Honor Harrington Bd. 16
Staates einmischen, den wir schaffen. Professor Du Havel und ich - und Gott weiß wie viele andere - werden diese Wasser schon genügend aufrühren, wissen Sie. Wenn wir uns eines nicht leisten können, dann eine Oberkommandierende der Streitkräfte, die dabei mitmischen möchte.«
Thandi biss störrisch die Zähne zusammen. »Ich halte keinen Abstand zu Berry. Mit allem anderen bin ich einverstanden. Politik interessiert mich sowieso nicht besonders. Aber glauben Sie nie, nicht einmal für einen Augenblick, dass Sie mich je von ihr trennen können.«
Jeremy grinste. Der leblose Killerblick schmolz dahin wie Tau unter der Sonne. »Das will ich wohl hoffen!«, rief er aus. »Sonst wäre diese alberne Idee, eine Königin einzurichten, wirklich nur pure Zeitverschwendung.«
»Er hat Recht, Thandi«, stimmte Du Havel zu. »Wenn Sie sich mit der Mathematik auskennen würden, könnte ich es Ihnen sogar beweisen. Diese Gleichungen sind nämlich in der gesamten Politologie am besten geprüft und akzeptiert. Nichts verleiht einer Nation mehr Stabilität - und hält ihr Militär besser auf seinem Platz - als ein fest etablierter Pol der Loyalität, der über jedem politischen Kampf steht. Dabei kann es sich um ein Königshaus handeln oder eine hochgehaltene Verfassung - wirklich alles, solange es nur fest in Brauch und Tradition verankert ist. Und im Gesetz natürlich auch. Das Gesetz ist schließlich nur die Kodifizierung von Brauch und Tradition, aus denen es letzten Endes seine Kraft bezieht.«
»Sie ... wir haben solche Traditionen aber nicht«, stellte Thandi fest.
»Nein, haben wir nicht. Sie werden uns noch eine ganze Zeit lang fehlen - aber Berry und Sie werden dafür sorgen, dass wir diese Zeit bekommen. Und Sie werden noch mehr tun. Zusammen werden Sie Bräuche und Traditionen etablieren, die zum Besitz der neuen Sternnation werden.«
Er lächelte sanft. »Vertrauen Sie da bitte auf mein Urteil, Thandi, wären Sie so gut? Das enge persönliche Band, das zwischen Ihnen und Berry Zilwicki entstanden ist, könnte der Faktor sein, der sich auf den langfristigen Erfolg unseres Vorhabens am günstigsten auswirkt. Noch ist es zu früh - gibt es zu viele Variablen -, um es in eine mathematische Gleichung umzusetzen, aber ich vermute, es stimmt.«
»Ich auch.« Jeremy lächelte nun gar nicht mehr sanft. »Vielleicht interessiert es Sie zu hören, Thandi, dass meine Ballroomer bereits beginnen, einige fremde Gebräuche anzunehmen. Und zwar ausgerechnet von Schwätzerinnen - Entschuldigung, von Amazonen. Ich habe gehört, dass etliche davon - Neuankömmlinge auf der Felicia, wohlgemerkt, keiner von denen, die mit Ihnen gekommen sind - Sie nur noch ›die Kaja‹ nennen. Anscheinend spricht sich Ihr Ruf herum.«
»Allerdings«, sagte Web. »Das alles sieht sehr gut aus, Lieutenant. Es fällt jedem schwer genug - selbst erbarmungslosen Killern wie Jeremy oder intriganten Ränkeschmieden wie mir ernsthaft den Umsturz und die Ermordung eines Mädchens wie Berry Zilwicki in Erwägung zu ziehen. Nimmt man noch eine Oberkommandierende der Streitkräfte hinzu, die ihre große Schwester ist und den Spitznamen ›Große Kaja‹ besitzt...«
Du Havels Lächeln war nun seltsamer als alles, was Thandi je gesehen hatte: eine Mischung zwischen der Heiterkeit eines Engels und eines Machiavelli. »Ich wage zu behaupten, dass wir uns in den kommenden Jahren um einen Staatsstreich keine Sorgen machen müssten.«
»Denken Sie nicht einmal daran«, knirschte Thandi.
»Sehen Sie?«, rief Jeremy. Er erschauerte theatralisch. »Sehen Sie nur! Ich säubere mich bereits von bösen Gedanken!«
43
Vor dem nächsten Tag konnte Thandi mit Captain Rozsak nicht sprechen. Nach seiner Rückkehr von Smoking Frog musste er die unmittelbar anstehenden Dienstgeschäfte mit seinen höchsten Stabsoffizieren besprechen, und bis er danach den langwierigen, verstohlenen Transfer zur Felicia hinter sich gebracht - und etwas geschlafen - hatte, waren beinahe vierundzwanzig Stunden vergangen.
Als Thandi endlich in die Abteilung geführt wurde, die sie dem Captain und seinem Stab an Bord des zunehmend überfüllten Sklavenschiffes verschafft hatte, war ihre Entscheidung längst gefallen. Sie wollte sich nicht mehr mit Rozsak besprechen, sondern ihm lediglich mitteilen, dass sie den Dienst quittieren werde.
Angesichts dessen, was sie dem Captain alles verdankte, empfand sie ein leichtes Schuldgefühl, als sie sah, wie beengt er und sein Stab untergebracht
Weitere Kostenlose Bücher