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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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nicht. Aber wenn ich je das Gefühl hatte, auf der anderen Seite des Zauns wäre das Gras grüner, so habe ich es schon lange verloren.«
    Naomi erhob sich mit dem Tablett und ging zum Tisch, wo sie es absetzte. Soweit Victor sagen konnte, achtete sie überhaupt nicht darauf, dass ihre üppige Figur geradezu aus dem Morgenmantel hervorquoll. Er fand es etwas beunruhigend. Obwohl nach allem, was er wusste, sein Verhältnis zu Naomi rein politischer Natur war, fand er es trotzdem sehr schwierig, dieser Intimität mit Beiläufigkeit zu begegnen. Nicht zum ersten Mal in seinem Leben kam er sich vor wie ein Landei.
    Nachdem sie das Tablett abgestellt hatte, drehte sich Naomi um. Sie lächelte.
    »Nicht dass es mir wirklich etwas ausmachen würde - du bist ziemlich süß, Victor -, aber ich hoffe doch, ich gehe recht in der Annahme, dass ihr beide hier seid, um insgeheim Beziehungen mit Erewhon herzustellen. Sonst verschwenden wir eine Menge Schweiß, politisch gesprochen.«
    Ginny neigte den Kopf zur Seite. »Ja, sind wir. Aber ... wer genau ist denn ›Erewhon‹, Naomi? Oder gehe ich falsch in der Annahme, dass du im Namen deines Onkels ... äh, arbeitest?«
    »Nein, du hast vollkommen Recht. Du darfst nur nicht davon ausgehen, dass man Walter nicht zuhört, nur weil er gerade keine offizielle Position innehat.«
    Nachdem sie sich endlich aufs Feld der Politik begeben hatten, fühlte sich Victor schon wohler. Die Arbeitsweise der erewhonischen Regierung hatte Victor erheblich besser verstanden als Ginny. Durch ihren scharfen Geist und den Umstand, dass sie Kevin Ushers Frau war, kannte sich Ginny zwar sehr gut mit interstellarer Politik aus, doch sie verbrachte selten so viel Zeit mit Recherchen, wie es für Victor Routine war. Am Ende, wenn alles gesagt und getan war, war Ginny eben ein Amateur und er ein Profi.
    »Das verstehe ich gut«, sagte er. »Ich begreife nur nicht, warum die Familien, die jetzt an der Macht sind, nicht jemanden schicken, der ...«
    »Zunächst einmal sind sie nicht so intelligent wie mein Onkel. Selbst wenn sie es wären, hätten sie gezögert. Auf Erewhon ist jeder wütend auf das Sternenkönigreich - oder zumindest seine Regierung; kein Wunder, wenn man bedenkt, wie wir in den letzten Jahren behandelt worden sind. Ihr könnt gehen, wohin ihr wollt, und überall hört ihr: ›Wozu braucht man Feinde, wenn man die Mantys zum Freund hat?‹ Die Familien, die im Augenblick das Ruder in der Hand haben, sind jedenfalls für ihre Vorsicht bekannt. Selbst wenn sie herausgefunden hätten, was ihr hier wollt, hätten sie insgeheim wahrscheinlich trotzdem meinen Onkel gebeten, als Mittelsmann zu fungieren. »Fähigkeit zum glaubhaften Dementi‹ und das ganze Zeug.«
    Nickend beschloss Victor, dass ihm keine andere Wahl blieb, als die Wahrheit leicht zu dehnen. »Für uns gilt ungefähr das Gleiche. Wir sind ebenfalls keine offiziellen Repräsentanten Präsidentin Pritcharts.« Um es gelinde auszudrücken; sie bekäme einen Tobsuchtsanfall, wenn sie wüsste, was Kevin hier treibt. «Trotzdem können wir mit Fug und Recht behaupten, dass sie sich alles, was wir ihr zu sagen hätten, sorgfältig anhören würde.« Allerdings. Und dann zieht sie Kevin bei lebendigem Leibe die Haut ab.
    Naomi war nun ganz ernst und nüchtern geworden. Sie ging zu einem Sessel und senkte sich hinein. Auf eine merkwürdige Weise, die Victor nicht einmal ansatzweise zu ergründen wusste, gelang es ihr, ihren Morgenmantel zu tragen wie einen Geschäftsanzug.
    »Für den Anfang genügt das auch. Im Gegensatz zu den regierenden Familien hat mein Onkel sich bereits entschieden. Er glaubt, dass wir in die Manticoranische Allianz mittlerweile weit mehr investieren, als wir erhalten. Seiner Ansicht nach würden wir von einem Bündnis mit der Republik Haven - dank eures Regierungswechsels - weit stärker profitieren. Doch ich warne euch gleich - euch stehen zähe Verhandlungen bevor. Wenn Erewhon zu Haven überwechselt, sind wir in der Position, euch in punkto Technologietransfer weitaus mehr zu geben, als ihr während der nächsten paar Jahre von den Solariern je bekommen hättet.«
    Victor hörte Ginny nach Luft schnappen. In gewisser Hinsicht war das seltsam, denn Kevin und er hatten in ihrer Gegenwart über diese Möglichkeit gesprochen. Andererseits spürte selbst Victor einen leichten Schwindel. Was Naomi soeben auf den Tisch gelegt hatte, wäre, wenn das Bündnis zustande kam, ohne jeden Zweifel der größte

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