Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
und des Maya-Sektors informiert war.
Wieder blickte er aus dem Fenster und auf die wütende Menschenmenge.
Abgesehen von ihrer Kurzsichtigkeit, die öffentliche Meinung auf Alterde mit der Meinung der Öffentlichkeit der gesamten Liga gleichzusetzen, haben Abruzzi und seine Leute gezeigt, dass sie wirklich ihr Handwerk verstehen , dachte er. Die jüngsten Behauptungen der solarischen Propagandamaschinerie passten perfekt zu allen bisherigen Lügen: Die Große Allianz habe Filareta gezielt in eine Todesfalle gelockt. Dabei hätte man dem Flottenadmiral zuvor noch akzeptable Kapitulationsbedingungen versprochen. Aber in Wirklichkeit, so stellten es die Propagandisten dar, habe die Allianz niemals die Absicht gehabt, dieses Versprechen auch einzuhalten. Ihnen sei es nur darum gegangen, Filareta und seine Flotte vollständig zu vernichten. Diese Darstellung war bei einem beachtlichen Teil der Bevölkerung von Alterde auf fruchtbaren Boden gefallen. Sämtliche Journalisten, die ihre Artikel schon immer ganz im Sinne der Mandarine abgefasst hatten, hatten sich sofort der offiziellen Linie verschrieben. Und dass seitens der Navy mit Nachdruck darauf hingewiesen wurde, die ihnen vorliegenden Daten würden nicht notwendigerweise die offizielle Berichterstattung belegen, verlieh dem Ganzen zusätzlich Glaubwürdigkeit. Es wirkte, als hätten die Journalisten bewusst davon abgesehen, vorschnell ein Urteil zu fällen. Auch die Mandarine selbst wirkten wie besonnene, vorsichtige Führungspersönlichkeiten, die nach Kräften versuchten, sich einen Weg durch ein echtes Mienenfeld der Verwirrung zu bahnen – stets bemüht, andere dabei keinesfalls falsch darzustellen.
Soweit Carmichael das beurteilen konnte, hatten zumindest einige der enthusiastischsten Jünger von Abruzzis Darstellung der Geschehnisse einen guten Grund dafür: So wie der Permanente Leitende Staatssekretär für Bildung und Information die Ereignisse schilderte, ließ sich erklären, wie eine zusammengewürfelte Flotte von Neobarbaren die unbesiegbare Solare Liga vernichtend hatte schlagen können. Noch überzeugender wurde es nach Carmichaels Meinung dadurch, dass es so wirkte, als habe die Große Allianz Angst vor der Liga. Nur deswegen hätten, so Abruzzis Propaganda, die Neobarbaren zu Lüge, Täuschung und Arglist gegriffen! Die Mantys könnten ja behaupten, was sie wollten, aber in Wirklichkeit hätten sie Angst davor, sich der SLN in einem fairen, offenen Kampf zu stellen! Schließlich war auch Spindle nichts als ein Hinterhalt gewesen, nicht wahr? Und jetzt hatte man in einer erstaunlich ähnlichen Situation Filaretas ganze Flotte aufgerieben. Das beweise doch nur, dass die Niederlagen der Liga sich vor allem auf die Hinterlist der Neobarbaren zurückführen ließen und nicht darauf, dass die Schlachtflotte durch und durch marode war. Carmichael konnte gut verstehen, dass eine solche Analyse der aktuellen Lage durchaus beruhigend war für all diejenigen, die sich scheuten zuzugeben, die Liga könnte dem Gegner hoffnungslos unterlegen sein. Ganz zu schweigen von all jenen, die wütend darüber waren, dass die solarische Navy bei diesem Konflikt abschätzig beiseite gefegt worden war wie ein lästiges Insekt.
Und dann waren da noch der Hohn und Spott, mit denen sich Abruzzi und seine handverlesenen Speichellecker-Journalisten über Havens und Manitcores Behauptung ausließen, einen Teil der Krise verdanke man Mesa . Natürlich hatte Carmichael gewusst, dass die solarischen Medien so reagieren würden. Ach, einfach jeder in der Heimat hatte das gewusst! Aber was denn als die Wahrheit hätten Manticore und Haven öffentlich machen sollen? Wenigstens einige solarische Journalisten, unter ihnen Audrey O’Hanrahan, waren nicht ganz so rasch dabei, die Berichte als Auswuchs beowulfianischer Paranoia und manticoranischer Lügen abzutun. Die Frage, wem man letztendlich glauben würde, war noch nicht entschieden. Aber im Augenblick sah es für die Große Allianz nicht gerade gut aus. Zu viele Solarier hatten Mesa die Erklärungen abgekauft, das Sternenimperium sei in die Gräueltaten von Green Pines aktiv verwickelt gewesen. Mittlerweile hatten besagte Solarier entschieden zu viel in diesen Glauben investiert, und so waren sie von vornherein geneigt, in den ihnen absurd scheinenden Berichten über Verschwörungen nur eine weitere zynische List der Manticoraner zu sehen. Manticore, so glaubte man, wolle die öffentliche Meinung gegen Mesa aufbringen und so
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