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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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den Weltraum durchquerten, trat Thornegrave zum ersten Mal (soweit er sich erinnerte) andächtig zurück vor dem schieren Ausmaß der Träume, die von der menschlichen Rasse in die Tat umgesetzt worden waren. An sich waren Longstops nicht viel mehr als übergroße Lastkähne, doch wenn man sie sah, wie sie dort in der endlosen Nacht waberten und strahlten, erschienen sie als etwas Großartiges.
    Und wenn wir zum Bau solcher Schiffe fähig sind, dann müssen wir auch die Revolution zum Abschluss bringen können , dachte er, ohne die gebannten Augen von dem Anblick abzuwenden. Ihm fröstelte, als ein unerwünschtes Gegenargument die Stimme erhob: Es sei denn, jemand, der ebenso fähig ist, hält uns auf – etwa die verdammten Mantys.
    In solchen Momenten vermisste er Cordelia Ransom am meisten. Im Gegensatz zu neunundneunzig Prozent seiner Untergebenen wusste Prestwick Thornegrave, was genau in diesem Sonnensystem Cordelia Ransom zugestoßen war. Er hielt es für sehr vernünftig von der Öffentlichen Information, dass sie verkündet hatte, Ransom sei – mitsamt ihres Schiffes – im Gefecht verloren gegangen, während sie als Repräsentantin des Komitees für Öffentliche Sicherheit die Front besuchte. Denn eigentlich stimmte das – abgesehen davon, dass das Schiff an einer anderen Stelle und zu einer anderen Zeit zerstört worden war als offiziell bekannt gegeben. Ransom war daraufhin, ganz wie sie es verdient hatte, zu der am höchsten verehrten Märtyrerin der Revolution erhoben worden. Für die Neue Ordnung bedeutete ihr Tod dennoch einen schweren Schlag, und Thornegrave bedauerte zudem die Notwendigkeit, so viele altgediente eigene Leute zu belügen, indem man den Verlust der Tepes bemäntelte. Doch das Komitee hatte eines erkannt: Es hätte der Volksmoral sehr geschadet, wennn man eingestanden hätte, dass die Mantys und ihre Lakaien Ransom töteten, nachdem sie die Exekution dieser elitären, mörderischen Aristokratin Harrington angeordnet hatte. Darunter hätte die Volksmoral sogar deutlich mehr gelitten als unter ihrem späteren offiziellen Heldentod. Die alliierte Propaganda hätte am Ende sogar davon profitiert.
    Nun grunzte er reizbar. Wieder war er an den Verlust erinnert worden, den das Volk erlitten hatte, und das zerrte ihn zurück in die Gegenwart. Er stierte auf die Wörter vor sich, schnaubte, speicherte ab und schloss die Datei. Sein Moment des inneren Jubels lag über fünf Stunden zurück, und nun war es Zeit, auf die Flaggbrücke zurückzukehren.
     
    »Man nimmt nun die letzte Kurskorrektur vor, Mylady«, meldete Commander Phillips leise, und Honor nickte, ohne die Augen vom Plot zu nehmen. Phillips klang nun ein wenig heiserer als bei der Transition der Haveniten, was Honor nicht überraschte. Je weiter der Feind unbekümmert systemeinwärts vordrang, desto mehr stieg die Spannung, und in gewisser Weise machte der völlige Mangel an Misstrauen auf havenitischer Seite das Ganze nur noch schlimmer. Es war, als halte jeder in der Kontrollzentrale die Luft an und warte auf das erste Anzeichen, dass ihre Pläne fehlschlagen würden; jeder Augenblick, in dem dieses Indiz ausblieb, verstärkte nur die Furcht, dass es doch noch geschehen könnte.
    Natürlich sind es nicht ›ihre‹ Pläne; es sind meine Pläne , dachte Honor gequält. Ihr Mund war trocken. Nimitz schmiegte sich gegen ihren Rücken, drückte ihr sein Kinn auf die Schulter und sang ihr fast unhörbar zu. Vielleicht war es tatsächlich unhörbar, etwas, das sie nur über den telempathischen Link und nicht mit den Ohren wahrnahm.
    Sie holte tief Luft und zwang sich, bewegungslos vor dem Plot zu stehen. Den Daumen hatte sie in den Gürtel gehakt. Diese Pose lag ihr nicht – sie kam ihr nachlässig und unmilitärisch vor –, aber sie konnte ihren einen Arm leider nicht zu ihrer üblichen ›Ich-bin-nicht-nervös‹-Haltung hinter dem Rücken verschränken. Bei dem Gedanken musste sie herzlich lachen, und Phillips drehte sich erstaunt zu ihr um.
    Honor schüttelte den Kopf. Sie wollte sich nicht erklären. Damit hätte sie ihrem Image geschadet, jedes Gefecht kühl und gelassen zu führen. Außerdem konnte sie nicht sagen, wie viel von diesem Lachen doch nur eine Folge ihrer Anspannung war. Jeden hatte die Nervosität gepackt, als die Ortung die siebzehn Punktquellen genauer analysierte. Erwartet hatten sie zwei Schlachtkreuzer und drei Schwere Kreuzer; ihnen näherten sich vier Schwere und sechs Schlachtkreuzer, dazu zwei Leichte

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