Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
wissen Sie?«, bemerkte Elizabeth beinahe beiläufig. »All diese Leute auf beiden Seiten, die einander überhaupt nicht ausstehen können. Dieses ganze Erbe des Misstrauens.«
»Natürlich.« Pritchart nickte.
»Und dann wäre da noch die Kleinigkeit herauszufinden, wo sich das Hauptquartier des Alignments befindet, wer sonst noch als deren Strohmann fungiert, über welche anderen Waffensysteme es verfügt, wo es sonst noch vorprogrammierte Attentäter untergebracht hat und was genau es eigentlich für die Republik im Schilde führt, sobald das Sternenimperium erst einmal erledigt wäre.«
»Das ist wahr.«
»Und wo ich jetzt so darüber nachdenke, bleibt da auch noch die Frage, wie wir hier unsere Anlagen wiederaufbauen und wie viel Technologie wir miteinander teilen können. Das hängt ja auch sehr davon ab, ob – und wie schnell – wir unsere jeweiligen Navys und unsere Verbündeten dazu bewegen können, einen wechselseitigen Technologietransfer überhaupt zuzulassen. Wenn ich etwas Derartiges vorschlage, wird das augenblicklich zu Wutanfällen und Bummelantentum führen!«
»Ganz bestimmt sogar.«
Wieder blickten die beiden Frauen einander an. Dann breitete sich auf ihren beiden Gesichtern ein Grinsen aus.
»Was soll’s!«, sagte Elizabeth Winton. »Einer interessanten Herausforderung konnte ich noch nie widerstehen.«
Über den Tisch hinweg streckte sie der Präsidentin der Republik Haven die Hand entgegen.
Pritchart ergriff sie.
»Sie belieben wohl zu scherzen!«
Ungläubig wanderte Vorsitzender Chyang Benton-Ramirez’ Blick von Fedosei Mikulin zu Jacques Benton-Ramirez y Chou, seinem Cousin. Im Kreis saßen die drei Männer im privaten Besprechungsraum zusammen. Dieser Raum tief unten im West Tower eines ganz gewissen Bürogebäudes mitten in Columbia genügte höchsten Sicherheitsanforderungen. Als Mikulin auf einem persönlichen Treffen bestanden hatte, statt eine Com-Konferenz abzuhalten, war Benton-Ramirez mehr als verärgert gewesen. Er hatte reichlich anderes zu tun und konnte es sich eigentlich nicht leisten, von einem zum anderen Gebäude zu hasten, um dort dann mit dem Fahrstuhl fünfhundert Meter in die Tiefe zu rauschen. Doch Mikulin war nun einmal derjenige seiner Ratgeber, dem er am meisten vertraute. Deswegen war Mikulin ja auch nicht nur Generaldirektor der Planetaren Direktion, sondern zusätzlich auch noch Kommissar des Zentralen Nachrichtendienstes der Republik Beowulf.
Benton-Ramirez war dann auch Mikulins ›Einladung‹ gefolgt und hatte sich in dem Besprechungsraum eingefunden, so wenig es ihm passte.
Benton-Ramirez y Chou, Dritter Generaldirektor der Planetaren Direktion, unterhielt anders als sein Cousin eine eher unbestimmte Beziehung zum Nachrichtendienst. Das lag daran, dass er zugleich auch der inoffizielle (wirklich sehr inoffizielle!) Verbindungsmann für den Audubon Ballroom war. Niemals hätte die Direktion (geschweige denn der Nachrichtendienst) offen zugegeben, in Kontakt mit dem Ballroom zu stehen. Nicht einmal hier auf Beowulf. Falls es bislang noch jemanden gegeben haben sollte, der nach dem Warum dafür hätte fragen müssen: Die Antwort war mittlerweile offensichtlich. Man brauchte sich ja nur anzusehen, wie hart Manticore für den Green-Pines-Zwischenfall angegangen wurde. Trotzdem wusste jeder, dass es einen Kontakt zwischen der Direktion und dem Ballroom gab. Die Mehrheit der Beowulfianer war sich gar sicher, dass Benton-Ramirez y Chou, als ehemaliger Vorsitzender und jetzt zweiter Vorsitzender der Anti-Sklaverei-Liga, diesen Kontakt aufrechterhielt. Es war eine klassische ›Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß‹-Situation. Dass die an sich nicht gerade zimperlichen Medienmacher von Beowulf die Frage nach dem Warum nicht ein einziges Mal gestellt hatten, sprach Bände darüber, wie man auf Beowulf allgemein über den Gensklavenhandel dachte.
Aber am heutigen Tag war Benton-Ramirez y Chou nicht deswegen hier. Nein, er war hier, weil ein weiterer Cousin des Vorsitzenden tief in das verwickelt war, worüber Mikulin gerade berichtet hatte.
»Nein, ganz und gar nicht, Chyang«, widersprach Mikulin gerade. »Mir ist zwar durchaus bewusst, dass wir unsere Freunde nicht ausspionieren sollten, aber eigentlich macht das doch jeder. Selbst in Manticore dürfte man das begriffen haben – zumindest jeder dort, der in der Lage ist, sich ohne fremde Hilfe die Schuhe zuzubinden. Gut, ich gebe zu: Man wäre dort wohl nicht sonderlich glücklich, wenn man
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