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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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achtete Berry in der nächsten Zeit kaum auf ihre Freundin Ruth, die sich ein wenig abseits von dem Tisch, an dem die Beratungen und Diskussionen stattfanden, auf einen Stuhl gesetzt hatte. Berry war einfach zu sehr mit den Gesprächen beschäftigt, und die Aufgabe, sie so entspannt wie möglich und gleichzeitig im Fluss zu halten, nahm ihren Willen und ihre Aufmerksamkeit voll in Anspruch.
    Ruth hingegen übersah Berry keineswegs. Sie war tatsächlich fasziniert, Berry am Tisch zu beobachten. Sie hatte Berrys Freundschaft zu schätzen gelernt, begriff aber nun, dass sie - wie jeder - Berry nie anders gesehen hatte als in den Begriffen dieser Freundschaft.
    Als sie nun die Freundin in Aktion erlebte, wie sie sich sozusagen ›auf eigene Faust‹ schlug, beobachtete sie Berry mit aller Genauigkeit und Nachdenklichkeit, zu der sie fähig war. Und das war eine ganze Menge. Ruth hatte nicht geprahlt, als sie Thandi sagte, sie habe immer stets das studiert, was sie liebte und was sie hasste.
    Hier konnte sie beides zugleich beobachteten. Sie brauchte nicht lange, um zu einem Schluss zu kommen, und sie entschloss sich, ihr Ergebnis bei der ersten Gelegenheit mit Web Du Havel zu besprechen.
    Die Gelegenheit sollte nicht lange auf sich warten lassen. Das überraschte Ruth wenig, denn sie glaubte Thandi zu kennen. Was sie hingegen überraschte, war Du Havels Reaktion. Sie war richtiggehend erstaunt. Gerechnet hatte sie mit entweder einem langen Vortrag über die Torheit junger Mädchen oder verächtlichem, stummem Hohn.
    Doch er grinste nur. »Willkommen im Klub, Ruth Winton. Jetzt gibt es schon zwei von uns Verrückten.«
    Das ist verrückt, dachte Thandi. Der reinste Irrsinn.
    »Habt ihr denn alle den Verstand verloren?«, zischte sie und deutete mit dem gekrümmten Daumen auf die Gangbiegung. Sie versuchte so leise wie möglich zu sprechen, ohne es an Bestimmtheit vermissen zu lassen - eine schwierige Aufgabe, gelinde gesagt.
    »Wenn die Pläne stimmen, die Ruth aus dem Schiffscomputer geholt hat, dann sind wir keine fünfzehn Meter von der Brücke entfernt.«
    Während sie flüsterte, legte Thandi ihre gesamte Ausrüstung bis auf den gepanzerten Raumanzug ab. Nun, nachdem sie Gelegenheit gehabt hatte, die taktische Situation zu konkretisieren, war sie der Ansicht, Geschwindigkeit sei der Schlüssel zum Erfolg. Sie wollte deshalb den Sturmangriff allein mit einem Handpulser bewaffnet durchführen. Thandi war eine Meisterschützin mit jeder Art von Handfeuerwaffe, doch mit Faustfeuerwaffen konnte sie ganz besonders gut umgehen.
    »Auf die Brücke führt nur eine Luke«, sagte sie. »Wie zum Teufel wollt ihr denn einen ›massierten Sturmangriff‹ verwirklichen? Und welchen Zweck soll das haben, außer den Dreckskerlen viele Ziele zu bieten? Wenn es überhaupt zu schaffen ist, dann schaffe ich es allein.«
    Es hatte keinen Sinn. Große Kaja hin und her, die Amazonen schienen zu denken, ihre Ehre stehe auf dem Spiel. Sie machten unmissverständlich klar, dass sie keinen Schritt nachgeben würden. Grimmig wurde Thandi deutlich, dass sie sagen konnte, was sie wollte - sie würden ihr folgen, auch wenn sie die Amazonen bedrohte.
    »Also gut«, brummte sie, »aber trotzdem macht ihr, was ich sage, verstanden? Ihr folgt mir auf die Brücke. Wenn auch nur eine von euch versucht, sich an mir vorbeizudrängen, breche ich ihr den Hals - das schwöre ich euch.«
    Der blutrünstigen Drohung begegneten die Amazonen mit Grinsen.
    »Kein Problem, Kaja.« Lara nickte übertrieben unterwürfig. »Du kannst führen, solange wir dir folgen dürfen.«
    Dieser letzte Satz klang geradezu rituell. Thandi begriff, dass sie letztendlich nur sehr wenig über die eigentümliche Subkultur wusste, die von den Schwätzern in den langen Jahrhunderten ihrer gesellschaftlichen Isolation entwickelt worden war. Angesichts ihrer Zwangsvorstellungen um Überlegenheit vermutete sie allerdings sehr, dass sie in hohem Maße ein menschliches Gegenstück zu den Dominanzritualen von Rudeltieren entwickelt hatten.
    Eine Wölfin respektiert gewiss die hervorragende Stellung des Alphaweibchens im Rudel - solange ihre eigenen Zähne ebenfalls anerkannt werden. Und niemand andeutet, sie sei tatsächlich ein Hase mit spitzen Zähnen.
    Thandi lachte. »Vielleicht kann Berry euch irgendwann zivilisieren. Ich gebe es auf. Also gut. Mein Plan könnte einfacher nicht sein.«
    Thandi hatte bereits ein Spionauge eingesetzt, um hinter die Biegung zu blicken - es war

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