Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
Admiralstabs gegenüber geteilt und teilte auch Gweons Freude darüber, wie sauber Rajampets Ableben diverse Kleinigkeiten aus dem Weg räumte.
Entschuldigend verzog Gweon das Gesicht.
»Tut mir leid, Erzi. Vielleicht sollte ich nicht ganz so respektlos sein. Aber wenn du dich so lange mit diesem arroganten Arschloch hättest herumschlagen müssen wie wir, würdest du dir auch gern einen auf sein Ableben genehmigen.«
»Vielleicht, ja. Aber lass uns besser jetzt die nächsten Schritte besprechen! Morgen früh bricht der Kurier nach Mesa auf. Bis dahin müssen wir unseren Bericht fertig haben.«
»Na gut.« Gweon nickte. »Was Kolokoltsov angeht: Ich bin mir sicher, er hält mich bereits für zuverlässig und glaubt, dass ich anständige Arbeit mache. Ich habe ihm eine gute Analyse vorgelegt, und das weiß er auch. Das Gleiche gilt für Kingsford. Allerdings muss ich meine Meinung über seinen IQ tatsächlich ein bisschen nach oben korrigieren. Dass er mehr im Kopf hat als Rajampet, habe ich ja schon immer gewusst. Aber mittlerweile glaube ich, er ist eine ganze Ecke intelligenter, als ich gedacht habe. In Zukunft muss ich also in seiner Gegenwart vorsichtiger sein.
Nun, ich war nicht dabei, als Kingsford Kolokoltsov seine neue Strategie vorgetragen hat. Aber Kingsford hat eine zusätzliche Analyse von mir haben wollte, kaum dass er Kolokoltsovs Büro wieder verlassen hatte. Und das klingt für mich ganz danach, als wolle er …«
Kapitel 13
»Sind wir uns einig?«, fragte Kolokoltsov und blickte der Reihe nach seine Kolleginnen und Kollegen an.
»Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich die beste Vorgehensweise ist«, meinte Agatá Wodoslawski unzufrieden.
»Hellauf begeistert bin ich auch nicht gerade davon«, erklärte Malachai Abruzzi, »aber irgendetwas müssen wir tun! Und ich meine damit etwas, das zumindest aggressiv wirkt. Nach Filaretas Niederlage sehe ich nicht viele andere Möglichkeiten.«
»Wenigstens ist Kingsford ein bisschen realistischer als Rajani«, warf Nathan MacArtney ein. Der Permanente Leitende Staatssekretär des Innenministeriums war ungewohnt still. Rajampets Selbstmord hatte ihn besonders getroffen. Es war nicht so, dass er den Chef des Admiralstabs sonderlich gemocht hätte. Aber nach vielen Jahren, in denen sie gemeinsam in den Protektoraten ihre Vorstellung von Recht und Ordnung durchgesetzt hatten, hatte er in ihm einen politischen Weggefährten und Verbündeten verloren.
»Ja, scheint so«, bemerkte Kolokoltsov sarkastisch im Ton. MacArtney schoss das Blut ins Gesicht. Er schien mit etwas herausplatzen zu wollen, biss sich dann jedoch nur auf die Unterlippe. Kolokoltsov blickte ihn an, seufzte.
»Es tut mir leid, Nathan«, entschuldigte er sich. Sie tauschten einen Blick, und Kolokoltsov sagte: »Wir stecken hier in einem gewaltigen Schlamassel, und daran ist nicht zuletzt Rajani schuld. Ja, Sie und er waren unsere Speerspitze in den Protektoraten. Aber es ist ja nun nicht so, als hätten Sie dort alles im Alleingang gemeistert. Ganz offenkundig hat Rajani Sie ebenso wenig über alles informiert wie den Rest von uns. Ich werde mich daher bemühen, meine Frustration und Angst nicht mehr an Ihnen auszulassen. Und ich habe Angst, täuschen Sie sich da bloß nicht!« Er lächelte dünn. »Glauben Sie mir, in letzter Zeit ist viel Mist gebaut worden. Das rächt sich jetzt und trifft mich genau hier!«
Mit grimmiger Miene tippte er sich gegen die Brust. MacArtney starrte ihn an, dann nickte er. Niemand sonst sagte ein Wort. Warum auch? Quartermain und Wodoslawski hatten ständig vor den katastrophalen wirtschaftlichen Folgen eines Krieges gegen Manticore gewarnt. Und doch hatten sie alle, Quartermain und Wodoslawski eingeschlossen, sträflich Manticores militärische Fähigkeiten unterschätzt. In vielerlei Hinsicht war das Rajampets Schuld. Doch auch das sprach sie nicht von ihrem eigenen folgenschweren Fehler frei, den vollmundigen Versprechen des Flottenadmirals Glauben geschenkt zu haben. Aber es hatte einfach zu verlockend geklungen: Die zahlenmäßige Überlegenheit der Schlachtflotte werde mehr als ausreichen, einen etwaigen geringfügigen technischen Vorsprung der Manticoraner auszugleichen. Diesen Fehler hätten sie allesamt sich niemals leisten dürfen.
Vor allem nicht, wo wir alle – ich selbst auch – doch hätten wissen müssen, wie sehr wir uns von Wunschdenken und Arroganz haben leiten lassen! In diesen Schlamassel haben wir uns selbst hineingeritten – und
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