Honor Harrington Bd. 16
blickte Harrell an. »Die Wahrheit ist, ich wüsste es wirklich gern. Was sagen Sie dazu?«
Berry sah Web bittend an. Ihm war sofort klar, dass die Bitte sehr viel stärker mit der Identität des Mädchens zusammenhing als mit ihrer Meinung.
Wieso auch nicht ? Früher oder später musste es sowieso geschehen. Ich hätte zwar gern noch etwas gewartet, aber...
Er räusperte sich. »Aus Gründen, die bald ganz klar sein werden - Gründe taktischer Natur ist das, was ich nun sagen werde, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Damit meine ich die Öffentlichkeit außerhalb der Tausende an Bord dieses Schiffes.«
Er sah keinen Sinn darin, den befreiten Sklaven unter die Nase zu reiben, dass die Kontrolle über die Felicia III - einschließlich der Signalanlagen - nach wie vor in Händen Cachats und Palanes lag, sodass die früheren Sklaven gar nicht mit der Außenwelt kommunizieren konnten. Das wusste jeder, auch wenn niemand mehr eingesperrt war. Viele Ex-Sklaven hatte die Brücke besucht und waren dort freundlich empfangen worden. Einige von ihnen hatten sich sogar schon mit den Amazonen angefreundet, besonders nachdem Saburo, Donald und die anderen Ballroomer von der Raumstation an Bord gekommen waren und offensichtlich wurde, dass sie bereits intime Beziehungen zu den früheren Schwätzerinnen unterhielten.
Zuerst war es für die Ex-Sklaven ein wenig - schockierend gewesen. Doch wie die meisten unterdrückten Subkulturen neigten auch die Manpower-Sklaven nicht zu hochnäsiger Pingeligkeit, was solche Dinge anging. Schon bald galten die Amazonen nicht mehr als Feinde, sondern lediglich als exotisch.
»Unbestreitbar ist«, fuhr Web fort und nickte zuerst Berry, dann Ruth zu, die nebeneinander saßen, »dass wir hier eine List angewandt haben. Aus komplizierten politischen Gründen, die zu diskutieren mir im Augenblick nicht freisteht« - das sollte auch schon reichen, dachte er zufrieden »ist die Dame, die Sie als ›Prinzessin Ruth‹ kennen, in Wirklichkeit Ms Berry Zilwicki. Und die echte Ruth Winton hat die ganze Zeit getan, als wäre sie Berry Zilwicki.«
Alles in der Abteilung beäugte nun die beiden Frauen. Die meisten schienen dabei zu schielen.
Berry und Ruth ging es auch nicht anders.
»O doch, es ist war.« Du Havel lachte so herzhaft er konnte. »Und es ist wirklich verwirrend. Ich finde es selbst fast unmöglich, sie auseinander zu halten.«
Ruth - gesegnet sei sie! - meldete sich gleich. »Das liegt daran, dass Berry eine viel glaubhaftere Prinzessin abgibt als ich. Ich habe nicht das richtige Temperament. Wirklich nicht. Kein bisschen.«
Kathryn war die Erste, die sprach. Zu Webs Erleichterung klang sie eher neugierig als alles andere, ganz gewiss aber nicht feindselig.
»Berry Zilwicki. Mir wird plötzlich klar, dass ich darüber nicht viel nachgedacht habe. Sie sind also Anton Zilwickis Tochter, richtig? Nicht seine leibliche Tochter. Die heißt Helen, wenn ich mich nicht irre. Aber das Mädchen, das er in der Schleife gefunden hat? Die im Untergrund überlebt hat, zusammen mit ihrem kleinen Bruder?«
Berry nickte. Sie wirkte ein wenig blass, doch ansonsten gefasst.
»Ein Bettelmädchen aus Alterdes Slums, mit anderen Worten.« Kathryns Lächeln war eigenartig. Eisig hätte man es nennen können - doch es strahlte keine Kälte aus. »Das gefällt mir ganz gut, wenn ich es mir recht überlege.«
Juan grunzte. »Ja, mir auch. Davon abgesehen spielt es keine Rolle, welche jetzt welche ist - diese beiden jungen Frauen haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um uns zu befreien. Mehr kann niemand verlangen, nicht von Bettelmädchen oder Prinzessinnen oder irgendjemandem dazwischen.«
Er maß die überfüllte Abteilung mit einem Blick, in dem eine gewisse Herausforderung lag. Doch ganz offensichtlich beabsichtigte niemand, sich dieser Herausforderung zu stellen.
»Mir reicht das«, sagte er. Er richtete den Blick wieder auf Berry Zilwicki und musterte sie eine Weile. »Ja. Anton Zilwickis Tochter - und Catherine Montaignes -, und dazu ein Bettelmädchen aus der Schleife. Und todsicher keine Niete. Mir reicht das.«
Später am gleichen Abend entspannten sie sich in dem früheren Quartier eines Besatzungsmitglieds, das ihnen zugeteilt worden war, und Berry drückte Ruth gegenüber ihre Erleichterung aus.
»Das ging besser, als ich dachte.«
Ruth bemühte sich, nicht triumphierend dreinzublicken. Leicht fiel es ihr nicht. »Ja.«
»’türlich gibt es trotzdem einen Höllenärger, wenn Daddy
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