Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
Arm, und gemeinsam folgten sie dem Kellner. Der führte das Paar in ein luxuriöses Séparée im hinteren Teil des Restaurants, dem die Bar angeschlossen war. Das Séparée garantierte Privatsphäre durch auch technisch erstklassige Abhörsicherheit.
»Wäre das genehm, Captain?«
»Perfekt!«, lobte Gweon. »Wenn möglich, lassen Sie uns noch ein paar Minuten Zeit, bevor Sie jemanden schicken, der unsere Bestellung aufnimmt, ja? Wir melden uns«, er deutete auf ein Tastfeld am Tisch, »sobald wir soweit sind.«
»Selbstverständlich, Sir.«
Der Kellner lächelte erneut, verneigte sich dann und zog sich zurück.
Gweon blickte ihm hinterher. Dann führte er seine Begleiterin in das Séparée, nahm ihr gegenüber Platz und aktivierte das Abschirmfeld. Augenblicklich waren sie von einer halbkugelförmigen Blase umgeben, die es ihnen gestattete, das umliegende Restaurant deutlich zu erkennen, während niemand außerhalb dieses Feldes das Séparée einsehen konnte. Abhörsicher war die Blase auch. Darauf allein aber wollte Gweon sich nicht verlassen. Er zog ein kleines Gerät aus der Tasche, legte es zwischen ihnen auf den Tisch und aktivierte es.
»Ist das wirklich schlau?«, fragte seine Begleiterin in erstaunlich scharfem Ton. Gweon zuckte mit den Schultern.
»Ich bin der Leiter einer der Hauptabteilungen des Flottennachrichtendienstes, Erzi, und in ein paar Wochen bin ich Flaggoffizier. Mit dem Rang kommen die Privilegien, und dazu gehört auch, dass ich jederzeit meine persönliche Abhörsicherung nutzen darf, wenn ich mit meiner Verlobten knutschen will. Glaub mir, niemand wird das verdächtig finden, wenn er nicht ohnehin schon einen Verdacht hat. Aber dann wären wir sowieso aufgeflogen und bräuchten uns wegen derartiger Kleinigkeiten nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.«
»Ich hasse es, wenn du so logisch bist«, klagte sie und zog einen Schmollmund. Leise lachte Gweon.
Dann lehnte er sich zurück und musterte die Frau ihm gegenüber. Er hätte es deutlich schlechter treffen können. Erzébet Pelletier war ebenso intelligent wie attraktiv. Sie war sportlich und im Bett eine wahre Freude. Außerdem kamen sie beide gut miteinander aus. Gweon wusste, dass Erzébet ihn mochte. Vielleicht ging es sogar noch ein wenig darüber hinaus. Beide aber mussten ständig im Hinterkopf behalten, welches Risiko es barg, wenn sie sich emotional zu sehr auf die Rollen einließen, die sie zu spielen hatten.
»Also gut«, meinte Erzébet schließlich, »du hast diesem netten jungen Mann gesagt, in ein paar Minuten würden wir bestellen. Also solltest du vielleicht jetzt loslegen und auf die Details eingehen.«
»Soll mir recht sein.«
Gweon wünschte, sie könnten dieses Gespräch in ihrem gemütlichen Apartment führen. Aber es bestand keinerlei Zweifel, dass dieses Apartment verwanzt war. Natürlich nicht besonders effizient – Konteradmiral Yaus Amt für Spionageabwehr stellte sich stets ungeschickt an. Die Wanzen, die es verteilte, waren kaum mehr als eine Formsache. Dass jemand vom ASA Gweon gegenüber einen Verdacht hegte, war schließlich höchst unwahrscheinlich. Bedauerlicherweise wäre zu Hause das Aktivieren der privaten Abhörsicherung nicht als üblich erschienen; das war es nur in der Öffentlichkeit. Deswegen war es tatsächlich sinnvoller für sie beide, heikle Informationen genau dort, in aller Öffentlichkeit nämlich, auszutauschen.
»Tja«, begann er, »bislang gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass jemand Rajampets Selbstmord für verdächtig hält. Nach allem, was passiert ist, und nachdem klar war, wie sehr ihn Kolokoltsov und die anderen in die Mangel nehmen würden, hatte der Flottenadmiral wohl auch mehr als genug Gründe, seinem Leben ein Ende zu setzen.«
»Das heißt dann, alles ist gut gelaufen?«, fragte seine ›Verlobte‹ nach.
»Offenkundig. War ja schließlich auch sein eigener Pulser.« Unvermittelt grinste Gweon. Er hatte Rajampet nie sonderlich gemocht. »Wie rücksichtsvoll von ihm, dieses verdammte Ding all die Jahre immer an der gleichen Stelle aufzubewahren! Es war wirklich viel einfacher und sauberer, dafür zu sorgen, dass er sich erschießt, nachdem wir wussten, wie wir an die Waffe dafür kommen. Ein Sprung aus dem Fenster aus dieser Höhe wäre mehr Schweinerei gewesen.«
»Stimmt.« Erzébets Ton war kühl und verriet, dass sie die Umstände von Rajampets Tod nicht wie Gweon belustigten. Dabei hatte sie die Abneigung ihres Partners dem ehemaligen Chef des
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