Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
herausfände, in welch hohen Kreisen sich manche unserer … Helfer bewegen.«
»Deine Nichte gehört nicht zufällig mit dazu, oder, Jacques?«
»Nein, tut sie nicht.« Benton-Ramirez y Chou beantwortete die Frage in einem deutlich kühleren Tonfall, als er üblicherweise dem Vorsitzenden gegenüber anschlug. Benton-Ramirez y Chou war recht klein, hatte dunkles Haar und sandelholzfarbene Haut. Passend dazu war seine Lidfalte bemerkenswert ausgeprägt. Das hatte er mit seiner Schwester gemein … und auch mit seiner deutlich berühmteren (oder berüchtigteren) Nichte. »Und sollte ich jemals dämlich genug sein, sie darum zu bitten, würde sie mir unmissverständlich zu verstehen geben, ich könnte sie mal kreuzweise!«
»Ach, ich bezweifle, dass sie sich so ausdrücken würde«, entgegnete Benton-Ramirez und lachte leise in sich hinein. Erstaunlicherweise klang es beinahe, als wolle er sich für die vorangegangene Frage entschuldigen. »Zweifellos würde sich Herzogin Harrington einer etwas weniger … sagen wir: bodenständigen Ausdrucksweise befleißigen.«
»Nicht, wenn ich sie darum bitte, Ihre Majestät auszuspionieren. Darauf kannst du Gift nehmen!« Benton-Ramirez y Chous Lächeln barg keine Spur von Freundlichkeit. »Wahrscheinlich würde sie mir ohne ein Wort einfach den Kopf abreißen und damit Fußball spielen!«
»Schon gut, ich verstehe ja, was du meinst«, sagte der Vorsitzende. »Aber nach allem, was Sie, Fedosei, gerade berichtet haben, darf ich doch wohl davon ausgehen, dass unser Informant – wer immer es sein mag – als verlässlich angesehen werden darf?«
»Ja«, antwortete Mikulin nur.
»Verdammt.« Benton-Ramirez schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass wir alle darauf gehofft haben, die Schießerei würde endlich aufhören, vor allem nach unserer Warnung, dass Filareta im Anmarsch ist. Aber mit so etwas hätte ich nie gerechnet!«
»Das geht uns wohl allen so«, bestätigte Mikulin. »Aber dass die beiden Damen beschlossen haben, das Kriegsbeil zu begraben, ist tatsächlich gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, warum sie es getan haben!«
An seinem Ton war etwas sonderbar. Der Vorsitzende blickte rasch zu Benton-Ramirez y Chou hinüber. Der schien sich einerseits immer noch in einer Art Schockzustand zu befinden. Andererseits schien er … wütend. Sehr wütend. Trotz all der Selbstbeherrschung, die er sich im Laufe der Jahrzehnte angeeignet hatte, wurde Jacques Benton-Ramirez y Chou doch immer noch von seinen Leidenschaften getrieben. Ja, das schon. Aber so viel Wut in den dunkelbraunen Augen des Generaldirektors blitzen zu sehen, überraschte seinen Cousin dann doch.
»Und was heißt das jetzt?« Dass Eloise Pritchart ohne jegliche Vorankündigung das Doppelsternsystem von Manticore aufgesucht und dort anscheinend einer Art Bündnis gegen die Solare Liga zugestimmt hatte, erschien ihm eine entscheidende Veränderung bestehender Machtverhältnisse zu sein. Es war eine bemerkenswerte Veränderung bestehender Machtverhältnisse, die bemerkenswerteste seit Menschengedenken sogar. Interessanterweise fand diese Veränderung statt, obwohl das Sternenimperium erst kürzlich sehr geschwächt worden war. Wenn also Mikulin etwas gefunden hatte, was noch wichtiger sein sollte …
»Die Vorstellung eines Militärbündnisses zwischen Manticore und Haven wird wohl für den Rest des Universums bereits interessant genug sein«, bemerkte Benton-Ramirez.
»Richtig«, erwiderte Mikulin grimmig. »Aber mir und mit mir sicher jedem anderen auf Beowulf scheint noch viel interessanter, dass Pritchart einen sehr guten Grund für die Reise nach Manticore hatte: Zilwicki und Cachat sind wieder aufgetaucht. Und wir wissen mittlerweile auch, wo sie sich die ganze Zeit über aufgehalten haben: erst auf Mesa, dann auf einer recht langwierigen Rückreise.«
Benton-Ramirez’ Augen weiteten sich, und Mikulin zuckte mit den Schultern.
»Bislang liegt uns nur ein vorläufiger Bericht vor, Chyang«, gab er zu bedenken. »Unser Informant konnte uns nicht mehr Informationen zukommen lassen. Viel wissen wir nicht. Aber zumindest eines wissen wir jetzt: Zilwicki und Cachat – gemeinsam, wohlgemerkt! – scheinen sich zum Zeitpunkt der Detonationen in Green Pines aufgehalten zu haben. Es klingt ganz danach, als seien sie tatsächlich aktiv in diese Ereignisse involviert gewesen, wenngleich nur am Rande. Es steht zu hoffen, dass wir schon bald Einzelheiten erfahren werden. Aber der Hauptpunkt ist derzeit, dass
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