Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
und der Mann hat ja weiß Gott genug gute Gründe, uns nichts als die Wahrheit zu erzählen! Aber er weiß einfach nicht genug – nicht aus erster Hand und nicht auf den Gebieten, die wirklich von Bedeutung sind! Einen fest entschlossenen Skeptiker vermag er mit seinem bisschen Wissen nicht zu überzeugen. Außerdem ist Simões ja nun wirklich ein Technikspinner, wie er im Buche steht. Heruntergerissen der Typ Foraker!
Sie erschauerte, als sie an Forakers letzte Aussage vor dem Flottenausschuss des Senats zurückdachte. Selbst heute war Forakers Unfähigkeit, ihr eigenes technisches Fachwissen in die Sprache der Politiker zu übersetzen, nachgerade Ehrfurcht gebietend. Theisman hatte sich damals gezwungen gesehen, Linda Trenis einzuschalten. Die Chefin des Planungsamtes hatte dann die Erklärungen von Theismans Lieblings-Technikzauberin in verständliche Sprache übersetzt.
»Sie wissen es genauso gut wie ich: Wirklich viele, und beileibe nicht nur Mesaner oder Sollys, werden behaupten, das Ganze sei ein einziges aufwendiges Lügengebäude!«, fuhr sie fort.
»Richtig. Und klar doch«, regte sich Elizabeth auf, »Haven hätte dann die perfekte Begründung zur Konfrontation mit einem so gewaltigen Feind wie der Solaren Liga! Und klar, an wessen Seite sonst sollte sich die Republik stellen als an die des Kriegsgegners der letzten zwei Jahrzehnte! Dass mir kein Grund einfallen will, warum die Präsidentin dieser Republik das tun sollte, wird die echten Idioten nicht davon abhalten, zu behaupten, es müsse einen Grund geben! Und zwar auch dann, wenn keinem der Skeptiker mit mehr als einem Erbsenhirn auch nur ein vernünftiger Grund einfallen will!«
»Na ja, wenigsten können die ’Katzen bestätigen, dass Simões die Wahrheit sagt«, gab Honor zu bedenken und streichelte dabei Nimitz, der zusammengerollt auf ihrem Schoß lag. Unverkennbar zufrieden schnurrte der Baumkater. Ariel, der es sich wie üblich auf der Rückenlehne von Elizabeths Sessel bequem gemacht hatte, ließ ein bliekendes Lachen hören. Die beiden Baumkatzen blickten derart selbstzufrieden drein, dass Honor laut lachte und Nimitz an den Ohren zupfte.
»Wie gesagt«, fuhr sie dann fort, »und auf die Gefahr hin, damit das Ego zweier nicht näher genannter Pelzknäuel noch weiter aufzublasen, können die ’Katzen bestätigen, dass Simões die Wahrheit sagt. Zumindest hier auf Manticore werden viele dem Urteil der ’Katzen vertrauen. In anderen Sternnationen mag man dem nicht viel Bedeutung beimessen. Aber jemand wie Kolokoltsov wird uns ohnehin kein Wort glauben, ganz egal, was wir sagen. Natürlich könnte ich mir wünschen, Simões wäre nicht an der Entwicklung des Blitzantriebs, sondern an diesem neuartigen Spider-Antrieb beteiligt gewesen. Aber das, was er Admiral Hemphill bislang ausgehändigt hat, zeigt sehr deutlich, dass er genau weiß, wovon er redet. Unter Wahnvorstellungen leidet Simões nicht. Denn das, was er über den Spider-Antrieb weiß, passt entschieden zu gut zu dem, was wir am eigenen Leib erfahren haben. Dadurch«, Honors Stimme gewann an Schärfe und Härte, »liegt klar auf der Hand, dass hinter dem Angriff auf uns wirklich Mesa steckt. Niemand sonst hätte unbemerkt so dicht aufkommen können, um uns derart hart zu treffen.«
Der Blick, der die Worte begleitete, machte frösteln. Abrupt brach Nimitz’ zufriedenes Schnurren ab, und mit einem unvermittelten Fauchen schoss er in die Höhe, sprungbereit. Einen oder zwei Herzschläge lang war es auffallend still. Doch dann riss Honor sich zusammen, strich dem ’Kater sanft über den Kopf und lächelte die beiden anderen Frauen entschuldigend an.
»Mit all dem haben Sie natürlich recht, Admiral«, meinte Pritchart. Ihr Tonfall verriet, dass sie sehr diplomatisch an dem Zorn und Schmerz nicht rühren wollte, die immer wieder Honors Miene überschatteten. » Uns beide mag das überzeugen, vielleicht sogar unseren Kongress oder Ihr Parlament. Aber das wird nicht die Meinung des Mannes auf der Straße ändern, wenn er nicht ohnehin schon bereit ist, uns Glauben zu schenken. Und kein Verschwörungstheoretiker, der zurecht das Paranoia-Abzeichen am Bande trägt, wird uns die Geschichte auch nur einen Moment lang abnehmen.«
»Mehr als unser Bestes können wir nicht geben, Madame Präsidentin«, erwiderte Honor in beinahe schon normalem Tonfall. Dankbar lächelte sie das havenitische Staatsoberhaupt an. Dann warf sie einen Blick auf ihr Chrono. »Wenn die Meldung wie geplant
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