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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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– was wohl auch die gefährliche Anspannung erklärte, unter der er stand. Theisman sah diese Art von Regungslosigkeit nicht zum erstenmal und wußte, was sie zu bedeuten hatte. Der hilflose Zuschauer in ihm betete, der Grayson mit dem kastanienbraunen Haar möge nicht die Beherrschung verlieren. In Gegenwart so vieler schwerbewaffneter Bewacher konnte ein Amoklauf nur in einem Massaker enden.
    Ein geknurrt dahingeworfener Befehl brachte die Gefangenen zum Stehen, und Thomas Theisman zwang sich, Honor Harrington in die Augen zu blicken.
    Sie sah noch schlimmer aus, als er befürchtet hatte. Theisman biß sich so fest auf die Lippe, daß es schmerzte. Harrington schaute noch ausdrucksloser drein als ihr Waffenträger. Persönlich begegnet war Theisman ihr nur während und unmittelbar nach der ersten havenitischen Operation im Jelzin-System, die in einer Katastrophe endete. Damals hatte eine Augenklappe ihr linkes Auge bedeckt, und die gesamte Gesichtshälfte war durch eine schwere Verwundung unbeweglich gewesen; dennoch hatte sie damals ausdrucksvoller gewirkt als jetzt. Denn heute zeigte ihr Gesicht überhaupt nichts: keine Furcht, keine Hoffnung, keinen Trotz, nicht einmal Neugierde. Und doch war es nur eine Maske, eine armselige zumal, und Theisman empfand Erschütterung über das, was er dahinter bemerkte. Auf Wut wäre er vorbereitet gewesen, auf Abscheu, selbst auf Haß; was er dort erblickte, war weitaus schlimmer als die tiefste Furcht, denn es handelte sich um Entsetzen, mit dem Verzweiflung einherging. Unwillkürlich biß er sich wieder auf die Lippe, und diesmal schmeckte er Blut. Theisman war sicher, daß er an Harringtons Stelle ebenfalls Furcht empfunden hätte, doch daß sie ihre Angst so deutlich zeigen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Da bemerkte er, wie fest sie den Baumkater umklammerte; er registrierte die hoffnungslose Beschützerhaltung – und begriff.
    »So.« Als dieses einzelne Wort gleichmütig ausgesprochen wurde, riß Theisman den Blick von Harrington los. Cordelia Ransom hatte sich von Vladovich abgewandt und betrachtete die Gefangenen. Ihre blauen Augen spiegelten die Verachtung wider, die ihre Stimme verraten hatte. Herablassend verzog sie die Lippen, während sie die Gefangenen der Reihe nach musterte, dann schnaufte sie geringschätzig. Der Laut trug klar und deutlich durch die stille Wartehalle. Theisman sah, daß mehr als ein Kriegsgefangener vor Wut erstarrte.
    »Und wer ist das nun, Bürger Major?« fragte Ransom den kommandierenden SyS-Wächter.
    »Feinde des Volkes, Bürgerin Committeewoman!« bellte der Major.
    »Ach, wirklich?«
    Ransom schritt bedächtig die Reihe ab. Nein , überdachte Theisman seine Formulierung, ›schreiten‹ ist wohl kaum das richtige Wort dafür. Sie stolziert einher. Wie sie sich spreizt. Plötzlich schämte er sich für den Anblick, den sie bot. Begriff sie denn auch nur im Ansatz, wie seicht und kleingeistig – wie dümmlich! – sie sich gab? Oder wie ihre Verachtung auf die Angehörigen der Volksflotte wirkte? Was immer die Kriegsgefangenen auch sein mochten, sie hatten offen, entschlossen und gut für ihre Sternennationen gekämpft, wie Theisman für die seinige focht; wenn Ransom nun auf ihren Mut und ihre Entschlossenheit spuckte, so spie sie auch auf Theismans Courage und Motivation. Was hatte Ransom denn geleistet, um sich das Recht zu verdienen, Soldaten mit Geringschätzung zu bedenken? Welchen Feinden hatte sie sich denn im offenen Kampf gestellt? Selbst als Aufständische vor dem Umsturz war sie Terroristin gewesen – eine Bombenlegerin und Attentäterin; eine Mörderin, aber keine Kriegerin. Es war denkbar, daß Ransom sich anders sah; die Realität veränderte sie damit nicht, und so erniedrigte sie durch ihre theatralisch vorgebrachte Verachtung sich selbst, nicht aber die Kriegsgefangenen. Ob Ransom es nun erkannte oder nicht, die HD-Teams zeichneten es auf, wie es war. Nur zu bald würde dieses erbärmliche Schauspiel in der ganzen Volksrepublik ausgestrahlt werden und danach mit Sicherheit seinen Weg ebenso in die Solare Liga wie in die Manticoranische Allianz finden; und bei diesem Gedanken knirschte Theisman mit den Zähnen. Doch er vermochte nichts, überhaupt gar nichts dagegen zu unternehmen, konnte nur mit steinernem Gesicht zusehen.
    Ransom blieb vor McKeon stehen.
    »Und Sie sind?« wandte sie sich kalt an ihn, als wäre er der ranghöchste anwesende Offizier. McKeon zögerte einen Augenblick mit der Antwort und

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