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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Menschen unsichtbar blieben – als löschte diese Vielfalt alle subtileren Töne und indirekten Interpretationen aus, auf die sich die meisten Menschen verließen. Vielleicht hatten die Baumkatzen, weil sie fremde Empfindungen nicht zu analysieren brauchten, auch niemals die Fähigkeit dazu entwickelt, und deshalb konnte Nimitz keine Gefühle deuten, über die Honor sich selbst nicht im klaren war.
    Diese interessante Spekulation beantwortete indessen keine einzige Frage, und in ihrem Lichte wirkte Honors Rückzug für sie noch immer wie eine Flucht; sie half ihr auch nicht, Nimitz ihre Beweggründe zu erklären. Honor fühlte sich … unzulänglich – als käme sie durch ihre Unfähigkeit ihren Pflichten nicht nach. Doch neben der Zerknirschung, ihren Untergebenen ein Übermaß an Verantwortung aufgebürdet zu haben, empfand sie noch etwas viel Stärkeres: innere Befreiung. Daran erkannte sie, wie dringend sie den Abstand von White Haven brauchte. Nur aus der Distanz, so fürchtete sie, konnte sie mit ihrer Verunsicherung fertig werden und eine etwas rationalere Perspektive zurückerlangen. Vielleicht bot die Trennung auch ihm Gelegenheit, über Gefühle hinwegzukommen, die er ihr eventuell entgegenbrachte. Einerseits betete Honor, daß genau das geschehen möge, und hoffte gleichzeitig ebenso inbrünstig, daß es sich anders entwickelte – und genau deswegen mußte sie unbedingt Abstand gewinnen. Am schwersten aber Wog ihr Bedürfnis, sich wieder in die Gewalt zu bekommen, und solange der Admiral weiterhin mit ihr unter einem Dach wohnte, bestand keine Aussicht auf Besserung.
    Leider konnte sie ihm nicht die Gastfreundschaft von Harrington House aufkündigen. Gewiß hätte sich ein Vorwand ersinnen lassen, der nicht vor Unhöflichkeit zum Himmel stank und die neugierige Öffentlichkeit zufriedenstellte. Allerdings hätte sie White Haven mit einem solchen Vorwand, der nach außen hin den Anschein wahrte, niemals täuschen können. Auf keinen Fall wollte sie den Admiral persönlich kränken. Außerdem kannte sie eine einfache Lösung, die in der Vergangenheit immer funktioniert hatte. Honor sollte das Kommando über das 18. Kreuzergeschwader übernehmen, und fünf der acht Schiffe waren bereits im Jelzin-System. Bis CruRon 18 offiziell unter den Befehl der 8. Flotte gestellt wurde, blieb es Teil der graysonitischen Homefleet. Obwohl Honor ihre wahren Beweggründe, weshalb sie vorzeitig ihren Dienst antreten wollte, vor Hochadmiral Matthews verschwieg, schien er die Dringlichkeit gespürt zu haben, die sie nicht in Worte fassen durfte. Jedenfalls erhob Matthews keine Einwände, und Honors Order zur Rückkehr in den aktiven Dienst war schneller ausgesprochen worden, als sie zu hoffen gewagt hätte. Deshalb war sie nun mit Nimitz zu ihrem neuen Flaggschiff unterwegs, der Jason Alvarez .
    Honor atmete tief durch. Ihre Nasenflügel bebten dabei. Als sie die Augen wieder öffnete, blickte sie völlig ruhig drein. Geistig und emotional ließ sie sich auf ihr neues Kommando ein, und sie seufzte innerlich erleichtert auf, als sie spürte, wie sich die vertraute Last der Verantwortung auf ihre Schultern senkte … und das unerträgliche Grübeln über alles andere aus ihren vordergründigen Gedanken verbannte. Ihre Probleme und ihre Gefühlsverwirrung verschwanden zwar nicht wie durch eine Zauberformel, aber wenigstens erhielt Honor einen Aufschub, der mit etwas Glück lange genug andauerte, bis sie diese widerstreitenden Elemente auf einen angemessenen Platz verwiesen hatte.
    Ein leiser, melodischer Glockenton machte sie darauf aufmerksam, daß die Pinasse mit dem Endanflug zur Alvarez begann. Durch das Fenster erkannte Honor, daß der Pilot sein Beiboot auf einen Spiralkurs brachte, um ihr einen direkten Blick auf das Schiff zu gewähren.
    Die Alvarez lag untätig im Parkorbit. An den Flanken ihres schlanken, an beiden Enden mit ›Hammerköpfen‹ versehenen Rumpfes strahlten die grünen und weißen Lichter eines ›geankerten‹ Sternenschiffes. Mit knapp über 340.000 Tonnen erreichte die Alvarez nur fünf Prozent der Masse von Honors letztem Kommando, aber HMS Wayfarer war ein umgebautes Handelsschiff gewesen – ein riesiger, behäbiger, ungepanzerter Frachterrumpf mit Waffen an allen möglichen Stellen. Die Alvarez war ein echtes Kriegsschiff, ein Schwerer Kreuzer, der allein zu dem Zweck gebaut war, rasche Schläge auszuteilen und sich sofort wieder zurückzuziehen. Er verfügte über die Systemredundanz, an der es

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