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Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)

Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)

Titel: Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schweifen. Es war immer schwer, die Anzahl der tatsächlich erschienenen Delegaten abzuschätzen, da viele es vorzogen, ihre Logen unbeleuchtet zu lassen oder sogar Abschirmfelder zu aktivieren. Trotzdem hatte Hadley den Eindruck, an diesem Tag wären mehr Parlamentsmitglieder anwesend als sonst. Meistens war völlig offen, ob die Anzahl der Anwesenden ausreichte, um überhaupt Beschlussfähigkeit zu erzielen, auch wenn sich das seit Beginn der Manticore-Krise ein wenig gebessert hatte. Aber hatte Hadley recht, dann saßen heute mehr Delegaten denn je in ihren Logen oder gingen im Saal umher.
    »Danke, Mr. Terry«, wandte sich Neng an den Delegaten, der soeben wieder Platz genommen hatte. Neng hatte eine kräftige, volltönende Stimme, was bei ihrer zierlichen Figur stets aufs Neue ungewöhnlich wirkte. Wahrscheinlich hatte ihr gerade diese Stimme den aktuellen Posten eingebracht. Die HD-Projektion ihres Gesichts, überlebensgroß, hing unter der Kuppel des Sternensaals, und alle Anwesenden konnten erkennen, dass Neng einen kurzen Blick auf das Display ihrer Konsole warf.
    »Das Präsidium erteilt Mr. Guernicho Yung-Thomas von Alterde das Wort. Der Ehrenwerte Delegat hat um eine Sprechzeit von zehn Minuten gebeten. Bitte, Mr. Yung-Thomas!«
    Das Abbild der Parlamentspräsidentin verschwand. Stattdessen war nun ein untersetzter Mann mit dunkler Haut, blondem Haar und graugrünen Augen zu sehen. Die meisten Parlamentarier kannten ihn bestens, und so mancher stöhnte gequält auf, als Yung-Thomas’ Abbild aufflammte. Andere wollten die nächsten zehn Minuten dazu nutzen, zur Toilette zu gehen oder etwas ähnlich Wichtiges zu erledigen. Yung-Thomas nämlich hörte sich selbst gern reden. Im Abstand weniger T-Wochen ließ er mit der Verlässlichkeit einer Uhr seinen Namen auf die Rednerliste setzen. Die ihm zugestandene Redezeit nutzte er, wortreiche Tiraden über die langweiligsten Themen abzusondern, die sich nur denken ließen.
    Hadley hatte nie recht verstanden, was Yung-Thomas eigentlich antrieb. Wollte er in die Geschichte eingehen – als der Delegat, der häufiger als jeder andere im offiziellen Parlamentsprotokoll auftauchte? Wollte er beweisen, dass es sehr wohl möglich war, tausend Menschen gleichzeitig zu Tode zu langweilen? Oder hielt er sich wirklich für einen begnadeten Redner? Hadley wusste es nicht. Doch dass man ihm gestattete, immer und immer wieder die Zeit des Parlaments zu verschwenden, war für die beowulfianische Delegierte ein weiterer Beweis dafür, wie bedeutungslos das Parlament im Laufe der Zeit geworden war.
    Doch an diesem Tag wirkte allein schon Yung-Thomas’ Mimik anders als sonst. Er schien aufmerksamer, beinahe schon aufgeregt. Hadley spürte, wie sich ihre Nerven anspannten.
    »Ich danke Ihnen, Frau Präsidentin«, sagte er. Dann blickte sich die HD-Projektion seines Gesichts im Sternensaal um. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir die Gelegenheit geben, zu Ihnen zu sprechen, werte Kollegen. Aber ich wurde kürzlich auf etwas aufmerksam gemacht, was mir doch recht dringlich erscheint. Aus diesem Grund, Frau Präsidentin, verzichte ich zugunsten des Ehrenwerten Tyrone Reid auf die mir zugemessene Sprechzeit.«
    Nengs HD-Abbild trat an die Stelle des Hologramms von Yung-Thomas. Die Parlamentspräsidentin brachte tatsächlich das Kunststück fertig, überrascht zu wirken. Vielleicht war ein gewisses Schauspieltalent ebenfalls Grund dafür gewesen, ihr den Präsidentenposten anzutragen.
    »Mr. Reid«, sagte sie, »Mr. Yung-Thomas hat zu Ihren Gunsten auf seine Sprechzeit verzichtet. Sie haben das Wort!«
    »Ich danke Ihnen, Frau Präsidentin. Und Ihnen ebenfalls, Mr. Yung-Thomas.«
    Dann erschien Reids Holo-Abbild: ein hochgewachsener Mann mit der braungebrannten Haut eines leidenschaftlichen Skifahrers und Seglers. Sein schwarzes Haar war sorgfältig frisiert, seine nordisch-blauen Augen bildeten dazu einen bemerkenswerten Kontrast. Hadley wusste (obwohl sie es eigentlich nicht wissen sollte), dass Reid diese Farbe künstlich hatte erzeugen lassen. Auf jeden Fall war der Delegat eine beeindruckende Erscheinung, das gestand ihm Hadley durchaus zu. Die Medien waren ganz verrückt nach ihm.
    »Werte Delegatinnen und Delegaten«, sagte er nun mit ernster, tiefer Stimme und düsterer Miene, »ich bitte um Verzeihung, mich unter derart ungewöhnlichen Umständen an Sie zu wenden. Mir ist durchaus bewusst, dass diese Sitzung eigentlich Parlamentsansprachen vorbehalten ist. An sich sollten heute

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