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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hätte; sein relativ niedriger Dienstgrad war vielmehr die Folge schwerer Verletzungen, die er sich bei einem Shuttleunfall sechs Jahre vor Graysons Beitritt zur Allianz zugezogen hatte. Vor dem Allianzbeitritt hatte der medizinische Kenntnisstand auf Grayson nicht ausgereicht, um zu verhindern, daß der Unfall eine vielversprechende Karriere vorzeitig beendete. Nachdem Grayson jedoch den Beitrittsvertrag unterzeichnet hatte, konnte man mit moderner Medizin eine nachträgliche Behandlung beginnen und Lathams ›unheilbar gelähmten‹ Beine weitgehend wiederherstellen.
    Selbst manticoranischen Ärzten war eine komplette Heilung nicht möglich gewesen – vor allem deswegen, weil der Unfall schon so weit zurücklag. Um tatsächlich alles in Ordnung zu bringen, hätten die Ärzte ihm die Beine ein zweites Mal völlig zerstören und die Regeneration von Grund auf neu beginnen müssen; Latham war jedoch ein zu wertvoller Offizier, um ihn zwei weitere Jahre im Krankenhaus verbringen zu lassen. Tiefe Linien umrahmten seinen Mund und kündeten von den Schmerzen, die er zu erdulden gehabt hatte, und er bewegte sich sehr steif; doch selbst nachdem er als Invalide die GSN verlassen mußte, hatte er weiterhin für die Navy gearbeitet: als Zivilberater im Rollstuhl. Nach seiner Rückkehr in den aktiven Dienst war er zwei Jahre lang an einem Gemeinschaftsprojekt mit der RMN beteiligt gewesen, um die überlichtschnelle Signalanlage der Alliierten auf Geschwaderebene taktisch und operativ in die vorhandenen Kapazitäten systematisch einzubinden und die bestehenden improvisierten Lösungen zu ersetzen. Die gegenwärtige Verwendung war mit Sicherheit Lathams letzte Station vor seinem ersten Kommando über ein Sternenschiff. Ob er sich dessen bewußt war, konnte Honor nicht sagen, sie war jedenfalls froh, daß dieser fähige Mann zu ihrem Stab gehörte.
    Mit fünfundfünfzig Jahren war der Lieutenant (Senior-Grade) George LeMoyne, Honors Logistik- und Versorgungsoffizier, der älteste Stabsangehörige, doch jeder, der vielleicht glaubte, sein untergeordneter Rang sei das Zeichen mangelnder Kompetenz oder Leistungsbereitschaft, hätte sich schwer geirrt. Gleich nach Abschluß der High-School war LeMoyne in die Royal Manticoran Navy eingetreten (nach seiner Aussage aufgrund einer verlorenen Wette). Obwohl er zunächst zum Steuermann für Beiboote ausgebildet wurde, versetzte man ihn bald zum Bureau für Schiffe und teilte ihn dem Logistikamt von BuShips zu. Dort war er trotz seines Mangels an formeller Bildung allein aufgrund seiner Fähigkeiten rasch aufgestiegen. Zwei Jahre vor Kriegsausbruch hatte LeMoyne den Rang eines Master Chiefs erreicht und das Gegenstück zu drei Universitätsdiplomen erworben. Folglich war ihm von BuPers das Offizierspatent angeboten worden. Nach seiner Beförderung zum Ensign diente er im Verbindungsstab des Logistikamts zu Grayson, und seine Leistungen dort hatten das Vertrauen, das BuPers in ihn gesetzt hatte, mehr als gerechtfertigt. Honor wußte, daß sie ihn nur etwa ein Jahr lang zur Verfügung hätte, dann würde man LeMoyne zum Lieutenant Commander befördern und auf eine der drei großen Flottenwerften im manticoranischen Heimatsystem versetzen.
    Lieutenant Commander Anson Lethridge, Honors Astrogator, war als einziger Angehöriger ihres Stabes weder Manticoraner noch Grayson. Lethridge stammte aus der Republik Erewhon und war Offizier der Erewhonischen Navy, ein Mann mit dunklen Haaren und Augen. Lethridge war stämmig, kräftig gebaut und einer der häßlichsten Menschen, die Honor jemals zu Gesicht bekommen hatte. Schroffe Züge, eine schwere, breite Stirn, breite Schultern und lange Arme verliehen ihm ein grobschlächtiges, fast viehisches Erscheinungsbild, das im krassen Widerspruch zu seinem wachen Verstand und seiner schier unerschöpflichen Energie stand. Honor wunderte sich, daß er niemals Bioskulptur in Anspruch genommen hatte, denn ganz offensichtlich war er empfindlich, was sein Aussehen anging. Man merkte dies daran, daß er ständig Witze über sein Äußeres riß. Viele davon waren tatsächlich komisch, doch alle wiesen sie einen bitteren, beißenden Unterton auf. Honor bezweifelte allerdings, daß die anderen Stabsoffiziere dies genauso eindeutig bemerkten wie sie. Schließlich hatte sie zwanzig oder dreißig T-Jahre unter der Überzeugung gelitten, sie sei ebenfalls häßlich, und deshalb empfand sie für den Erewhoner ein geradezu leidenschaftliches Mitgefühl. Welche Probleme

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