Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Kreuzerkommandanten, der die Nuada gekonnt in eine Position manövriert hatte, aus der sie nichts mehr gegen den Geleitzug unternehmen konnte. Nicht, daß Zachary sich durch diese Bewunderung von dem Versuch abhalten ließe, ihren Opponenten zu vernichten.
Sie sah zu, wie die Impellersignaturen des Konvois eine nach der anderen verschwanden, und fragte laut:
»Wie lange waren sie im Normalraum, Taktik?«
»Annähernd neun Minuten, Bürgerin Captain, doch ihre erste Transition nahm insgesamt über drei Minuten in Anspruch.«
»Danke«, sagte Zachary geistesabwesend und blickte Luchner an. »Nicht schlecht für einen Geleitzug dieser Größe, was meinen Sie, Fred?« Als Luchner den Kopf schüttelte, schenkte sie ihm ein schmallippiges Lächeln. »Nun, nachdem man uns so tüchtig und gekonnt reingelegt hat, wollen wir doch mal sehen, ob wir Mister Kreuzer nicht auch die eine oder andere kleine Überraschung bereiten können. Sagen Sie dem Maschinenraum, in vier Minuten will ich Maximalschub haben.«
17
Obwohl es Honor gelang, ihr inneres Frohlocken zu verbergen, fühlte sie sich, als sei ihr soeben die Last eines ganzen Universums von den Schultern genommen worden. In der Brückencrew ringsum spürte sie das Echo ihrer grenzenlosen Erleichterung, daß der Geleitzug den sicheren Rückzug in den Hyperraum angetreten hatte. Sie drehte den Kopf und tauschte einen zufriedenen Blick mit McKeon aus. Nun brauchten sie sich nur noch mit dem einen Gegner zu befassen, der zwischen ihnen und dem Entkommen stand. Zwar konnte während eines Gefechts im offenen Raum alles mögliche geschehen, doch hielt Honor das Risiko für vertretbar, ein elfminütiges Rückzuggefecht auf maximale Reichweite gegen ein einziges Feindschiff zu führen. Im Raketengefecht besaßen die Alliierten nach wie vor einen überwältigenden Vorteil, und selbst wenn es sich bei dem Verfolger tatsächlich um einen Schlachtkreuzer handelte, hätte er weder genügend Feuerkraft noch ausreichend Zeit, um …
Ein schrilles Alarmsummen ertönte, und Honor drehte den Kopf ruckartig der Taktischen Station zu. In Commander Metcalfs Hauptdisplay war ein weiteres, rotleuchtendes Icon aufgetauchtes stand dreißig Grad backbord voraus der Prince Adrian und beschleunigte, um ihren Basiskurs zu kreuzen.
»Unidentifizierter neuer Kontakt!« rief der Taktische Offizier voll Überraschung. »Kennzeichne ihn als Bandit-Zehn. Er muß sich auf Schleichfahrt befunden und so vor uns versteckt haben«, fuhr Metcalf fort; als sie weitersprach, wich das Erstaunen in ihrer Stimme der Verwirrung. »Skipper, die Operationszentrale deutet ihn nach seiner Impellersignatur als Kreuzer der Sword -Klasse, aber mit den Antriebswerten stimmt etwas nicht.«
»Was meinen Sie damit, es stimmt etwas nicht?« wollte McKeon wissen.
»Für die Energiemenge, der er abstrahlt, beschleunigt er nicht hoch genug«, antwortete Metcalf. »Bei der Stärke seiner Antriebssignatur sollte er mit wenigstens fünf Kilometern pro Sekundenquadrat beschleunigen, aber er macht nur knappe Vier Komma Zwo Fünf.«
McKeon verzog das Gesicht. Er hatte noch ganz andere Sorgen als eine unerklärliche Unstimmigkeit der feindlichen Antriebswerte. Deshalb schüttelte er unwirsch den Kopf und widmete sich den dringenderen Problemen. »Setzen Sie konstante Beschleunigung und unveränderten Kurs voraus und berechnen Sie mir die Zeit bis zur äußersten Raketenreichweite und unsere Fahrtzeit bis zur Hypergrenze«, befahl er kurz angebunden der Astrogatorin. »Legen Sie mir das Ergebnis aufs taktische Display.«
»Aye, aye, Sir.« DuChenes Hände tanzten über ihre Instrumente, und McKeon senkte stirnrunzelnd den Blick auf sein taktisches W-Display. Honor starrte ebenso düster darauf und nagte an ihrer Unterlippe, denn sie konnte sich einen nur leider allzu wahrscheinlichen Grund für die niedrige Beschleunigung des Havies denken.
»Auf Grundlage Ihrer Vorgaben brauchen wir noch einunddreißig Minuten bis zur Hypergrenze, Skipper«, meldete DuChene nach einigen Sekunden. »Die Raketengeometrie hat zur Folge, daß Bandit-Zehn ab einer Entfernung von knapp unter acht Millionen Kilometern mit manövrierfähigen Lenkwaffen angreifen kann. In siebzehneinhalb Minuten geraten wir in seine Reichweite. Wenn wir unseren Kurs und unsere Beschleunigung beibehalten, Bandit-Zehn jedoch auf Maximierung der Gefechtsdauer hinarbeitet, dann kann er bis zur Hypergrenze an uns dran bleiben – dreizehn Komma fünf Minuten ab
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