Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
Mantys doch noch über die Wahrheit gestolpert sind. Oder zumindest über einen Teil der Wahrheit. Weiß Gott, woher deren noch wildere Spekulationen kommen! Haben die irgendetwas in ihrem Trinkwasser? Meine Güte, was für eine Paranoia!
Er schüttelte den Kopf.
Aber man weiß ja: Paranoid zu sein heißt noch lange nicht, dass man nicht doch hinter dir her ist … auch wenn ›man‹ keine übermenschlich große, der eigenen Fantasie entsprungenen Ungeheuer sind. Pah, dieser Nanotech-Mist! Warum sollte man derlei Märchen glauben, wenn es doch viel einfachere Erklärungen für alles gibt? Zumindest Crandall hatte Mesa fest in der Tasche! Crandall hätte für das Manöver jeden Ort ausgewählt, den man ihr genannt hätte. Und Mesa konnte sich auch darauf verlassen, dass Crandall dämlich genug sein würde, alles so kommen zu lassen, wie man es sich dort vorgestellt hat. Bei Byng war es genau das Gleiche – nur dass sie dem wahrscheinlich noch nicht einmal etwas Besonderes versprechen mussten. Dem hätte es doch voll und ganz gereicht, endlich den Mantys mal einen verpassen zu dürfen! Und Filareta …! Hätte die Öffentlichkeit je von seinen kranken pädophilen Spielchen erfahren, wäre er – oder zumindest seine Karriere – am Ende gewesen, selbst hier in der Liga. Ihn ins Boot zu holen war sicher nicht schwierig. Und ich? Bei mir haben die auch keine bewusstseinsmanipulierende Nanotech gebraucht, um mich die Dreckskerle da treffen lassen zu wollen, wo es so richtig weh tut! Selbst wenn die Dinge jetzt ein bisschen … kniffliger geworden sind als erwartet.
In rauer Belustigung stieß Rajampet ein Schnauben aus. Allerdings: Nie hätte er damit gerechnet, dass Sandra Crandall und Massimo Filareta derart vernichtend geschlagen werden könnten. Sicher, keine Krokodilsträne vergösse er wegen der beiden Admiräle. Nur die unglaubliche Zahl anderer Gefallener, die erschreckte ihn doch. Er hatte aufrichtig geglaubt, mit den neuen Raketen wäre tatsächlich wieder so etwas wie Chancengleichheit erreicht. Und niemals hätte Rajampet für möglich gehalten, dass Filareta dämlich genug sein könnte, tatsächlich das Feuer zu eröffnen, nachdem ihn dieses Miststück Harrington derart gründlich in die Falle gelockt hatte.
Und dass Haven sich auf die Seite der Mantys stellt – wer hätte das vorausahnen können! , dachte er.
Seit die ersten Berichte über die Zwote Schlacht von Manticore auf Alterde eingetroffen waren, hatte sich Rajampet gefragt, warum er Filareta losgeschickt hatte. Ach, mit Geld ließ sich das natürlich leicht erklären. Außerdem verübelte er der Liga, dass man ihm dem Platz verwehrte, der ihm zustand: Er hätte mit Kolokoltsov an einem Tisch sitzen müssen – und mit all den anderen parasitären zivilen Blutsaugern. Deren nacktes Überleben hing doch davon ab, dass Rajampets Flotte die ganze Drecksarbeit erledigte, die nun einmal erforderlich war, um ihnen allen ihre Pöstchen und ihre Macht zu erhalten. Er konnte längst nicht mehr zählen, wie oft man seitens der Mandarine herablassend mit den Männern und Frauen in Uniform umgegangen war, deren Aufgabe es war, die Vorherrschaft der Liga auch zu diesen gottverdammten Neobarbaren mitten im Nirgendwo zu tragen!
Doch vor allem – das hatte Rajampet allmählich begriffen – hatte ihn Hass angetrieben: Hass auf das Sternenimperium von Manticore. Er hasste die Mantys für ihre gewaltige Handelsflotte, ihren Reichtum und ihre Macht. Er hasste sie dafür, dass Manticore sich weigerte, den Forderungen der Liga nachzukommen und der Solarian League Navy den Respekt und die Ehrerbietung zu erweisen, die dieser gewaltigen Flotte zustand. Er hasste diese billigen Neobarbaren dafür, sich mit der Unverschämtheit eines Emporkömmlings überhaupt als Sternnation zu bezeichnen! Vor nicht einmal zwanzig T-Jahren hatte das sogenannte Sternenimperium noch aus einem einzigen System bestanden. Bloß weil ihnen ungerechterweise dieser verfluchte Wurmlochknoten in den Schoß gefallen war, wagten es diese Barbaren jetzt, der Solaren Liga zu erklären, was sie zu tun und zu lassen habe! So sehr es Rajampet an sich missfiel, mit einem gewissen anderen Admiral verglichen zu werden: In dieser Hinsicht hatten Josef Byng und er etwas gemein.
Es war Rajampet herzlich egal, ob die Mantys nun wirklich imperialistische Absichten hegten oder nicht. Er erinnerte sich an einen Satz, den sein längst verstorbenen Vater zu jeder nur erdenklichen Gelegenheit gern zitiert
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