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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bezeichnet wurde, blickte sie Thomas Theisman ins Gesicht, und die schamerfüllte Hilflosigkeit, die sie dort erblickte, wirkte gewissermaßen als der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Über Nimitz drang Ransoms kalte, vergnügte Grausamkeit auf Honor ein, wie ein Messer, das langsam und genüßlich in der Wunde umgedreht wird, doch erst Theismans Verzweiflung bewirkte Honors Zusammenbruch, denn er raubte ihr auch noch die letzte Hoffnung.
    An ihre sogenannte Verurteilung hatte Honor schon seit Jahren nicht mehr gedacht. Allgemein war klar gewesen, daß es sich dabei um ein Propagandamanöver gehandelt hatte, den Versuch der Legislaturisten, die eigenen Untertanen und die Solare Liga davon zu überzeugen, die Volksrepublik wäre zum unschuldigen Opfer der manticoranischen Aggression geworden. Was sonst hätte Haven auch tun sollen? Wenn die Regierung der Volksrepublik nicht behauptet hätte, die Sirius wäre ein unbewaffneter Frachter gewesen, dann hätte sie eingestanden, manticoranisches Territorium vorsätzlich mit einem siebeneinhalb Millionen Tonnen massenden Q-Schiff verletzt zu haben. Die Anklage, der Prozeß und die Verurteilung waren im Grunde derart lachhaft gewesen, daß Honor niemals angenommen hatte, irgend jemand könnte die Angelegenheit ernst nehmen – zumal alles schon so lange zurücklag.
    Doch kaum floß Ransoms haßerfüllter Triumph zu ihr über, hatte Honor begriffen, daß Fakten keine Rolle spielten. Ransom wollte Honors Tod, und das nicht etwa aus Rache für die Niederlagen, die Honor der Volksflotte zugefügt hatte. Nein, in Ransoms Haß lag eine schwarze, giftige Nuance – etwas Persönliches. Niedergeschmettert wie sie war, begriff Honor dennoch Ransoms eigentlichen Beweggrund:
    Angst. Ransom fürchtete Honor als Personifizierung aller Gefahren, die ihre Stellung gefährdeten. Für diese Frau verkörperte Honor die militärische Bedrohung der Republik durch die Allianz – und wer die Republik bedrohte, bedrohte auch Ransom. Dennoch reichte der Haß der Komiteeangehörigen noch tiefer, und als Ransom wieder Tourville anschaute, verstand Honor endlich. Der Versuch des Bürger Konteradmirals, sie zu schützen, hatte ihr nur eine weitere Risikofacette verliehen: die Gefahr, daß das Militär der Volksrepublik sich gegen das Komitee für Öffentliche Sicherheit wenden könnte.
    Es hatte Gerüchte über zunehmende Unruhen im Haven-System gegeben, und es hieß, irrsinnige Fraktionen des Pöbels von Nouveau Paris hätten mindestens einen Umsturz versucht, der – zum gelinden Erstaunen des ONI – von der Volksflotte niedergeschlagen worden war. Aber was, wenn die Flotte beim nächsten Aufstand die Hände in den Schoß legte? Was, wenn die Flottenangehörigen begannen, selbständig zu denken? Was geschähe, wenn Offiziere plötzlich eine eigene Politik formulierten und den Befehlen des Komitees trotzten? Anders konnte jemand mit Ransoms Charakter das Verhalten Tourvilles wahrscheinlich nicht interpretieren – als ersten Zug in einem Plan, das Komitee seiner Macht zu berauben; jemand wie Ransom wäre niemals auf den Gedanken gekommen, ein Gefühl für Anstand könnte den Bürger Konteradmiral zu seinem Verhalten bewegt haben. Cordelia Ransom war nicht in der Lage, ihre Feinde als ehrbare Gegner zu betrachten, die eine anständige Behandlung verdient hatten. Deshalb konnte sie Tourvilles Verhalten nur in einer Weise interpretieren, die sie selber nachzuvollziehen vermochte: daß er ein undurchschaubares Spiel treibe, bei dem auch Honor nicht mehr war als nur ein Stein auf dem Brett.
    Dann aber mußte Tourville zermalmt werden, und zwar so brutal, daß das Militär ein für allemal begriff, besser nicht mit dem Komitee für Öffentliche Sicherheit und dessen Angehörigen die Klingen zu kreuzen. Wenn Ransom mit einem Streich auch noch Honor töten konnte, dann um so besser.
    Innerhalb eines einzigen Herzschlags durchfuhren diese Überlegungen Honors Verstand. Trotzdem erschien sie nach außen hin wie gelähmt und der Sprache beraubt. Ransom wandte sich von Tourville ab und richtete ihr triumphierendes Lächeln wieder auf ihr Opfer. Honor zuckte indes keine Wimper; sie vermochte sich nicht zu bewegen. Ransom bemerkte das, und ihr Lächeln hätte selbst Helium zum Gefrieren gebracht, als sie sich wieder an den SyS-Major wandte und auf Nimitz zeigte.
    »Zunächst aber, Bürger Major, nehmen Sie dieses Tier nach draußen und töten es. Auf der Stelle.«
    »Jawohl, Bürgerin

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