Honor Harrington Bd. 16
sich nichts vor. Ich bin für diese Arbeit der falsche Mann. Sie wissen, ich weiß und Kevin weiß, dass Kevin zehnmal bessere als ich. Und umgekehrt wäre ich, wenn wir nicht solch eine prekäre politische Lage hätten, an der Spitze einer Polizeiorganisation besser aufgehoben. Für das Spionagegeschäft bin ich nicht gemacht. Ich bin nicht unfähig, und ich bin ehrlich. Aber mehr ...«
Er zuckte mit den Schultern. »Mir geht ab, was man braucht, um einem Auslandsgeheimdienst den Elan und das Selbstvertrauen zu verleihen, den er braucht. Und nachdem wir nun so viele der echten Experten aus der Saint-Just-Zeit rausgeworfen haben, stehe ich mit einem Kader da, der zur Trägheit und übermäßigen Vorsicht neigt. Und ich bekomme ihn einfach nicht umgekrempelt.«
Pritchart rieb sich das Gesicht, und in diesem Moment sah sie genauso müde aus wie Trajan. »Wilhelm, ich kann Kevin als Chef der FIA nicht entbehren. Ich muss dafür sorgen, dass es keine weiteren Staatsstreiche mehr gibt. Und ich wüsste außer ihm niemanden, der das FIS besser leiten könnte als Sie.«
Trajan lächelte schief. »Natürlich wissen Sie jemanden. Eigentlich hätte es Ihnen schon längst ins Auge springen müssen.«
Sie sah ihn verständnislos an. Dann, als ihr klar wurde, was er meinte, keuchte sie, teils vor Schock, teils vor Empörung.
»Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Cachat ?«
Trajan lächelte noch immer. Er hielt ihrem Blick stand. »Ja, Eloise. Der ›Dämon‹ persönlich. Beginnen wir erneut mir dem springenden Punkt. Er ist loyal. Was immer Sie an ihm sonst stört, ich weiß, dass Sie in dieser Hinsicht keine Bedenken haben. Und bei seiner Arbeit ist er ein wahrhafter Zauberer.«
»Er ist ein Irrer!«
Ginny fuhr hoch. »Das ist er nicht!« Als begriffe sie erst jetzt, mit wem sie da sprach, errötete sie ein wenig. »Na schön, ein bisschen verrückt ist er vielleicht. Aber jedenfalls ist er kein Irrer. Das ist einfach nicht gerecht.« Sie ließ sich wieder in den Besuchersessel fällen. »Ist er wirklich nicht.«
»Ich will nicht vorschlagen, mich augenblicklich durch Cachat abzulösen, Madam President«, sagte Trajan leise. »Ich stimme mit Ms Usher überein, dass er kein Irrer ist, aber ... es steht außer Frage, man könnte ihn schon ein wenig ...«
»Zivilisieren?«, wollte Pritchart sarkastisch wissen. »Intensive Anti-Testosteron-Therapie ? «
Als sie von Usher einen verdächtigen Laut hörte, sah sie ihn an. »Worüber versuchst du nicht zu lachen?«
Usher winkte ab. »Ach, egal. Eines Tages, wenn du dich beruhigt hast, kann Ginny dich in einige der privateren Details von Cachats ... Operation auf Erewhon einweihen.«
Pritchart rollte mit den Augen. »Ach, wunderbar. Ich hatte schon so ein Gefühl, dass mehr an dieser abtrünnigen Solarierin ist, als in den Berichten steht.«
»Sie ist keine Abtrünnige«, knurrte Ginny.
Usher setzte sich gerade, ohne sich auch nur eine Spur seiner - sehr untypischen - Verlegenheit anmerken zu lassen. »Nein, das ist sie wirklich nicht. Und jetzt hör selber endlich mit dem Mist auf, Eloise. Du weißt, wie es in der Solaren Liga aussieht. Die Frau stammt von Ndebele, Teufel noch mal. Selbst wenn sie ein ›abtrünniger‹ SLN-Offizier wäre - na und? Umso mehr energischer wäre sie.«
Pritchart rieb sich wieder das Gesicht. »Also gut, also gut«, knurrte sie. »Vergesst einfach, dass ich etwas gesagt habe. Also hat Cachat endlich eine Freundin, was? Ja, ja - ich bin mir sicher, sie ist ein Ausbund an Tugend.«
Endlich trat der unterdrückte Sinn für Humor der Präsidentin in den Vordergrund. Ihre Schultern zuckten, als sie kurz lachte. »Passt allerdings. Wer anders als ein mecanischer Supermensch hätte keine Angst vor dem Verrückten? Äh, Entschuldigung, Ginny. ›Außerordendich unverwüstlicher Agent der, Gott helfe uns, Republik Haven.‹ Wie wäre es damit?«
Ginny lachte glucksend. »Damit kann ich leben.«
Eloise musterte Trajan. »Und Sie sind sich wirklich ganz sicher? Und wenn ja, wie wollen Sie ihn entsprechend ausbilden? Ich warne Sie, Wilhelm - auf keinen Fall, auf gar keinen Fall befördere ich Cachat auf solch einen Rang, bevor ich überzeugt bin, dass er mehr oder minder unter Kontrolle ist. Ob es nun Selbstkontrolle ist oder eine andere.«
Trajan blickte Usher an. Sein Blick war nicht gerade hart, aber ... viel fehlte nicht.
Nach einem Augenblick nickte Usher. »Ich gebe ihn auf, Wilhelm. Ohne Tricks. Ich mache ihm klar, dass von jetzt an Sie sein
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