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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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beobachten, war ihm entgangen, wie sie sich leise öffnete. Auch sonst bemerkte niemand etwas. Aller Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die offenkundig zunehmende Spannung zwischen ihm und dem Chef der Masadaner. Dadurch wirkte das plötzliche Blutbad mitten zwischen ihnen umso beängstigender und lähmender.
    Einen Sekundenbruchteil lang starrte Victor wie alle Masadaner aus großen Augen die Dämonin an, die mit einem Pulser in der Hand in den Brückenraum preschte. Dann - er hatte die Aktion von Anfang geplant, die Masadaner nicht - sprang Victor auf und setzte sich in Bewegung.
    Kubier brauchte er nicht mehr beiseite zu stoßen. Thandis erster Schuss hatte das unnötig gemacht. Ihre ersten drei Schüsse, um genau zu sein. Irgendwie hatte sie es bewerkstelligt, Kubier mit drei Schüssen in den Kopf zu treffen, ohne Victor auch nur einen Kratzer zuzufügen.
    Sie schoss noch immer, und zwar nicht aus der Hockstellung eines geübten Schützen, der genau zielt, sondern während sie mit langen Schritten auf die Brücke kam. Sie bewegte sich so schnell, dass sie zu verschwimmen schien. Schritt-Schritt-Stopp- Feuer; Schritt-Schritt-Stopp-Feuer. Jedes Mal schoss sie einen Feuerstoß aus drei Bolzen, während der Pulser in ihrer Hand sich wie maschinenbetrieben auf seine Ziele richtete - so als hielte ihn einer der legendären Revolvermänner aus den alten Filmen, die Victor gesehen .hatte.
     
    Schlechte Filme. Alberne Streifen, in denen der Held einen ganzen Saloon voller Strauchdiebe ausschaltet und kein einziges Mal daneben schießt.
    Victor lachte beinahe krampfhaft, weil ihm dieses absurde Bild vor Augen trat, mitten in den verzweifelten Sprung zu dem Einzigen, um was er sich wirklich Sorgen machte.
    Den Dreckskerl vom Schalter losreißen. Weg mit ihm vom Schalter. Stirb bei dem Versuch, wenn ’s sein muss - aber reiß ihn vom Schalter weg.
    Später sollte ihm klar werden, dass alles nur wenige Sekunden lang dauerte. Doch als er sich auf den Masadaner am Selbstvernichtungsknopf stürzte, schien ihm eine Ewigkeit zu vergehen. Während er durch die Luft hechtete, bestand sein einziger Lebenssinn darin, den Mann zu packen und aufs Deck zu reißen, bevor er sie alle töten konnte.
    In diesem Moment empfand Victor ein Hochgefühl. Der Masadaner war über Thandis plötzlichen, unerwarteten Angriff genauso erschrocken wie alle anderen. Victor sah, wie Entschlossenheit auf sein Gesicht trat, als Begreifen die Überraschung verdrängte. Doch selbst ein Masadaner begeht nicht Selbstmord, ohne einen Augenblick zu zögern - und dieser Augenblick fehlte ihm. Victor würde ihn rechtzeitig erreichen, und ganz gleich, wie sehr er sich wehrte, Victor war sich ziemlich sicher, dass er ihn überwältigen konnte. Ganz gewiss mit dem Vorteil, den ihm die Wucht seines Sprunges verlieh.
    Und so war es dann auch. Zu überwältigen brauchte er ihn jedoch nicht. Als er den Masadaner aus dem Sessel gerissen und aufs Deck geworfen hatte, umklammerte er eine Leiche. Im letzten Sekundenbruchteil hatte er gesehen, wie das mitende Fanatikergesicht hinter einem Geysir aus Blut, Hirnmasse und sehr feinen Knochensplittern verschwand.
    Noch ein Drei-Schuss-Feuerstoß, dachte er und verzog das Gesicht, als er kopfüber in den Sprühnebel aus Blut und Fleischfetzen eintauchte, der einmal das Gesicht eines Men-
    sehen gewesen war. Als er dann über dem Toten auf dem Boden lag, empfand Victor vor allem Erstaunen. Wie hatte Thandi das nur geschafft - und schon wieder, ohne dass er einen Kratzer abbekam?
    »Idiot«, brummte sie, während sie ihn am Schlafittchen hochzog. »Am schwierigsten von allem war es, dich nicht umzubringen. Du bist ja schlimmer als meine Amazonen.«
    Ihm entging jedoch nicht die Liebe, die aus der Stimme klang oder aus dem Lächeln leuchtete, mit dem sie ihn ansah.
    »Beim nächsten Mal versuche ich, daran zu denken«, krächzte er. »Man soll Profis nie ins Handwerk pfuschen.«
    Dann lächelte auch er. Er hatte keine Mühe damit, obwohl sich die Brücke in ein Schlachthaus verwandelt hatte und sein Gesicht blutverschmiert war. Ein anderer Mann wäre vielleicht verzagt bei dem Gedanken, eine Frau zu lieben, die acht Männer in halb so vielen Sekunden töten konnte.
    Doch nicht Victor Cachat. Vielleicht war es merkwürdig, doch ihn beruhigte dieser Gedanke.
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    Als Web Du Havel zum ersten Mal die ehemalige Messeabteilung der Felicia III betrat, die zum halb offiziellen Hauptquartier der Bewegung geworden war, die von den

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