Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
gewaltiges öffentliches Ereignis ist. Ich weiß, dass das so sein muss, wenn Roger heiratet, und ich will mich auch gar nicht beklagen. Aber wenn möglich, hätte ich gern den Einfluss der Politik zumindest ein wenig eingedämmt gewusst. Wenn das dann dafür sorgt, dass sich Roger ein wenig wohler in seiner Haut fühlt, bin ich sogar voll und ganz dafür.«
Bedächtig nickte Elizabeth. Erneut beeindruckte sie, in welch klaren, vernünftigen Bahnen ihre zukünftige Schwiegertochter dachte. Die Monarchin hatte schon immer einen Passus in Manticores Verfassung für eine besonders gute Idee gehalten: Die Gründer des Königreichs hatten dort festgeschrieben, der Thronerbe müsse seinen Ehepartner aus den Reihen der Bürgerlichen wählen. Im Laufe der Jahre hatte das natürlich auch zu manch gebrochenem Herzen und einigen unglücklichen Ehen geführt, aber das ließ sich vermutlich nicht vermeiden. Aus eigener Erfahrung wusste Elizabeth, dass jeder gut aussehende Mitgiftjäger im ganzen Sternenkönigreich bereit war, sich am jeweiligen Thronerben zu versuchen. Elizabeth selbst hätte die freie Auswahl aus zwei oder drei Dutzend beachtlich gut aussehenden Gespielen gehabt. Doch darauf hatte sie verzichtet. Sie hatte sich für Justin entschieden, und sie würde für alle Zeiten dankbar sein, dass der Verfassungspassus zur Monarchenehe sie beide zusammengeführt hatte. Ein paar junge Frauen, die ihr Bestes gegeben hatten, sich stets in Rogers Nähe aufzuhalten, hatten Elizabeth ernstlich Sorgen bereitet. Über die Entscheidung aber, die ihr Sohn letztendlich getroffen hatte, war sie hocherfreut. Sie hatte das Gefühl, Rivka könnte Roger ebenso eine große Stütze sein wie Justin für Elizabeth selbst.
»Also gut, wie wäre es mit einem Kompromiss?«, schlug sie vor. »Roger, du hast ganz recht: Die Navy hat es verdient, bei diesem Anlass vertreten zu sein. Was hältst du davon, Vertreter der verschiedenen Waffengattungen alternieren zu lassen: Navy, Queen’s Own, Marineinfanteristen, Palastschutz, dann wieder Navy und so weiter? Wenn uns die Leute aus dem Queen’s Own ausgehen, können wir die reguläre Army hinzuziehen. Und falls nicht, vertritt das Queen’s Own die gesamte Armee. Könntest du damit leben?«
»Ich glaube schon«, meinte Roger. Als Rivka unvermittelt auflachte, blickte er seine Verlobte an. »Was ist daran so komisch?«, fragte er.
»Mir ist gerade aufgegangen, dass die Navy ohnehin stark vertreten sein wird«, erwiderte Rivka. »Dein Onkel wird in Uniform erscheinen, ebenso Admiral Truman, Earl White Haven, Admiral Caparelli, Admiral Givens und Admiral Hemphill. Dann gibt es da noch Admiral Theisman, Admiral Tourville, Admiral Yu und Hochadmiral Yanakov als Vertreter unserer Verbündeten.«
»Stimmt«, sagte Elizabeth und lächelte. Doch sie beschloss, den einen Flaggoffizier unerwähnt zu lassen, den Rivka nicht genannt hatte – und der nicht in Uniform erscheinen würde. Honor Alexander-Harrington hatte sich bereit erklärt, eine von Rivka Rosenfelds Brautführerinnen zu sein. Sie würde allerdings als Gutsherrin Harrington erscheinen, nicht als Admiral Harrington.
Na ja, streng genommen wohnt sie natürlich auch noch als Herzogin Harrington der Hochzeit bei , dachte Elizabeth. Andererseits …
»Entschuldigen Sie, Eure Majestät, aber Präsidentin Pritchart ist am Com.«
Elizabeth wandte sich dem Bediensteten zu, der sie angesprochen hatte. Er verneigte sich, als wolle er um Verzeihung bitten. Niemand vom Stab im Mount Royal Palace störte gern die königliche Familie, wenn sie tatsächlich einmal für kurze Zeit Gelegenheit hatte, Familie zu sein.
»Das Gespräch wartet auf Sie am abgesicherten Terminal in Ihrem Arbeitszimmer, Eure Majestät«, fuhr der Diener leise fort.
»Danke, Isaac«, erwiderte die Königin und wandte sich wieder an Roger und Rivka. »Also gut, Punktsieg für das Brautpaar! Aber ich sage es schon jetzt: Was den Aufsatz auf der Hochzeitstorte angeht, werde ich längst nicht so nachsichtig sein!«
Sie warf ihrem Sohn und ihrer zukünftigen Schwiegertochter einen gespielt-finsteren Blick zu. Wieder lachte Rivka, als Roger in ebenso gespieltem Entsetzen furchtsam zusammenfuhr. Mit einem leisen Lächeln und einem Kopfschütteln nahm Elizabeth Ariel auf den Arm und zog sich in ihr Arbeitszimmer zurück.
Dort nahm sie vor ihrem Rechner Platz und drückte die Sprechtaste.
»Bitte entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten, Eloise. Ich habe soeben lernen müssen, dass es
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