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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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erste Risse, Lieutenant«, murmelte sie. In ihren Worten steckte mehr als nur eine Spur Gehässigkeit, was Victor erboste. Pure Gemeinheit war es, und obwohl er begriff, dass niemand anderer als er selbst der Grund dafür war - was nicht allzu häufig vorkam -, fand er es dennoch abstoßend. Dass Frauen ihn in aller Regel übersahen, hatte ihm nie gefallen, doch nun musste er entdecken, dass es ihm noch weniger passte, wenn sie sich um ihn balgten.
    Zum Glück schien Palane zu beabsichtigen, dem Kampf auszuweichen. »Es ist kein Geheimnis«, sagte sie freundlich und nahm noch einen Schluck. »Ich bin zu Captain Rozsaks Nachrichtenabteilung abkommandiert, deshalb ist es mein Job, dergleichen zu wissen.« Kurz blickte sie in den Drink. »Kann nicht sagen, dass es mir besser schmeckt als dieses Zeug hier, aber Pflicht ist Pflicht, und in der Not frisst der Teufel Fliegen. Sie müssen wohl Naomi Imbesi sein, eine Verwandte Walter Imbesis. Seine Nichte, wenn ich mich richtig erinnere.«
    An Palanes letztem Satz war etwas vage Triumphierendes, als spielte sie eine Trumpfkarte aus. Victor bemerkte, dass es ihr gelang, den Zusatz Ihre Gehässigkeit verrät Sie anzuhängen, ohne ihn auszusprechen. Anscheinend war auch der imposante weibliche Marines-Lieutenant zu subtilen Spitzen imstande.
    Er stellte fest, dass er wirklich gern Palanes echtes strahlendes Lächeln kennen gelernt hätte. So gern, dass er sich darüber schon wieder wunderte - eher sogar, dass er darüber ins Grübeln geriet, denn bei seinen eigenen emotionalen Reaktionen neigte Victor Cachat zum Brüten.
    Diesmal allerdings brauchte er nicht lange zu sinnieren. Weshalb er sich mehr zu dem solarischen Offizier hingezogen fühlte als zu der erewhonischen Prominenten, war ihm allzu offensichtlich und hatte nichts mit ihrer jeweiligen körperlichen Attraktivität zu tun.
    Ganz kurz sah Palane ihm in die Augen. Außer angenehmer Belustigung zeigte ihr Gesicht keinen Ausdruck, doch Victor begriff die Bedeutung ihres Blickes. Sie kamen, allgemein gesprochen, aus dem gleichen Milieu, und sie wussten es beide. Plebejer unter Patriziern; respektable Plebejer mittlerweile, aber nichtsdestoweniger Plebejer.
    Palane leerte ihr Glas. »Und ich glaube, ich habe Ihr Gespräch lange genug gestört, also gehe ich jetzt.« Sie nickte Ginny knapp zu, Naomi nicht; Victor sah sie nur noch einmal an. »Angenehmen Abend wünsche ich.«
    Und sie stolzierte davon. Nachdem sie ein paar Schritte gegangen war, stolperte vor ihr einer der Betrunkenen, die mittlerweile die Menge durchsetzten. Ohne innezuhalten, packte Palane ihn unter den Armen und richtete ihn mit der gleichen Mühelosigkeit wieder auf, mit der eine Mutter einem kleinem Kind auf die Beine hilft. Im nächsten Augenblick war ihre hohe Gestalt in der Menge verschwunden.
    »Keine Absicht, heilige Scheibe«, brummte Naomi. Wieder enthielt ihre Stimme einen gehässigen Unterton, und wieder war Victor darüber erbost.
    14
     
    Als sie wieder in ihrer Hotelsuite waren, ließ sich Anton Zilwicki in einen Sessel sinken und atmete tief und langsam durch.
    »Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber bei dieser Sache verlasse ich mich auf keinen Verzerrer, der so klein ist, dass man ihn am Leib mit sich tragen kann.« Er blickte in die Ecke, wo er den Abhörschutz für die Suite angebracht hatte; das grüne Kontrolllicht bestätigte ihm, dass das Gerät arbeitete. Dass er sich vergewisserte, war mehr eine Sache der Gewohnheit als Misstrauen oder etwas anderes; dieses Gerät war von Cathys Vermögen gekauft, und ein besseres war in der ganzen Milchstraße nicht erhältlich.
    »Also, worum geht es?«, fragte Ruth gespannt.
    Berrys unschlüssiger Gesichtsausdruck belustigte Anton. Im Gegensatz zu Ruth war sie keine Prinzessin, die zur Spionin ausgebildet werden wollte; eindeutig konnte sie nicht genau sagen, ob sie wirklich hören wollte, was Anton von dem solarischen Offizier erfahren hatte. Berry hatte noch nicht entschieden, welchen Beruf sie ergreifen wollte, doch eines wusste sie schon: Er würde nichts mit Spionage zu tun haben.
    »Einer in der Familie genügt«, hatte sie einmal am Abendtisch gesagt. »Wenn noch einer hinzukommt, werden wir alle verrückt.« Dem hatte Cathy augenblicklich hinzugefügt: »Amen«, und seine Tochter Helen - spitz wie ein Schlangenzahn ist die Undankbarkeit der Kinder - hatte eingeworfen: »Bin mir nicht sicher, ob wir nicht alle schon verrückt sind. Nein, Daddy, das ist nur mein Hund in der Ecke; er

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