Honor Harrington Bd. 16
Stimme passte zu dem Kerl, sie war schwer und viehisch.
»Das ist einer, was?« Das Lachen, das folgte, war noch schwerer. »Und wenn du dich immer noch fragst, ob das wirklich ein Dämon ist - o ja, das ist er mit Sicherheit. Allerdings würd’ ich sagen, dass sein Wahnsinn heute schon ein bisschen nachgelassen hat. Als ich ihn das letzte Mal bei so was gesehen hab’, da hat er ein Dutzend von euch Schweinen in der Luft zerrissen.«
»Wie heißt er denn?«, keuchte Ringstorff. Aus irgendeinem Grund musste er es unbedingt erfahren.
Doch er bekam keine Antwort außer einem weiteren schweren, viehischen Lachen. Und während Ringstorff durch die Korridore dem unbekannten Schicksal entgegengezerrt wurde, das auf ihn wartete, blieb ihm viel Zeit, sich zu sagen, dass es doch kein so großer Segen sei, dem Audubon Ballroom in die Hände zu fallen.
Nachdem die Gefangenen fortgeschafft waren und alles vorbei war, bliekte Thandi Berry an. Das Gesicht des Mädchens wirkte noch immer gefasst, obwohl sie sich mit ihrer kleinen Hand recht stark an Thandi klammerte.
»Alles okay?«, fragte die Solarierin.
Berrys Gesicht zuckte neckisch. »Genossen habe ich es jedenfalls nicht. Aber, ja, mit mir ist alles in Ordnung.«
Sie hob den Blick und sah Thandi an. Ihre Augen waren grün, doch in dem schwachen Licht erschienen sie dunkler. Thandi glaubte überrascht ein Funkeln in ihnen zu erkennen.
»Sag bloß nichts. Ist das der Spion, in den du dich verknallt
hast?«
Thandi sagte nichts, doch die Antwort musste ihr vom Gesicht abzulesen sein, denn Berry atmete stoßweise aus, dann zuckte sie leicht mit den Schultern. »Du bist mir eine Perverse. Aber warum nicht...«
Das Mädchen musterte den entfernt stehenden Victor Cachat mit Augen, die weit älter zu sein schienen als siebzehn Jahre. »Ja, warum nicht ... wenn du ihm trauen könntest, würde ich verstehen, wieso du dich bei ihm sicher fühlst.« Sie hob den Blick zu Thandi. »Und ich kann mir denken, dass dir das wichtig ist. Sehr.«
Thandis antwortender Händedruck war sehr kräftig - so kräftig, dass Berry zusammenzuckte.
»Tut mir leid. Ich vergesse meine Kraft. Ja, ich hasse es, ständig darauf achten zu müssen. Und, ja, Berry, du hast Recht. Vermutlich ist es pervers, ich weiß es nicht. Ich brauche ja nicht unbedingt einen Mann in der Nähe, damit ich mich sicher fühlte, als vielmehr einen, der sich in meiner Nähe sicher fühlte.« Ihre dunklen Augen richteten sich auf Cachat, der wie gedankenverloren still und ruhig mitten im Raum stand. »Bei ihm kommt noch nicht einmal ein weibliches Monster auf dumme Gedanken.«
Sie war erstaunt, dass Berry ihr die Hand entriss. Überrascht jedoch war sie darüber, das Berry die Hand hob und sie ohrfeigte.
»Sag das nie wieder!« Das Mädchen war wirklich wütend - Thandi hatte sie noch nie anders als gelassen und gefasst erlebt. »Niemand nennt dich ein Monster, wenn ich dabei bin, noch nicht einmal du selbst. Hast du das verstanden?«
Und das war das Erstaunlichste überhaupt: dass solch eine zierliche junge Frau zu einer Frau wütend hochblicken konnte, die doppelt so groß war und sie an Körperkraft um ein Mehrfaches übertraf, und augenblicklichen Gehorsam verlangen konnte. Als wäre sie wirklich eine Prinzessin.
»Jawohl, Ma’am. Ah, Berry.«
29
Vom dunklen Tisch aus beobachtete Jack Fuentes, wie Victor Cachat zu den beiden Frauen ging, die an der anderen Seite des Spielsalons hereingekommen und dort Zeuge der jüngsten Ereignisse geworden waren. Es mussten der solarische Offizier und die gerettete Manticoranerin sein.
»Das ist furchtbar roh, Walter«, sagte er zögernd. »Ich bin mir nicht sicher ...«
Zu seiner Überraschung wurde er von Alessandra Havlicek unterbrochen. »Ach, Scheiß darauf! Es wurde auch langsam Zeit.«
Fuentes und Tomas Hall wandten sich ihr zu und starrten sie an. Hall wirkte genauso überrascht wie Jack. Von ihnen war Havlicek immer die Zaghafteste gewesen, was das Mesa-Congo-Problem betraf. Von ihrem Verhalten gegenüber Manticore ganz zu schweigen.
Die Frau an der Spitze des mächtigen Havlicek-Clans zeigte eine finstere Miene. Eigenartig war vielleicht, dass mit dem strengen Gesichtsausdruck dieses Mitglied des regierenden Triumvirats attraktiver als gewöhnlich erschien. Fuentes überlegte, ob es daran liege, dass sie sich so selten überhaupt etwas im Gesicht anmerken ließ. Einem Gesicht, welches so häufig von Bioskulpteuren ummodelliert worden war, dass Fuentes es
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