Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
Oberhand behalten, erscheint mir das akzeptabel.«
»Und Sie glauben, eine solche Strategie ließe sich auch tatsächlich umsetzen?«, fragte Kolokoltsov nach.
»Sir, ich glaube, wenn überhaupt eine Strategie sich umsetzen lässt, dann diese«, erwiderte Kingsford, ohne mit der Wimper zu zucken. »Auf die politischen und wirtschaftlichen Aspekte dieser Strategie vermag ich nicht einzugehen. Aber da wäre ein Punkt, den Captain Gweon bereits angesprochen hat: Wie steht es mit einer direkten Besteuerung? Wir werden große Geldmengen benötigen. Nicht annähernd so viel, wie wir bräuchten, um die Reserve zu modernisieren oder neue Großkampfschiffe bauen zu lassen, aber dennoch deutlich mehr, als das Budget der Navy zu Friedenszeiten hergibt. Mir ist bewusst, dass wir damit eine weitere Büchse der Pandora öffnen. Aber dieser Aspekt des Problems liegt außerhalb meines eigenen Fachgebiets.«
Wieder nickte Kolokoltsov. Dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück und dachte angestrengt nach.
Zu schade, dass sich Rajani nicht schon vor Monaten den Schädel weggeblasen hat! , dachte er säuerlich. Natürlich hätte auch Kingsford nur aus dem Stegreif handeln können, wenn er an Rajanis Stelle gewesen wäre und das gewusst hätte, was Rajani zu Anfang wusste. Aber mittlerweile ist er auf jeden Fall deutlich weiser und ungleich vorsichtiger als sein Vorgänger. Die Frage ist nun: Ist er auch weise genug?
»Also gut, Admiral«, sagte Kolokoltsov schließlich. »Sie haben mir hier einiges vorgelegt, worüber ich erst nachdenken muss. Wie Sie schon sagten: Die ganze Sache hat auch noch politische Aspekte, die weit außerhalb der Zuständigkeit des Militärs liegen. Meine Kollegen und ich werden darüber erst einmal gründlich nachdenken müssen, bevor wir uns für oder gegen die Strategie entscheiden können, die Sie vorgeschlagen haben. Ich werde versuchen, Ihnen unsere Entscheidung so rasch wie möglich mitzuteilen. Aber in der Zwischenzeit wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie, vielleicht zusammen mit Captain Gweon, einen detaillierteren Strategieplan entwerfen könnten. Einen Plan, der uns auch zeigt, an welche Verbände Sie gedacht haben, wo und wie Sie sie zum Einsatz bringen würden, wie es um die Logistik bestellt ist und dergleichen mehr.«
»Admiral Jennings, mein Stabschef bei der Schlachtflotte, arbeitet bereits seit mehreren Wochen an diesem Konzept, Sir. Ich denke, wir könnten Ihnen innerhalb der nächsten Tage das gewünschte Material vorlegen.«
»Gut.« Kolokoltsov erhob sich und streckte Kingsford über den Schreibtisch hinweg die Hand entgegen. Damit gab er seinem Gegenüber deutlich zu verstehen, dass die Besprechung beendet war. Flottenadmiral Kingsford erhob sich und ergriff die dargebotene Hand.
»Ich kann nicht behaupten, was Captain Gweon und Sie mir zu sagen hatten, hätte mich erfreut«, fuhr Kolokoltsov fort. »Aber ich weiß durchaus zu schätzen, dass Sie beide sich so klar und deutlich ausgedrückt haben.«
»Und? Wie ist es gelaufen?«
Lächelnd blickte Captain Caswell Gweon von seinem Martini auf, als eine äußerst attraktive Rothaarige sich zu ihm an den kleinen Tisch setzte.
»Prima, Schatz, und wie war dein Tag?«, erkundigte er sich und lächelte immer noch.
»Langweilig, wie immer«, gab sie zurück. »Nicht das Thema wechseln!«
»So etwas nennt man Smalltalk, Schatz«, erklärte Gweon. »So etwas machen Verliebte hin und wieder, selbst wenn sie verlobt sind, weißt du?«
»Na gut«, gestand sie ihm lächelnd zu. Dann beugte sie sich über den Tisch, legte Gweon zärtlich die rechte Hand an die Wange und küsste ihn mit solch vollendetem Enthusiasmus, dass zumindest einer der anderen Gäste in der Bar zustimmend auflachte.
» Viel besser!«, meinte Gweon schließlich, und sein Lächeln wurde noch breiter. Kurz blickte er sich im Halbdunkel der Bar um, als suche er den, der gerade gelacht hatte. Niemand gab sich zu erkennen. Doch mehrere Gäste lächelten ihm zu. Gweon schüttelte den Kopf und winkte dann einen Kellner heran.
»Ja, Captain?«
»Könnten wir uns wohl in eines der Séparées zurückziehen?« Gweon zog einen Kreditchip aus der Tasche, der eins, zwei, drei seinen Weg in die Hand des Kellners fand.
»Oh, ich denke, da lässt sich etwas arrangieren, Sir«, versicherte ihm der Kellner mit einem strahlenden Lächeln. »Wenn Sie und die Lady mir wohl folgen wollten?«
Gweon erhob sich und rückte den Stuhl seiner Begleiterin zurecht. Dann bot er ihr galant den
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