich. Deshalb konnten Rafe und Archer nicht mehr tun, als ihr alles geordnet und arrangiert vorzulegen, damit sie die getroffenen Entscheidungen nur noch abzeichnen mußte. Und Honor mußte wirklich zugeben, daß beide ihre Sache sehr gut machten.
    Was sie nicht vor dem Bericht auf ihrem Display rettete.
    Sie nahm einen Schluck Kakao aus der Tasse, die MacGuiness ihr hingestellt hatte, und machte sich beharrlich wieder an die Arbeit. Archer hatte die Zusammenfassungen der einzelnen Abteilungen farblich unterlegt, und eigentlich fielen die meisten Punkte mehr in Cardones’ als in Honors Aufgabengebiet. Er hatte seine Lösungsvorschläge zu den meisten strittigen Punkten in die Datei eingetragen, und obwohl Honor an der ein oder anderen Stelle nicht mit den Ansichten ihres I.O. übereinstimmte, überdachte sie seine Vorschläge unvoreingenommen. Soweit wirkten sie ausnahmslos durchführbar, und auch wenn sie einiges anders gemacht hätte, waren etliche besser als das, was ihr spontan in den Sinn kam. Ausschlaggebend aber war, daß es sich um Entscheidungen handelte, die Rafe zu treffen hatte. Honor mußte sie absegnen, aber er hatte ein Recht darauf, seine Pflichten auf seine Art zu verrichten, solange er ihr damit ein Schiff in die Hand gab, das eine effiziente, funktionierende Waffe war, wenn sie es brauchte. Unter den gegebenen Umständen beabsichtigte Honor nicht, den I.O. zu überstimmen, solange er keinen offenkundigen Fehler beging, und die Chance, daß so etwas geschah, erschien ihr verschwindend niedrig.
    Endlich erreichte sie den Schluß des langen Berichtes und seufzte vor Erleichterung. Das Dokument hatte ihr, obwohl ein halbes Megabyte groß, nur sechs Entscheidungen abverlangt, und das war besser als die meisten Kommandanten erwartet hätten. Sie kritzelte eine Unterschrift auf das Eingabefeld, erteilte den Befehl zum Abspeichern und sandte die Datei zurück zu Archer.
    Einer weniger, dachte sie und forderte das nächste Dokument an. Der Header erschien, und Honor stöhnte auf. Hydroponik – und sie haßte hydroponische Bestandsaufnahmen! Zwar waren sie lebenswichtig, aber endlos! Honor nahm noch einen Schluck Kakao und warf Nimitz einen neidischen Blick zu, der auf seiner Stange über ihrem Schreibtisch lag und leise schnarchte, dann fletschte sie die Zähne und wollte sich wieder an die Arbeit machen.
    Der Türsummer rettete sie. Ihre Augen – das natürliche wie das kybernetische – leuchteten vor Freude über die egal wie kurze Gnadenfrist auf: ein Aufschub, bevor sie sich mit Nährstoffen, Düngemitteln, Samenbanken und Filtrationssystemen beschäftigen mußte. Sie drückte die Comtaste.
    »Ja?«
    »Ein Besucher, Mylady«, antwortete LaFollets Stimme. »Ihr Flugleitungsoffizier möchte Ihnen seinen Antrittsbesuch abstatten.«
    »Aha?« Honor rieb sich überrascht die Nase; »Flight Ops« war eine Stelle, die Rafe und sie bisher nicht hatten besetzen können, und es handelte sich dabei um eins der wichtigeren Ressorts. Wenn Rafe also ihren Besucher für diesen Posten ausgesucht hatte, ohne sich darüber mit ihr zu besprechen, dann mußte der in Frage kommende Offizier

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