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Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)

Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)

Titel: Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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AD-1002–07-02–22 ersucht, eine Sonderkommission einzuberufen, deren Aufgabe es sein soll zu überprüfen, inwieweit sich die Systemregierung von Beowulf des Hochverrats schuldig gemacht und mit einem Feind der Solaren Liga kollaboriert hat. Da sämtliche Debatten zu diesem Thema beendet sind, bittet Sie das Präsidium nun, zur Abstimmung zu schreiten.«
    Reglos schwebte Nengs Abbild oben unter der Kuppel, während überall im gewaltigen Saal abgestimmt wurde. Lange dauerte es nicht.
    Kurz senkte Präsidentin Neng den Blick, betrachtete das Endergebnis und hob den Kopf.
    »Für die Einberufung einer Sonderkommission haben 8712 Delegaten gestimmt, dagegen 2903. Dem Antrag ist damit stattgegeben.«
    Stimmengewirr wie Sturmestosen erfüllte den Sternensaal. Hadley biss die Zähne zusammen. Nicht vor Überraschung, sondern vor Zorn. Überraschend war nur, dass fast ein Viertel der Delegaten gegen den Antrag gestimmt hatte. Damit war ein Zeichen gesetzt, dass die Mandarine beunruhigen sollte – gerade angesichts der Mühe, die sie sich gemacht hatten, um den Antrag durchkommen zu lassen. Das Abstimmungsergebnis verhieß Unerfreuliches, aber das würde die Zukunft zeigen. Jetzt jedoch …
    Felicia Hadley drückte die Taste, mit der sie ums Wort bat. Dann lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück, die Arme vor der Brust verschränkt, und wartete. Die Jubelrufe währten noch einige Momente, dann verklangen sie langsam. Beinahe herrschte wieder Stille. Neng warf einen Blick auf ihr Display, und erneut knallte ihr Hammer.
    »Ich bitte um Ordnung!« Ihre Stimme klang scharf, fast tadelnd. Die Delegaten, die noch nicht wieder auf ihre Sitzplätze zurückgekehrt waren, sondern mit Kolleginnen und Kollegen auf den Gängen standen und den Sieg feierten, blickten erstaunt zur Parlamentspräsidentin auf. Dann kamen sie – langsam – der Aufforderung nach. Neng wartete noch einige Sekunden ab, dann blickte sie zu Hadley hinüber.
    »Das Präsidium erteilt der Ehrenwerten Delegatin von Beowulf das Wort«, verkündete sie.
    Hadley machte sich nicht die Mühe aufzustehen, als ihr Abbild auf dem Display erschien, das bis eben die Parlamentspräsidentin gezeigt hatte. Ruhig saß sie in ihrer Loge und ließ den Blick über die Vielzahl von Delegaten schweifen. Im Sternensaal wurde es ungewohnt still. Hadley spürte den Blick der anderen, konnte ihre brennende Neugier beinahe schon schmecken. Wie würde Beowulf, das besiegte System, nun reagieren? Was konnte deren Delegierte angesichts dieser beispiellosen öffentlichen Demütigung sagen? Was ginge ihr nun durch den Kopf, wo ihr System in aller Öffentlichkeit zum Sündenbock erkoren worden war? Hadley ließ den anderen Delegierten noch einige Sekunden Zeit, sich genau diese Fragen zu stellen. Als sie schließlich das Wort ergriff, klang ihre Stimme kalt und hart.
    »Seit beinahe vierzig T-Jahren diene ich Beowulf als Repräsentantin in diesem Parlament. In all der Zeit habe ich vergeblich nach einem Anhaltspunkt dafür gesucht, dass das Parlament weiß, was sich die Mütter und Väter unserer Verfassung dereinst darunter vorgestellt hatten: dass die Vertreter des Volkes sich ihrer Verantwortung und ihrer Macht bewusst sein mögen und hohen ethischen Standards genügen. Es besteht kein Zweifel daran, was man sich damals von diesem Parlament erwartet hat. Keine Spur davon habe ich je hier entdeckt. Dafür bin ich mir überdeutlich der ›Business-as-usual‹-Mentalität dieses Parlaments bewusst geworden. Wie Sie alle weiß auch ich, wo die wahre Entscheidungsgewalt über föderale Gesetze, Regeln und Vorgehensweisen liegt. Selbst wenn es anders wäre, selbst wenn ich mich weiterhin der Illusion hingäbe, die gewählten Repräsentanten der Bürger der Liga hätten auf föderaler Ebene auch nur den geringsten Einfluss, hat diese Abstimmung nochmal ein gleißend helles Schlaglicht darauf geworfen. Diese Abstimmung ist nur ein weiteres Beispiel dafür, dass das Parlament brav Ja und Amen sagt – zu den Entscheidungen ungewählter Bürokraten, die ungleich mehr Macht besitzen, als ihnen gemäß Verfassung zustünde. Weil das Parlament erneut die ihm zugedachte Aufgabe als Jasager erfüllt hat, wird damit jede Opposition gegen eine katastrophale Politik im Keim erstickt – die Opposition gegen einen Krieg, in den diese Bürokraten die ganze Liga verstrickt haben! Beowulf hat versucht, diesen Krieg zu verhindern oder ihn zumindest möglichst rasch zu beenden, damit nicht weitere Millionen

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