Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx
Manticoranische Wurmlochknoten
5.1. Allgemeine Grundlagen der Wurmlochmechanik
Wurmlochknoten bestehen aus einem zentralen Wurmloch, das man den Wurmlochnexus nennt, und seinen assoziierten, sekundären Termini. Der Nexus steht mit jedem Terminus über eine unverwechselbare Anordnung an Gravitationswellen in Verbindung, innerhalb derer ein Muster in den Terminus hinein und das andere hinaus führt. Man bezeichnet die Muster gemeinhin als Terminusroute. Jeder Knoten weist ein Tonnagenmaximum auf, die Höchstmasse, die durch einen gegebenen Terminus einschließlich des Nexus auf einmal befördert werden kann. Das Limit gilt jedoch für jeden Terminus getrennt.
Verkehr kann vom zentralen Nexus zu jedem Terminus und von jedem Terminus zum Nexus laufen, nicht jedoch von einem Terminus zum anderen. Hingegen kann das Tonnagelimit zu verschiedenen Termini gleichzeitig bewegt werden.
Jedes Mal, wenn ein oder mehrere Raumschiffe eine bestimmte Terminusroute passieren, wird die Route für kurze Zeit instabil und kann von anderen Schiffen nicht benutzt werden; die Destabilisierung ist proportional zur Masse, von der sie hervorgerufen wurde. Je masseintensiver also das Transitgut (d. h. je mehr Schiffe gleichzeitig bewegt wurden), desto länger ist die Route destabilisiert.
Der zentrale Nexus ist darum der flexibelste, in militärischer Hinsicht aber auch der verwundbarste aller Knotentermini. Er kann eine Kampfflotte entweder zu einem Terminus oder sogar nahezu zeitgleich zu allen Termini senden, wenn diese Kampfflotte dem Tonnagelimit des Nexus entspricht, doch dann ist er nicht in der Lage, Verstärkung zu befördern, bis die Route(n) sich wieder stabilisiert haben. Entsprechend kann ein Angreifer, der zwei oder mehr Termini des gleichen Wurmlochknotens in seinem Besitz hat, das volle Tonnagelimit an Kriegsschiffen in den Zentralen Nexus schicken. Deshalb ist das Sternenkönigreich von Manticore stets sehr besorgt, dass ein Gegner (wie die Volksrepublik Haven) die Kontrolle über mehr als einen Terminus des Manticoranischen Wurmlochknotens erlangt.
5.2. Der Manticoranische Wurmlochknoten
Entdeckt wurde der Manticoranische Wurmlochknoten im Jahre 1585 R D. (98 n. d. L); er liegt 412 Lichtminuten von Manticore A entfernt und kann sich rühmen, der umfangreichste bislang entdeckte Nexus zu sein, denn er ist mit nicht weniger als sechs anderen Sonnensystemen verbunden: mit Sigma Draconis in der Solaren Liga, Gregor im Anderman-Reich, Trevors Stern in der Volksrepublik Haven, Phoenix im Phoenix-Cluster, Matapan und, wie erst 1856 P. D. (254 n. d. L.) festgestellt, dem Basilisk-System. Darüber hinaus arbeiten die manticoranischen Astrophysiker gegenwärtig mit neuen Vermessungsdaten, die darauf hindeuten, dass der Knoten mit zumindest einem, eventuell sogar mehreren weiteren Termini in Verbindung steht, die jedoch zunächst noch isoliert werden müssten.
Der Wurmlochknoten erwies sich für die manticoranische Wirtschaft als wahre Goldgrube, da er den allgemeinen Schiffsverkehr immens ankurbelt. Leider hat er damit das Sternenkönigreich auch zu einem Spieler auf galaktischer Ebene gemacht, ob es wollte oder nicht, denn die imperialistische und militärische Bedeutung des Knotens ist allen Betroffenen klar. Aus offensichtlichen Gründen hat das Flottenbudget daher in den letzten fünfzig T-Jahren erhöhte Aufmerksamkeit erregt, und das Sternenkönigreich erhob zum ersten Mal Anspruch auf einen Planeten außerhalb des Manticore-Systems (Medusa, eine höchst unangenehme, kaum bewohnbare Welt im Basilisk-System), um sich den dort gelegenen Wurmlochterminus zu sichern. (Vor 1901 P. D. nahmen manticoranische Diplomaten größte Mühen auf sich, um nur nicht offen zu benennen, gegen wen man sich mit der Annexion Basilisks schützen wollte, obwohl die relative Nähe des Sterns zur Volksrepublik Haven daran eigentlich keinen Zweifel lassen konnte. Es besteht begründeter Anlass zu der Vermutung, das Sternenkönigreich habe die Annexion nur deshalb ohne äußere Krise durchführen können, weil Haven bei der Entdeckung des Terminus gerade mit anderen Problemen beschäftigt war.) Da Medusa von einer vernunftbegabten fremden Spezies bewohnt ist, warf die Annexion im Sternenkönigreich die Frage nach den Rechten und dem Schutz der Ureinwohner auf; der wachsende Druck durch havenitische so genannte ›Händler‹, die den rechtmäßigen Handel mit den Eingeborenem ungestört wissen wollten (obwohl diese kaum etwas besitzen,
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