Honor Harrington Bd. 16
von ihnen, zählte zu den Toten. Der Herr gibt es - und wenn die Zeit reif ist, nimmt der Herr es wieder.
Über seinen Ohrhörer erhielt Templeton nun Berichte von allen Teams im Spielsalon. Sie meldeten Erfolge beim Niederkämpfen der Wachleute. Sehr viel leichtere Erfolge natürlich, als Templeton beim Kampf gegen die Elitesoldaten erzielt hatte.
Nur von einem seiner Leute hörte er nichts, er meldete sich nicht; es handelte sich um den, der den Wachmann erledigen sollte, welcher mit einer Hure flirtete. Auch er war ein Neubekehrter. Nachlässig wie immer. Gideon bezweifelte nicht, dass der Mann erfolgreich gewesen war, doch er hatte es schlichtweg versäumt, sich zu melden.
Templeton und die anderen Überlebenden seiner Hauptabteilung hatten nun den großen Spieltisch erreicht. Ihre Blicke schauten nach der Prinzessin. Sechzehn Masadaner waren übrig, mehr als nötig, um die Umgebung abzusuchen. Die Leichen des Croupiers und zweier Spieler, von verirrten Schüssen aus Templetons Salve getötet, lagen über dem Tisch. Zwei weitere Kunden des Casinos lagen tot auf dem Boden. Nachdem die Leichen beiseite geräumt worden waren, benötigte Templeton nur zwei Sekunden, um die Lage zu erfassen. Seine Schwester und die Zilwicki-Schlampe mussten sich unter dem Tisch verstecken. Er war mehr als groß genug, um zwei Frauen Platz zu bieten - und Templeton sah nun auch, dass der Raum unter der Platte von einem Stoffvorhang verdeckt wurde. Teurer, erlesen verzierter Stoff, dazu ausersehen, den Kunden zu gefallen und sie zu stimulieren. Nun war er von Blut durchtränkt, das von den Quasten zu Boden tropfte.
»Den Tisch umstellen!«, brüllte er. »Packt sie, wenn sie hervorkommt.« Templeton hielt den Chemospürer in der linken Hand, den Pulser in der rechten. Er schritt über die Leiche eines gefallenen manticoranischen Leibwächters und hob den Vorhang mit dem Chemospürer, während er darauf achtete, den Pulser in eine andere Richtung zu halten. In seinem gerechten Zorn besaß er dennoch genug Selbstbeherrschung, dass er nicht riskierte, die Hure mit einem Schuss zu töten, der sich versehentlich löste.
»Okay«, sagte Victor leise in sein Kehlkopfmikrofon, »es ist eindeutig eine Entführung und kein Mordanschlag. Also im Augenblick nicht feuern. Wenn die Kerle sie bloß ermorden wollten, würden sie bereits ihre Waffen unter den Tisch richten. Macht euch bereit. Vergesst nicht - Templeton bleibt am Leben. Der neben ihm auch, der Mann mit der blau bestickten Jacke. Er ist der Stellvertreter. Sein Name ist Abraham, irgendein Verwandter. Lasst noch einen am Leben, damit sie das Mädchen rasch rausschaffen.«
»Welchen?«, fragte Donalds Stimme in seinem Ohr.
Für alles Raffinierte fehlte die Zeit. Victor suchte sich den Mann mit der auffälligsten Kleidung aus. »Den Schwätzer in dem leuchtend gelben Anzug. Die drei bleiben am Leben. Tötet die Übrigen.«
Als er sich weit genug vorbeugte, sah Templeton die beiden Gestalten, die sich in der Düsterkeit unter dem Tisch zusammenkauerten.
»Komm heraus, Schwesterherz«, zischte er das Mädchen im königlichen Gewand an. Er ging auf ein Knie, um einen besseren Winkel zu erhalten, und richtete den Pulser auf die Begleiterin seiner Schwester. »Komm sofort heraus, oder ich bringe die Zilwicki-Schlampe um.«
So viel musste er seiner Schwester lassen: Sie zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann begann sie, auf ihn zuzukriechen. Wenigstens war die Hure nicht zaghaft und feige. Das musste am männlichen Erbteil liegen. Gideons Vater war
für seinen Mut berühmt gewesen, und er hatte auch Ruth gezeugt.
Die Zilwicki wirkte benommen. Templeton entschied, dass ihm das genügte. Er würde sie in Ruhe lassen, wie er bei Gott dem Herrn geschworen hatte. Sie machte den schwächlichen Versuch, die Prinzessin zurückzuhalten, doch ihre tastende Hand glitt ab, als Templetons Schwester resolut näher kroch.
Endlich ging alles gut. Die Schreie aus dem Spielsalon versicherten Templeton, dass der gesamte Raum ein einziges Irrenhaus war, in dem jeder nur noch zu entkommen suchte. Seine Männer und er würden sich einfach der Menge anschließen und in dem Chaos und Durcheinander unerkannt bleiben.
Als seine Schwester ihn erreichte, schob Templeton den Pulser in den Hosenbund und ergriff sie beim Haar. Dann riss er sie unter dem Tisch hervor und zerrte sie hoch, bis sie stand.
Er hatte den Chemospürer noch in der Hand und warf einen Blick darauf, eigentlich ganz beiläufig, eine
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