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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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insgeheim nicht mehr als Gesicht, sondern als Dauermaske bezeichnete.
    Jetzt aber war es eben keine Maske. Havlicek war aufrichtig ärgerlich und entschlossen. »Ich weiß, dass ich lange Zeit zur Vorsicht gedrängt habe. Das lag aber nur daran, dass ich keine gute Chance erkennen konnte, sie fertig zu machen, ohne uns zu exponieren. Seht ihr es denn nicht? Dieser junge Mann kommt wie gerufen. Wie aus der alten Zeit. Lei varai barbu. Sicher, er ist keiner von uns - er ist Havenit. Doch es ist jetzt nicht an der Zeit, unter uns bleiben zu wollen.«
    Lei varai barbu. Jack Fuentes dachte einen Augenblick lang darüber nach. Alessandra benutzte einen alten Slangausdruck aus dem Hybrididiom ihrer Gangstervorfahren. Wie bei den meisten solcher Ausdrücke erschien die direkte Übersetzung recht bedeutungslos - ›Der wahre Bärtige‹ -, aber der Begriffsinhalt stand präzise fest. Lei varai barbu war der, den man mitnahm, wenn die Familienehre auf dem Spiel stand. Derjenige, der während der Ehrenrettung vielleicht starb, weil das Schicksal sehr launenhaft ist. Der aber niemals zurückschreckte oder auch nur zögerte oder vor Schmerzen oder vor Angst aufschrie. Niemals. Und der selbst dann, wenn er scheiterte, den Feinden der Familie solche Furcht einjagte, dass sie nie vergaßen, welchen Preis es hatte, sich mit der Familie anzulegen.
    Fuentes sah, wie Halls Miene umschlug, und wusste, dass jede weitere Erörterung sinnlos war. Und es dauerte ohnehin kaum eine Sekunde, da war auch seine eigene Stimmung umgeschlagen.
    Alessandra hat Recht - und Walter hat die ganze Zeit Recht gehabt.
    Scheiß drauf. Jetzt ist es eine Frage der Ehre. Wenn es nur noch ein bisschen so weitergeht, müssen wir zugeben, dass wir zu Lakaien Manticores geworden sind. Dass wir wie ein Pudel Männchen machen und um Reste vom Tisch des Barons betteln. Dass wir es als Respektbekundung nehmen, wenn er uns das Köpfchen tätschelt.
    »Also gut, Walter«, knurrte er. »Grünes Licht. Sag uns als Erstes, was du brauchst. Dann ...«
    Havlicek, Hall und er tauschten rasche Blicke. Eindeutig, sie überließen ihm die Führung.
    »Dann nennst du uns deine Bedingungen.«
    Eines muss man Walter Imbesi lassen, dachte Fuentes. Seine Politik ist zu leichtsinnig, er ist zu sehr ein Spieler, aber bei allem anderen war er niemals anders als großzügig.
    »Über die Bedingungen können wir später reden, wenn wir Zeit haben. Ob ihr es glaubt oder nicht, ich empfinde kein brennendes Bedürfnis, ein Quadrumvirat zu bilden - jedenfalls im Moment nicht.« Er nickte tief, dass es beinahe eine Verbeugung war, und erwähnte ebenfalls eine alte Redensart: »Maynes uverit, banc etenedu.«
    Hall grunzte zustimmend. »Hände offen, reicher Tisch.« Frei übersetzt bedeutete das: Kümmern wir uns um die dringlichen Angelegenheiten, die Beute teilen wir später. Es ist genug für alle da.
    »Mir genügt das«, sagte Fuentes. »Und im Augenblick?«
    Imbesi antwortete nicht sofort. Er nahm sich Zeit, Cachat erneut zu mustern, der mittlerweile die beiden Frauen erreicht hatte und etwas mit ihnen erörterte.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete er. »Zunächst einmal müssen wir uns im Hintergrund halten.« Er schenkte Alessandra einen Blick, durchtrieben und anerkennend zugleich. » Lei varai barbu, allerdings - doch der soll die Familie ja auch dadurch schützen, dass er alles auf sich nimmt. Natürlich nur, falls es nötig sein sollte, und ich hoffe, dass es dazu nicht kommt. Aber ... wer weiß?
    Davon abgesehen sollten wir Cachat weiterhin freie Hand lassen. Er hat gelogen, versteht ihr - oder zumindest die Wahrheit arg gedehnt. Er ist kein guter Planer. Wenn er es wäre, dann wäre sein Plan schon unter dem Gewicht seiner Komplikationen zusammengebrochen. Er ist ein Genie im Improvisieren. Also sollten wir ihn weiterhin improvisieren lassen.«
    Havlicek gab mit einem Grunzen ihre Zustimmung. »Wie ich schon sagte: Lei varai barbu. Trete die Tür ein, dann siehst du, wohin es führt. Mir reicht das. Wenn er nichts anderes bewirkt« - der finstere Ausdruck auf ihrem Gesicht wich einem wahrhaft wilden Grinsen »so jagt er doch Manpower und Mesa und den Manticoranern und jeden anderen Gottesfurcht ein, der glaubt, mit uns machen zu können, was er will. Da könnt ihr euch ganz sicher sein.«
    Nachdem sich Fuentes, Havlicek und Hall vom Tisch erhoben und weiter hinten den Saal verlassen hatten, wo er noch immer in Schwärze getaucht war, wandte sich Walter Imbesi seiner Nichte

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