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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Seite, von der die Manticoraner sich näherten, war die zweiflügelige Eingangstür gewesen; an der Rückwand gab es gewiss Notausgänge. Nun aber schlossen Plastikscheiben in Rahmen aus einheimischem Holz die groben Löcher, die man in die Wände geschlagen hatte, damit auch während eines Stromausfalls Licht und Luft in die Räume gelangten. Mincio vermutete sehr, dass Stromausfälle mehr die Regel als die Ausnahme waren; man brauchte nur Hopes technische Entwicklung zugrunde zu legen und den Ausbildungsstand des Ligapersonals, das den Generator zu warten und zu bedienen hatte.
    »Führst du uns zu Officer Kawalecz, mein Junge?«, fragte Nessler den Straßenjungen, der lässig am Eingang des Gebäudes saß. Er hatte den beiden mit einem erwartungsvollen, verächtlichen Grinsen entgegengeblickt.
    »Warum sollte ich?«, entgegnete er ohne aufzustehen. Seine Kleidung war aus Uniformstücken der Gendarmerie und des Protektoratsdienstes zusammengestoppelt.
    Nessler schnippte ihm eine kleine Münze zu. Der Junge schnappte sie, sprang auf und floh um das Gebäude. »Volltrottel!«, johlte er dabei. »Such sie doch selber!«
    »Das sollten wir wohl lieber«, sagte Nessler, ohne die Miene zu verziehen und drückte die Tür auf.
    Im Korridor war es düster, doch aus dem Büro am Ende des Ganges trat Licht, das mit der niedrigen Frequenz des Wechselstroms flackerte, der es speiste. Dorthin wandten sie sich. Ohne die Besucher zu beachten, schritten zwei Männer in schwarzen Gendarmerieuniformen aus einem Zimmer und betraten ein anderes.
    Auf den weniger entwickelten Welten, die von einem Protektoratsbeamten statt eines Hochkommissars geleitet wurden, sollten Gendarmen die Ordnung aufrecht erhalten. Während dieser Reise hatte jede einzelne Begegnung mit Ligagendarmen Mincio zu der Überzeugung gebracht, dass dieser Dienst ausschließlich Menschen anzog, die nur wenig für den Ruf der Liga zu leisten bereit waren, von Recht und Ordnung ganz zu schweigen.
    »Carabus!«, rief eine Frau aus dem erhellten Zimmer. Auf dem Pappschild an der halb offen stehenden Tür stand: CLO2 Denise Kawalecz. »Verdammt sollst du sein – was hast du mit der Flasche angestellt?«
    Mincio betrat den Raum gleich nach Nessler. Kawalecz blickte von der untersten Schublade eines Aktenschranks auf, in der sie offenbar etwas suchte. Als sie statt des Erwarteten Fremde sah, huschten rasch mehrere Empfindungen über ihr Gesicht: Der Ausdruck schwankte zwischen Furcht und Habgier. Obwohl Kawalecz eigentlich nicht hässlich war, hatte Mincio noch nie einen Menschen getroffen, auf den das Attribut ›hausbacken‹ besser gepasst hätte.
    »Wer sind Sie denn?«, verlangte die Beamtin zu erfahren und setzte sich an ihren Schreibtisch, der mit Apfelsinenschalen und weniger leicht zu identifizierenden Essensresten übersät war; heimische aasfressende Insekten begrüßten die Neuankömmlinge mit einem Winken ihrer Fühler, von denen jedes Insekt nur einen einzigen besaß, und wandten sich wieder ihrem Mahl zu.
    »Officer Kawalecz«, antwortete Nessler, »wir sind manticoranische Bürger auf der Reise zu Alphanerstätten. Mein Name ist Nessler, und das ist Ms. Mincio.«
    Mincio reichte ihr die Reiseerlaubnis vom Protektoratsministerium der Liga in Form eines Nur-Lese-Chips sowie eines gestempelten und gesiegelten Ausdrucks. In Sektor 12 hatte sich der Ausdruck bislang als nützlicher erwiesen als der Datenspeicher, denn Chip-Lesegeräte – insbesondere aber funktionstüchtige Chip-Leser – glänzten hier vor allem durch Abwesenheit.
    Kawalecz schob das Schreiben mit dem kleinen Finger zurück. »Hope wird darauf nicht eigens genannt«, sagte sie.
    »Sie gilt für den gesamten Sektor Zwölf –«, setzte Mincio heißblütig an.
    »Einen Augenblick, Mincio«, unterbrach Nessler sie. »Darf ich das noch einmal sehen, Officer?«
    Er nahm das Dokument, faltete es um eine goldfarbige Münze, die er verstohlen aus der Tasche gezogen hatte, und reichte es ihr zurück. »Ich glaube, bei genauerem Hinsehen werden Sie Ihren Planeten doch noch finden.«
    Mit steinernem Gesicht starrte Mincio auf das Hologramm des Genfer Ligapalastes, das an der Wand hing. Wenn man es mit den Beamten eines unterentwickelten Planeten zu tun hatte, musste man Bestechungsgelder einkalkulieren, doch Ligabeamte sollten eigentlich darüber erhaben sein. Nessler konnte sich die Ausgabe zwar leisten, doch wenn selbst Repräsentanten der Liga sich die Hand versilbern ließen, dann mussten die Barbaren

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