Honor Harrington Bd. 16
und deine Tante rausbekommen, was wir angestellt haben.«
Ruth hatte nun keine Mühe mehr, ihr Triumphgefühl zu unterdrücken. Nicht die geringste.
»Wir sind schon tot«, stöhnte sie. »Tot.«
»Sei nicht albern«, widersprach Berry. »Es ist viel schlimmer. In ein Kloster werden sie uns stecken, pass nur auf. Chateau d’If, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Wir leben in einer modernen Welt!«, versuchte Ruth zu protestieren.
»Klar doch«, stimmte Berry düster zu. »Das macht es nur schlimmer. Das Prolong hält uns Jahrhunderte am Leben. Pass nur auf. Chateau d’If, wenn wir Glück haben. Wahrscheinlich eher die Teufelsinsel. Für Jahrhunderte.«
Teil IV: Felicia III
40
Wie gut, reflektierte Admiral Lady Dame Honor Harrington, Herzogin und Gutsherrin von Harrington, dass es im modernen Universum nicht mehr üblich ist, den Überbringer schlechter Nachrichten zur Verantwortung zu ziehen. Sonst hätte der Kommandant des Kurierboots, der die Nachricht nach Landing gebracht hatte, schon sein Leben ausgehaucht. Königin Elisabeths Blick allein hätte schon genügt, um ihn in Flammen aufgehen zu lassen, wo er stand. Im Moment hingegen verhielt sich der arme Mann so unauffällig wie nur möglich.
Was nicht ganz einfach war, weil sich außer ihm nur neun Personen in Königin Elisabeths privatem Audienzzimmer aufhielten, und keiner davon stand vor ihr auf dem Teppich. Und niemand war unter ihnen, bei dem der sehr junge Offizier viel Grund zu der Hoffnung gehabt hätte, er würde zu seinen Gunsten einschreiten, wenn die Queen den Henker rief.
Zwei von ihnen waren die Eltern der fehlgeleiteten Tochter - Michael und Judith Winton. Sie funkelten den Offizier nicht weniger wild an als die Königin. Hinzu kam Ariel, der Königin Baumkater, der auf der Rückenlehne seiner Gefährtin hockte, die Ohren flach an den Schädel gelegt und die Fänge halb entblößt, kaum dass ihr Zorn über die telempathische Verbindung auf ihn übersprang. Lord William Alexander war anwesend, von dem jeder wusste, dass die Queen ihn am liebsten als Premierminister gesehen hätte. Er wirkte genauso zornig wie die Königin. Neben dem Lord stand sein älterer Bruder Hamish, der Earl von White Haven, mit seiner Baumkatze Samantha - und sein zorniger Blick war legendär in der gesamten Royal Manticoran Navy.
Damit blieben nur Honor übrig, ihr Waffenträger und Leibwächter Lieutenant-Colonel LaFollet, der sich ganz im Hintergrund hielt, und ihr ’Kater Nimitz, Samanthas Partner. Lady Harrington und die ’Katz ersparten dem armen Kerl wütende Blicke, gewiss, doch auch sie kannte er nicht persönlich. Von Honor kannte er nur den furchteinflößenden und (ihrer Meinung nach) maßlos übertriebenen Ruf, den die Medien des Sternenkönigreichs ihr zusammen mit dem Spitznamen ›Salamander‹ zugesprochen hatten. Und über Nimitz konnte er nur sagen, dass er weniger wütend aussah als Ariel - was immer das wert war. Wäre er ein Experte für die Körpersprache von Baumkatzen gewesen, so hätte er festgestellt, dass Nimitz vor allem Belustigung empfand. Doch andererseits hatte Nimitz von je einen eigenartigen Humor.
Im Großen und Ganzen war das Audienzzimmer jedoch, egal was Nimitz - oder Honor - im Augenblick empfanden, ein ziemlich schlechter Ort für einen kleinen Lieutenant, der ein unbedeutendes Kurierboot kommandierte. Und dem Geschmack seiner Empfindungen nach zu urteilen, die Honor über den telempathischen Sinn wahrnahm, den sie mit Nimitz teilte, fühlte sich der Lieutenant im Moment sehr wie ein sphinxianisches Chipmunk, das sich Aug in Auge einem Hexapuma gegenübersieht.
Obwohl die Situation so ernst war, musste Honor mühevoll ein Auflachen unterdrücken, indem sie leise hüstelte.
»Vielleicht...«
Das Wort genügte, um Elizabeth’ Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Im nächsten Moment winkte die Queen ab.
»Wir danken Ihnen, Lieutenant Ajax. Sie können abtreten. Bitte legen Sie die Speicherchips auf das Tischchen dort. Wenn wir weitere Fragen haben, lassen wir Sie rufen.«
Der Offizier gehorchte hastig. Auf dem Weg nach draußen warf er Honor kurz einen dankbaren Blick zu.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, als mit
Elizabeth das Temperament durchging. Sie explodierte nicht, sondern zischte, prustete, fauchte.
»Welches Zimmer in diesem Palast hat die dicksten Wände, keine Fenster - oder Stahlgitter davor-, die schwerste Tür und die besten Schlösser? Richtige Schlösser meine ich, keine
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