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Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)

Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)

Titel: Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hinweg an. »Ich glaube, Ihre Herzogin Harrington hat recht. Das ist das Ende der Liga – zumindest das Ende der Liga, wie wir sie kannten. Aber etwas derart Riesiges, mit einer derartigen Massenträgheit, wird nicht einfach aufhören zu existieren. Dieses Monstrum gibt nicht einfach so auf. Es wird noch lange dauern, Herr Botschafter, bis jemand aus neutraler Position ganz sachlich wird auf die Geschichte zurückblicken können.«
    »Da haben Sie wohl leider recht.«
    Nun trat Carmichael neben Hadley und blickte erneut auf die brüllende Menschenmasse hinab. Mittlerweile bewarfen sie Wände und Fenster im Erdgeschoss. Die Energiefelder zur Sicherung des Gebäudes hielten die Salve aus Steinen, Eiern, überreifem Obst und hin und wieder sogar altmodischen Molotow-Cocktails zwar ab. Aber schon dieser Akt symbolischen Vandalismus schien die Meute zufriedenzustellen. Nur die kleinen Grüppchen, die manticoranische und beowulfianische Flaggen in Brand steckten und Strohpuppen in Stücke rissen oder in Flammen aufgehen ließen, fanden bei den aufgebrachten Demonstranten mehr Anklang. Carmichael entging nicht, dass die eifrigen Bastler, die die Puppen angefertigt hatten, bei den manticoranischen oder beowulfianischen Flottenuniformen deutlich mehr Fantasie als Sachkenntnis an den Tag gelegt hatten. Einer der Puppenverbrenner fiel Carmichael besonders ins Auge: Der über und über tätowierte Mann trug schreiend bunte Kleidung – er sah aus, als entstamme er den Reihen der Millionen von Langzeitarbeitslosen, die sich jeden Monat aufs Neue ihr Geld von der Regierung auszahlen ließen. Bei dem Versuch, eine manticoranische Flagge zu verbrennen, ließ er das lodernde Stück Stoff einen Augenblick zu spät los. Carmichael hörte zwar seine Schmerzensschreie nicht. Doch die Art und Weise, wie der Mann umhersprang und dabei hektisch mit der Hand wedelte, sprach Bände. Der Botschafter musste sich sehr zusammenreißen, nicht befriedigt zu grinsen.
    »Aber«, sprach Hadley in diesem Augenblick weiter, »um ehrlich zu sein, erstaunt es mich am meisten – obwohl ich es nach all den Jahren besser wissen müsste –, dass es immer noch Leute gibt, die dem Ministerium für Bildung und Aufklärung glauben.« Gequält verzog sie das Gesicht. »Wie gesagt: Ich müsste es wirklich besser wissen. Als wollten die Leute angelogen werden! Vielleicht, weil ihnen das vertraut ist oder es so bequem ist, nie selbst über Dinge nachdenken zu müssen. Anscheinend geht auf Alterde alles nach dem Sprichwort: ›Das Lernen hat kein Narr erfunden.‹«
    »Tja, ob die Leute aus dem Ministerium darüber nachgedacht haben, wie übel ihr Propagandafeldzug sich draußen im Rand und in der Schale rächen wird?«, sinnierte Carmichael. »Sicher, für die Kernwelten ist die Strategie maßgeschneidert. Da ist man so behütet und so weit von allem entfernt, was draußen in den Außenbezirken der Liga abläuft, dass es kein Wunder ist, wenn man dort diesem Unfug aufsitzt. Klar, dass Kolokoltsov und Abruzzi sich jetzt erst einmal Sorgen darüber machen, wie die Kernwelten auf diese Krise reagieren! Aber was für ein gewaltiger Fehler, zu glauben, nur die Kernwelten wären von Belang! Wahrscheinlich glauben die Mandarine, solange sie nur die ältesten, ›respektabelsten‹ Welten dazu bringen, weiterhin ihrer Führung zu vertrauen, könnten sie mittel- oder langfristig auch außerhalb des Kern die alte Ordnung wiederherstellen. Dann würden, werden sie glauben, auch die kleinen Leute draußen, jenseits des Kerns, auf den Ratschluss ihrer weisen Anführern bauen, so wie sich das gehört – sobald diese momentane Misshelligkeit erst einmal vorüber ist.« Abschätzig verzog der Botschafter das Gesicht; Bitterkeit lag in seinem Blick. »Die meinen sicher, selbst das OFS und die Spießgesellen von den großen Konzernen würden dann wieder über ihre kleinen Reiche draußen im Rand herrschen können. Und da täuschen sie sich gewaltig!«
    »So sehe ich das auch«, bestätigte Hadley mit besorgtem Gesicht. »Vor allem, wo Mesa so fleißig mitmischt und alles noch weiter aufrührt. Wenn es im Zentrum der Liga nicht bald zu Veränderungen kommt – was wahrscheinlich unmöglich ist –, wird die Liga schon bald ein Rand-System nach dem anderen verlieren. Dann dauert es nicht mehr lange, bis die Systeme in der Schale deren Beispiel folgen.«
    Carmichael nickte und fragte sich dabei, ob Hadley ebenso gründlich wie er über die Ereignisse in der Nähe des Congo-Systems

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