Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
unterstrich sie. Doch dann seufzte die Präsidentin. »Diesen Angriff befohlen zu haben, habe ich immer bedauert. Mich schmerzt, wie viele gute Leute deswegen ums Leben gekommen sind – auf beiden Seiten. Das wird mich wohl nie mehr ganz loslassen. Aber vielleicht erwächst aus dieser ganzen Sache letztendlich doch noch etwas Gutes.«
Bestätigend neigte Honor den Kopf. Wie gut, dass Thomas Theisman beschlossen hatte, die Kriegsgefangenen, die seine Republik gemacht hatte, ehrenvoll und anständig zu behandeln! Das war ein gewaltiger Unterschied zum barbarischen Verhalten der Systemsicherheit. Das ließe sich niemals vergessen, höchstens vielleicht doch vergeben. Außerdem …
»Ihre Entscheidung, die von Admiral Griffith vor Grendelsbane gefangen genommenen Techniker mitzubringen, wird für unsere Seite noch wichtiger sein«, sagte sie leise. »Denn Sie haben sie in die Heimat zurückgebracht, ohne zu wissen, ob wir überhaupt mit Ihnen reden würden.«
»Das war wirklich ein Meisterstück«, unterstrich nun auch Elizabeth. Als Pritchart sie anschaute, zuckte das manticoranische Staatsoberhaupt die Achseln. »Sicher, Ihre Beweggründe waren politischer Natur – genau wie bei Honor. Aber Sie haben beschlossen, zweiundvierzigtausend Manticoraner in die Heimat zurückkehren zu lassen, ohne dafür irgendeine Gegenleistung zu erwarten – und wir reden hier von zweiundvierzigtausend ausgebildeten, erfahrenen Werftarbeitern und Ingenieuren! Dieses von Ihnen gesetzte Signal wird so manchem Ressentiment einen deutlichen Dämpfer verpassen. Vor allem, wenn man bedenkt, wie dringend wir genau solche Leute brauchen … nach dem Yawata-Schlag.«
Pritcharts Achselzucken war eine Geste der Verlegenheit.
»Nun, schon bald werden wir herausfinden, ob wir Staatsoberhäupter zu pessimistisch sind oder ob Herzogin Harrington zu optimistisch«, meinte sie, um ihre Verlegenheit zu überspielen. »Vor allem, wenn wir die Öffentlichkeit wissen lassen, dass ich mich derzeit im Sternenimperium aufhalte.«
Die Präsidentin war sich immer noch nicht ganz sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Natürlich konnte man ihren Aufenthalt auf manticoranischem Territorium nicht ewig geheim halten. Eigentlich war es erstaunlich, dass es bei den vielen Botschafter-Konsultationen nicht schon längst durchgesickert war. Legte aber Elizabeth Winton diesen Bündnisvertrag ihrem Parlament vor, wäre es mit dem kleinen Geheimnis schlagartig vorbei. Pritchart erkannte die PR-Vorteile durchaus, ihren Wagemut bei dieser Mission in der Öffentlichkeit herauszustellen. Doch sie war immer noch die gleiche Frau, die vor beinahe drei T-Jahren befohlen hatte, die Feindseligkeiten gegen Manticore wiederaufzunehmen … die gleiche Frau, die Thomas Theisman den Befehl erteilt hatte, Operation Beatrice einzuleiten.
»Oh, darum mache ich mir keine Sorgen!« Abwehrend wedelte Elizabeth mit der Hand.
In den bilateralen Gesprächen hatte man die Sorgen der Präsidentin ausgiebig besprochen. Von Anfang an war die Kaiserin der festen Überzeugung, diese Sorgen seien unnötig. Gewiss, bei der Schlacht von Manticore hatte es ungeheuerliche Verluste gegeben – auf beiden Seiten, wie die Präsidentin schon gesagt hatte. Aber es waren deutlich weniger Menschen dabei gestorben als beim Yawata-Schlag … Pritcharts Befehlen nach waren Opfer unter der Zivilbevölkerung nach Möglichkeit zu vermeiden gewesen. Das stand in Kontrast zu dem, was man in Manticore während fünfzehn T-Jahren Krieg von der Volks republik Haven an Praktiken gewohnt gewesen war. Noch größer war der Kontrast, zog man das Blutbad des Yawata-Schlags als Vergleich heran. Was auch immer die bigottesten Manticoraner sagen mochten: Die wiederhergestellte Republik hatte diesen Krieg ehrenvoll geführt, und die überwiegende Mehrheit der Manticoraner wusste das auch.
»Um ganz ehrlich zu sein, bereitet mir Simões deutlich mehr Sorgen«, fuhr Elizabeth fort. »Wir haben keine Wahl, wenn wir Ihren Kongress überzeugen wollen, Eloise: Wir müssen die Öffentlichkeit über einen Großteil dessen informieren, was Cachat und Zilwicki an neuen Erkenntnissen über Mesa gesammelt haben. Auch im Sternenimperium gibt es genügend Leute, die Haven abgrundtief hassen. Also dürfte es selbst hier schwierig werden, unsere gemeinsamen Vereinbarungen durchzubringen, obwohl uns Filareta schon im Nacken sitzt. Leider ist unser Wissen über Mesa und Manpower zu lückenhaft, um die kritischen Geister auf beiden Seiten
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