Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
gestatten werde, Versprechen von Immunität oder Straferlass auszusprechen. Wenn jemand eine Warnung hinzufügen möchte, dass Kriegsgerichtsverfahren anstehen, so soll er es tun. Doch Sie dürfen ihnen auch wiederholen, was Alistair gerade gesagt hat: dass ich niemandem, der meinem Befehl untersteht, gestatte, Gräueltaten zu verüben, wie sie im Augenblick begangen werden.«
»Jawohl, Ma’am.«
»Und während Warner damit beschäftigt ist, Alistair«, fuhr Honor an McKeon gewandt fort, »setzen Sie sich bitte mit Jesus und Harriet zusammen. Erarbeiten Sie ein Verfahren, mit dem wir die Ex-Sklaven in den Griff bekommen.« Ihr Gesicht war sehr grimmig geworden. »Heute Nachmittag halte ich eine weitere Ansprache. Ich werde sie im Zuge dessen an unser Versprechen erinnern, dass den Schuldigen der Prozess gemacht wird, und ich werde betonen, dass unsere Leute die Genehmigung haben, notfalls äußerste Gewalt anzuwenden, um Rachemorde zu verhindern. Solch schwere Geschütze fahre ich zwar nur ungern auf, aber sie haben so viel durchgemacht, dass eine weniger drastische Drohung wahrscheinlich gar nicht zu ihnen durchdringt. Wenn Harriet, Jesus und Sie es für erforderlich halten, wäre ich bereit, eine inselweite Ausgangssperre zu verhängen. Vielleicht können wir dadurch die Anzahl der Morde verringern.«
»Das ist vielleicht keine schlechte Idee«, sagte McKeon nachdenklich. »Einschließlich der Landarbeiter sind es fast fünfhundert. Wir konnten wenigstens verhindern, dass sie Waffen in die Hände bekommen – abgesehen von denen, die sie den Schwarzbeinen abnahmen, mit denen sie bereits abgerechnet haben … Trotzdem sind es immer noch fast ebenso viele Ex-Sklaven wie Infernoiten.«
»Das weiß ich.« Honor seufzte. »Mir widerstrebt es nur ungemein, sie wieder einzusperren – nach allem, was man ihnen angetan hat. Ich fürchte sogar ein wenig, dass sie uns dann ebenfalls als Feinde betrachten.«
»Darüber würde ich mir nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen«, entgegnete McKeon. »Natürlich, sie werden ganz schön sauer sein deswegen, und einige von ihnen hassen uns vielleicht sogar, wenigstens auf kurze Sicht. Aber es besteht doch ein himmelweiter Unterschied zwischen einer Ausgangssperre – selbst wenn sie mit Waffengewalt durchgesetzt wird – und den Exzessen der Schwarzbeine! Die Lage mag dann eine Weile angespannt sein, aber sobald die Ex-Sklaven sehen, dass es Ihnen mit den Prozessen ernst ist, werden sie sich schon beruhigen.«
»Wenn wir solange die Zügel in der Hand behalten«, sagte Honor und seufzte wieder. »Wir brauchen mehr Leute, Alistair, und wir brauchen sie dringend.«
»Da stimme ich Ihnen zu.« McKeon rutschte auf seinem Stuhl vor, bis er nur noch auf der Kante saß, und kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Schon Fortschritte bei der Datensuche?«, fragte er dann.
»Ein wenig, ja.« Honor klopfte auf ihr Terminal, auf dem sie gerade die neuste Meldung des Computerangriffskommandos gelesen hatte.
»Harkness, Scotty, Anson, Jasper und Ascher haben einen Heidenspaß daran, mit der abgesicherten Datenbank der Havies zu spielen. Das übersteigerte Selbstbewusstsein dieser SyS-Chargen ist einfach unglaublich. Die Möglichkeit, dass jemand die Basis von innen übernehmen könnte, ist ihnen offenbar niemals in den Sinn gekommen. Für sie war es einfach unmöglich, dass es dazu kommen konnte. Daher waren nur Tresca und sein Stellvertreter ermächtigt, im Notfall Dateien zu vernichten – und auch das nur von der Kommandozentrale der planetaren Verteidigung aus.« Honor schüttelte den Kopf. »Da die Havies glaubten, die einzige Bedrohung für sie käme von außen und müsste erst die Abwehrsatelliten durchbrechen, dachten sie sich, dass der Diensthabende am besten entscheiden könnte, wann die Akten vernichtet werden sollten, deshalb legten sie die Hauptdatenverarbeitung in die Zentrale. Und diese Zentrale hat Jesus eingenommen, bevor einer der beiden autorisierten Offiziere überhaupt dorthin gelangen konnte …« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, als wollte sie sagen: ›Tja, zu dumm – für die Havies.‹ »Also haben wir ihre Dateien intakt erbeutet?«
»Zumindest sieht es für unsere Maulwürfe ganz danach aus. Die Sicherungssysteme sind noch primitiver und veralteter als an Bord der Tepes , sagt Harkness. Nur gibt es leider erheblich mehr davon, und es dauert seine Zeit, sich hindurchzuarbeiten. Anson sagt allerdings, es sei eher zeitaufwändig als
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