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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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sie damit gerechnet. Sonnenlicht tat ihr immer gut.
    Noch besser taten ihr vielleicht die sonnigen Gesichter, die ihre Spezialeinheit zog, nachdem sie den neuen Einsatz erklärt hatte. Fast gegen ihren Willen empfand Thandi mittlerweile Zuneigung für die Frauen. Gewiss, sie waren häufig gefühllos und brutal in ihren Anschauungen; jawohl, sie neigten noch immer dazu, sich gedankenlos haushohe Überlegenheit zuzuschreiben; ja, ja, ja - ihre Fehler waren Legion.
    Doch sie gaben sich immerhin Mühe, oder nicht? In einem Universum, dessen Temperatur allgemein nur drei Grad über dem absoluten Nullpunkt lag, bedeutete das nach Thandi Palanes Ansicht eine Menge.
    Außerdem war ihr wölfinnenhaftes Grinsen so ansteckend.
    »Wird uns ein Vergnügen sein, Kaja«, sagte eine von ihnen. »Sollen wir sie schon vierteilen oder nur erst einspannen?«
16
     
    Victor Cachat starrte an die Decke seines Hotelzimmers und versuchte zu ergründen, in welcher Stimmung er eigentlich war. Den Gefühlen, hervorgerufen von der sonnigen Wärme, die sich durch die nur leicht abgedunkelten Fenster auf ihn ergoss, wollte er nicht trauen. Sonnenlicht war ein trügerisches Ding, angetan, einen Mann zu verwirren und ihm den Kopf mit Wolle zuzustopfen.
    Doch so sehr er es auch versuchte, es änderte nichts. Er fühlte sich gut. Sehr gut sogar. Nicht erhoben, nur ... die Art Zufriedenheit mit sich selbst, die ein Mann empfindet, wenn er gegen alle Instinkte das Richtige getan hat.
    Natürlich kam er sich dabei unglaublich dumm vor. Und er war absolut sicher, dass Ginny in dem Augenblick, in dem sie zur Tür hereinkam, damit beginnen würde, ihm Salz in genau diese Wunde zu reiben.
    Ganz bestimmt.
    Die Tür öffnete sich, und Ginny hastete herein. Sie trug ein Tablett, voll beladen mit Essen. Victor vermied es, sie anzublicken.
    Es herrschten vielleicht drei Sekunden gesegneten Schweigens, gerade genügend Zeit für Ginny, die Situation in sich aufzunehmen: Victor auf dem Bett, noch vollständig angezogen. Naomi Imbesi im gleichen Bett, schlafend, nicht mehr in den Kleidern, die sie am Abend zuvor getragen hatte. Stattdessen in einem Morgenmantel. Und dennoch hatten beide - das sprang ins Auge - die Zeit seither nicht mit fleischlichen Aktivitäten verbracht.
    »Victor, du bist ein hoffnungsloser Fall«, hörte er sie fau-
    chen. »Ich kann es nicht fassen, dass ich mich betrinke, damit du eine Gelegenheit hast, und du ... du verschwendest sie einfach! Das ist wirklich unanständig von dir!«
    »Ich fühle mich wunderbar dabei«, entgegnete Victor, ohne sie anzusehen. »Und du musst dich gerade beschweren. Ich bin überrascht, dass du überhaupt sprechen kannst, bei dem Kater, den du haben musst, Ms Komatös-nach-Verursachung-eines-Skandals.«
    Ein Rededuell mit Ginny war normalerweise von vornherein verloren. »Was bist du doch für ein Barbar! Glaubst du, wir leben noch im Mittelalter?« Sie stellte das Tablett auf ein Tischchen und strahlte Naomi anerkennend an, welche ihrerseits träge den Kopf hob und das Lächeln erwiderte.
    »Großartiges Zeug, Naomi. Wirkt viel besser als der Mist, den ich mir mitgebracht habe.«
    »Das beste Katerschutzmittel, das ich je gefunden habe«, stimmte Naomi ihr schläfrig zu. Mit einem leisen Auflachen fügte sie hinzu: »Und ich habe eine Menge ausprobiert, das können Sie mir glauben.«
    Sie richtete sich im Bett auf, ohne einen Versuch zu unternehmen, ihre Brüste zu bedecken, als der Morgenmantel aufklaffte. Victor fühlte sich einen Augenblick lang unbehaglich, in der Weise, wie ein Junge sich vorkommt, der in flagranti von seiner älteren Schwester ertappt wird. Doch das Gefühl hielt nicht lange an. Ginny war weder prüde noch neigte sie zur Heuchelei, ganz davon abgesehen, dass sie die gesamte Affäre selbst eingefädelt hatte.
    Die ganze Affäre ...
    Victor stellte fest, dass er sich fragte, ob man diese Episode, die überhaupt noch geschehen musste, wirklich als ›Affäre‹ bezeichnen konnte. Er bezweifelte nicht im Geringsten, dass Naomi handfeste Gründe für ihren Verführungsversuch besaß. Zum Teil deswegen war er am Ende störrisch geworden.
    Zum Teil aber nur - und wenn er ehrlich war, so war es nur ein trivialer Teil. Wie so viele in dem jungen Kader aus den Dolistenslums, die der Systemsicherheit beigetreten waren, hatte Victor einen gewissen Hang zum Puritanismus. Dieser entstand aber mehr als Gegengewicht zur allgemeinen Schlampigkeit im Dolistenleben als einer Ideologie oder gar einer

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