Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
plausibel«, räumte Quartermain ein. »Andererseits«, erneut kniff sie konzentriert die Augen zusammen, »erklärt das unser kleines intimes Zweiertreffen hier immer noch nicht!«
»Oh, das ist ein Missverständnis. Es ging mir nicht darum, ausschließlich mit Ihnen zu sprechen und mit keinem der anderen. Ich wollte nur nicht mit allen anderen reden müssen. Vor allem wollte ich gern auf Nathan und Rajani verzichten. Ich könnte mir vorstellen, dass wir zu zweit eine gute Chance haben, denen nicht aufzufallen. Aber wenn ich jetzt auch noch andere hinzugebeten hätte …«
Er beendete den Satz nicht. Verständnisvoll nickte Quartermain. Sie hatte sich schon gedacht, dass derartige Überlegungen hinter seiner Einladung steckten. Quartermain hatte sogar schon mit sich selbst gewettet, welche Themen wohl angeschnitten würden.
»Also gut«, sagte sie, »wir sind hier, die anderen nicht. Worüber wollten Sie denn nun sprechen?«
»Über diese verdammte Blockade der Mantys«, erwiderte Kolokoltsov erstaunlich offen. »Unter anderem wollte ich weder Nathan noch Rajani hier haben, weil wir im Augenblick noch mehr großspuriges Gehabe überhaupt nicht gebrauchen können. Nun, ich muss zugeben, dass die Mantys rascher und deutlich effizienter vorgegangen sind, als ich ihnen zugetraut habe. Dass sie uns den Zugang zu sämtlichen ihrer eigenen Termini verwehren, ist ja schon schlimm genug. Aber wenn die jüngsten Berichte zutreffen und auch noch Termini anderer Sternnationen abgeriegelt werden, haben sie die Lage deutlich weiter eskalieren lassen als erwartet.«
Quartermain hatte eine beißende Erwiderung auf der Zunge, verkniff sie sich jedoch. Wenigstens gestand sich Kolokoltsov ein, einen Fehler gemacht zu haben. Außerdem würde Nachtreten jetzt auch nicht helfen – ob es der Permanente Leitende Staatssekretär für Äußere Angelegenheiten nun verdient hatte oder nicht.
»Und?«, fragte Quartermain nur.
»Und ich muss wissen, wo wir im Augenblick stehen – basierend auf unserem derzeitigen Kenntnisstand. Und wie Ihres Erachtens die Entwicklung der nächsten Monate aussehen wird. Angenommen, Filareta hat nicht sämtliche unserer Probleme bereits aus der Welt geschafft, wird selbst im besten Fall unsere Wirtschaft unter dieser Krise gewaltig leiden. Aber ich muss wissen, was Agatá und Sie unternehmen wollen, um den Schaden in Grenzen zu halten. Natürlich erwarte ich keinerlei Wundertaten«, setzte er hastig hinzu, als die blauen Augen seines Gegenübers sich erneut verfinsterten. »Darum geht es mir hier nicht. Ich frage, weil ich wissen muss, wie wir uns positionieren sollten, um Ihnen beiden den bestmöglichen Ausgangspunkt für alles zu verschaffen, was Sie eben bewirken können. Ich weiß, dass Sie eng mit Agatá zusammenarbeiten. Deswegen dachte ich mir, es liefe fast auf dasselbe hinaus, ob ich nun mit Ihnen beiden spreche oder nur mit Ihnen, Omosupe. Aber so kann ich eben verhindern, gleichzeitig auch noch mit Nathan und Rajani reden zu müssen.«
»Früher oder später werden Sie mit den beiden sprechen müssen«, warnte Quartermain ihn vor. Doch sie schien beschwichtigt. »Die wirtschaftlichen Auswirkungen für länger währende Kriegsanstrengungen werden langfristig gesehen sehr schmerzhaft – unerträglich schmerzhaft, wenn ich ehrlich sein darf. Wir werden mehr denn je auf die Dienstleistungsgebühren der Protektorate angewiesen sein, selbst im bestmöglichen Fall. Und das fällt nun einmal ganz in Nathans Zuständigkeit und damit in den der Grenzflotte.«
»Das dachte ich mir schon. Wenn ich die beiden unbedingt hinzuziehen muss, werde ich das natürlich auch tun. Aber bevor es so weit ist, möchte ich so detailliert informiert sein wie nur möglich. Ich möchte mit den beiden aus einer Position der Stärke heraus sprechen können, und das setzt nicht nur voraus, dass ich genau weiß, worüber zum Henker ich überhaupt rede, sondern auch, dass Sie, Agatá und ich einer Meinung sind. Ist das in Ordnung für Sie?«
»Damit kann ich arbeiten«, räumte Quartermain ein und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.
»Zunächst einmal«, fuhr sie fort, »hatten Agatá und ich ja bereits darauf hingewiesen, dass die Auswirkungen auf unseren interstellaren Handel …«
Kapitel 7
»Sind Sie sicher, Commodore?«
Der Mann auf Commodore Sean Magellans Display trug die grauschwarze Uniform von Aguedas Astro-Lotsendienst. Seine Miene verriet Besorgnis. Das konnte ihm Magellan nicht verdenken. Er selbst war
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