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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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die Hand.
    Doch nun dachte er wieder, anstatt nur zu reagieren. Und wenn Victor auch nicht sonderlich begabt war als Kampfsportler, so war er doch ein schneller Denker. Innerhalb eines
    Sekundenbruchteils begriff er daher, dass der Griff um sein Handgelenk ihn nur bewegungsunfähig machen sollte und der Treffer gegen seine Wade zwar im Augenblick schmerzhaft war, aber keinen ernsthaften Schaden angerichtet hatte. Und den hätte die Person, die er noch immer nicht gesehen hatte, ihm zweifellos ohne Mühe zufügen können.
    Er stellte sich einen Oger vor. So musste es sein. Der Griff war kräftig. Darum war er bass erstaunt, als er das Ungeheuer mit einer Mezzosopranstimme reden hörte.
    »He, nur die Ruhe, ja?« In der Stimme lag ein heiterer Unterton. »Es war ja keine Absicht.«
    Die Hand ließ ihn los, und er spürte, wie das Monstrum sich ein Stück zurückzog. Victor trat einen Schritt weg und drehte sich um.
    Vor ihm stand noch eine Frau. Sie trug die Uniform der solarischen Navy. Nein, der Marines, verbesserte Victor sich. Die Uniform passte ihr ... sehr gut. Victors Hirn schlug wilde Kapriolen und zog eine seltsame Belustigung aus der Tatsache, dass er von drei Frauen umstanden wurde, die jede auf ihre Art einem Archetyp weiblicher Schönheit entsprach. Das geschah ihm nicht allzu oft!
    Ginny war zierlich und wohlgeformt, Naomi üppig, und diese Frau war ...
    Wie heißt das Wort bloß ? ›Statuenhaft‹ trifft es nicht ganz. Statuen bewegen sich nicht, und ich wette, sie bewegt sich wie eine Löwin.
    Sie war gut zehn Zentimeter größer als Victor, hatte breitere Hüften und Schultern, längere Beine und eine schmalere Taille - alles von der protzigen Marinesuniform betont -, und dennoch gelang es ihr, vollkommen feminin zu wirken. Wie sie das machte, blieb ein Geheimnis, denn Victor war sich absolut sicher, dass der Anteil an Fett in ihrem Körper unterhalb der normalen Werte für weibliche Menschen lag.
    Sie hob besänftigend die Hände. »Ich komme in Frieden. Um genau zu sein, bin ich gar nicht hierher gekommen. Ich bin über einen eiligen Trottel gestolpert, der mir in den Weg gelaufen ist.«
    Victor glaubte ihr keinen Augenblick lang. Möglich, dass der eilige Trottel ihr tatsächlich in den Weg gelaufen war. Besagter Trottel hätte sich dann jedoch auf dem Boden wiedergefunden, während der Marines-Lieutenant so gelassen weitergeschritten wäre, wie eine Löwin an einer Maus vorbeistreicht.
    Offenbar teilte Ginny seine Einschätzung. »Ach du lieber Gott«, murmelte sie. »Was bin ich froh, dass es gleich vorbei ist.« Sie trank einen ihrer drei Drinks zur Neige - den in der rechten Hand -, stellte das leere Glas auf ein vorbeischwebendes Robotablett, wechselte eines der beiden verbliebenen Gläser in die andere Hand und machte sich ans Werk. »Vielleicht überlebst du die Nacht nicht«, flüsterte sie Victor ins Ohr. »Ich sorge dann dafür, dass Kevin in der Eingangshalle des FIA-Hauptquartiers eine Plakette mit deinem Namen anbringen lässt. Starb heldenhaft in Erfüllung seiner ... Pflicht.«
    Ginnys Variante des Flüsterns entsprach dem, wovon Victor glaubte, man nenne es sotto voce. Er wusste, dass er ungefähr zum einmillionsten Mal in seinem Leben errötete, und er hasste es.
    Zum Glück schienen beide Frauen nichts davon zu bemerken. Sie waren voll und ganz damit beschäftigt, sich gegenseitig zu taxieren, wie zwei Preisboxer, die in den Ring steigen.
    Ein wenig zu seiner Überraschung brach die Neue als Erste das Blickduell ab. Sie wandte sich Victor zu und lächelte.
    Das Lächeln verwandelte sie völlig. Sie wirkte nun viel jünger - Victor bemerkte plötzlich, dass sie nicht viel älter war als er - und nicht mehr wie eine zweibeinige Tigerin, sondern wie eine schalkhafte junge Frau. Es lag zunächst an dem sehr breiten Lächeln. Victor empfand Neugier auf ihr echtes Strahlen - und die Hoffnung, es vielleicht herauszufinden. Ihr Lächeln allein blendete ihn schon fast. Ihre Haut war so blass, dass sie fast rein weiß erschien - was mit ihren breiten Zügen und den sehr vollen Lippen sehr merkwürdig aussah. Auch ihr kurzes Haar war eine merkwürdige Mischung: gekräuselt und eng verflochten, aber so blond, dass es beinahe silbrig erschien. Ihre Augen zeigten ein sehr bleiches Haselnussbraun, den das Lächeln zu einem dunkleren Ton aufzuwärmen schien.
    Der Teint, kombiniert mit der Physis der Frau und ihrem sehr auffälligen Haar und den charakteristischen Gesichtszügen, begann in Victors

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