Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
der man andere Menschen manipulieren kann? Und die ganze Gensklaverei soll nur Fassade für die schändlichen Pläne des sogenannten Alignments sein? Wir sollen glauben, die bösen, bösen Mesaner hätten das alles mehr als sechshundert Jahre lang vollständig geheim gehalten? Und die einzigen Beweise, die uns die Mantys vorlegen können, sind die unbestätigten Zeugenaussagen eines einzelnen, durchgeknallten Wissenschaftlers? Eines Wissenschaftlers, der allen Ernstes gedroht hat, eine der führenden Genetikerinnen von Mesa umzubringen – ich meine, wir reden hier nicht von irgendeinem Manpower-Quacksalber, sondern von der Leiterin der Abteilung für Mutter-und-Fötal-Genetik eines der angesehensten Krankenhäuser von ganz Mesa! Und das alles, weil sie den Tod von Papis Lieblingstöchterchen verschuldet haben soll?«
»Ich muss zugeben, dass das ziemlich verrückt klingt«, erwiderte Kolokoltsov. »Aber einige der Dinge, die er erzählt, werden die Leute nachdenklich machen … oder zumindest neugierig. Es wirft wirklich ein paar Fragen auf. Zum Beispiel, warum ausgerechnet die Republik Haven das alles ebenfalls glaubt. Und dass Haven die ganze Sache überhaupt erst nach Manticore gebracht hat.«
»Zumindest behaupten die Mantys, es sei so gewesen«, versetzte Quartermain. »Ich an deren Stelle hätte alles erzählt, was mir nur in den Sinn gekommen wäre, um die Liga dazu zu bewegen, jemanden nach Manticore zu schicken, der Filareta anweist, die Angriffsvorbereitungen umgehend abzubrechen. Und genau das hat Carmichael ja andauernd verlangt!«
»Sie denken, die Mantys lügen?«
»Gut möglich, ja, das meine ich!«, antwortete Quartermain unumwunden. »Wenn Carmichael uns eine Geschichte verkaufen könnte, die uns Filareta hätte zurückpfeifen lassen, wäre das nicht den Versuch wert gewesen? Ich meine, selbst wenn wir später herausgefunden hätten, dass man uns nach Strich und Faden belogen hat, wäre so doch zumindest Filareta auf jeden Fall erst einmal wieder tatenlos abgezogen. Hätten wir ihn später wirklich erneut rausgeschickt, bloß weil wir sauer gewesen wären, belogen worden zu sein? Dann hätten wir wie die letzten Idioten dagestanden: Sich erst bluffen lassen und dann auch noch den Spielplatztyrannen spielen und einen Wutanfall hinlegen! Nein, das wäre gar nicht gegangen!«
»Und was ist mit Pritchart?«, setzte Kolokoltsov nach.
»Was soll schon mit ihr sein? Ich bin der Frau nie persönlich begegnet – Sie etwa? Wie schwer wäre es wohl, eine geeignete Schauspielerin aufzutreiben, die man als Präsidentin Pritchart ausgeben könnte? Vor allem mit ein bisschen Computerunterstützung, eh? Was denn, meinen Sie wirklich, die Mantys könnten sich Sorgen darum machen, das Oberhaupt einer Sternnation, mit der sie sich die letzten zwanzig Jahre im Kriegszustand befunden haben, könnte verärgert sein, wenn sie herausfindet, dass sie im Zuge psychologischer Kriegsführung gegen uns verwendet wurde? Was könnte sie denn machen? Den Mantys den Krieg erklären?!«
Damit hat Omosupe nicht ganz unrecht , sinnierte Kolokoltsov. Von dieser Seite hatte er das Ganze noch nicht betrachtet. Er war nicht davon überzeugt, dass seine Kollegin recht hatte – nein, bei weitem nicht. Aber eine plausible Alternative wäre es durchaus. Kolokoltsov nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit mit Malachai Abruzzi darüber zu sprechen. Vielleicht ließe sich das in nicht allzu ferner Zukunft ja nutzen.
»Nun denn«, sagte er und steuerte das Gespräch wieder zum ursprünglichen Thema zurück, »um Ihre Frage von vorhin zu beantworten: Selbst nachdem Tsang derart Mist gebaut hat, haben wir immer noch Beowulf auf frischer Tat dabei ertappt, unseren Schiffen den Transit zu verwehren. Egal, wie weit Truman ihre Klappe aufreißt, eines steht eindeutig fest: Beowulf hat die Schiffe der Mantys schon im Vorfeld in sein Hoheitsgebiet eingeladen. Ganz offensichtlich wurde der Transit vor uns geheim gehalten – und zwar mit der ausdrücklichen Absicht, solarische Besatzungen zu töten, falls es tatsächlich zu einem Feuergefecht gekommen wäre. Für unsere Zwecke ist das doch schlichtweg perfekt! Mit Malachai habe ich darüber schon gesprochen. Er gießt gerade schon Wasser auf die Mühlen und lässt ausgewählten … sagen wir: zuverlässigen Medienmachern Meldungen von ›ungenannten‹ Quellen zukommen. Drei unserer führenderen Freunde im Parlament, darunter Tyrone Reid, sind bereit, ein offizielles Untersuchungsverfahren
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