Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
auch nur ein einziges logisches Argument ein, warum der Kriegsgegner der letzten zwei Jahrzehnte aus heiterem Himmel beschließen sollte, so etwas zu tun? Warum sollte sich die Republik zwischen uns und den Riesen stellen, der die Liga der Sollys nun einmal ist? Warum, wo wir doch im Augenblick schutzloser sind als im ganzen letzten Jahrzehnt? Verzeihen Sie, wenn ich ein wenig begriffsstutzig wirke, Rosalinda! Aber mir fällt beim besten Willen nicht ein, warum eine so ausgemachte, unfassbar verschlagene Machiavellistin wie Pritchart etwas derart Törichtes tun sollte!«
»Nur um einen von Hamishs hübschen Ausdrücken zu verwenden: Ich glaube, Abraham steht kurz davor, jemandem hier eine neue Analöffnung zu verpassen«, bemerkte Emily.
»Komisch«, meinte Honor, »ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass Hamish diesen Ausdruck je verwendet hätte.«
»Tut er ja auch nicht«, erwiderte Emily lächelnd und hob dann in gespielter Hochnäsigkeit den Kopf. »Es liegt ja auf der Hand: Meine Umgangsformen sind Klassen besser als seine!«
»So könnte man das auch ausdrücken.«
»Still!« Mit der Hand, die Emily noch bewegen konnte, gab sie Honor einen sanften Klaps gegen den Hinterkopf. »Ich möchte sehen, ob Rosalinda einen Schlaganfall bekommt – live bei einer systemweiten Übertragung!«
»Schön wär’s!«, brummte Honor.
»Nun, wie ich schon eingeräumt habe, könnte Pritchart die ganze Geschichte tatsächlich für wahr halten«, erklärte Davidson Spencer unverkennbar angespannt. »Denkbar wäre allerdings auch das: Sie möchte, dass wir davon überzeugt sind, wir stünden auf einer ominösen ›Abschussliste‹, um uns zu wohlwollenderen Friedensbedingungen für Haven zu verleiten. Oder aber ihr hat man das Menü wohlfeiler Lügen auch schon aufgetischt, um sie zu benutzen, jetzt uns das Märchen zu verkaufen. Schön, dass Sie gerade selbst den Ballroom ins Spiel gebracht haben. Denn wenn jemand in der Galaxis einen Vorteil davon hat, dass Haven und wir gemeinsam mit allem, was wir haben, gegen Mesa losschlagen, können das doch nur der Ballroom und seine ideologischen Verbündeten sein, meinen Sie nicht auch?«
»Das ist ja wohl der paranoideste Unsinn, den ich je gehört habe!«, fauchte Alverson. »Ich kann einfach nicht fassen, zu welchen geistigen Verrenkungen Sie sich herablassen, nur um nicht zugeben zu müssen, dass McBryde möglicherweise die Wahrheit gesagt hat! Außerdem bestätigen die Baumkatzen, dass zumindest Dr. Simões die Wahrheit sagt. Und das bedeutet …«
»Wenn Sie bereit sind, Baumkatzen alles zu glauben!«, fiel ihm Mallory ins Wort. Einige der anderen Gäste im Studio blickten ihn ungläubig an, und Mallory verzog mürrisch das Gesicht. »Nun, wir haben doch reichlich Erfahrung mit Leuten, die massiv getäuscht oder einer Gehirnwäsche unterzogen wurden und nun Dinge für die Wahrheit halten, die nachweislich falsch sind. Soweit ich weiß, behaupten nicht einmal die glühendsten Verfechter der Baumkatzen, es ließe sich herausfinden, ob nicht genau das vielleicht der Fall ist! Nehmen wir doch einmal an, Rosalinda hat recht, und jemand wie der Ballroom würde eine solche Geschichte ersinnen. Achtung, das heißt nicht, das wäre zweifellos geschehen! Ich bitte Sie nur, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Wenn man also weiß, dass man die Lügengeschichte auch dem Sternenimperium auftischen muss, wäre es dann nicht logisch, den vorgeschickten Hauptzeugen einer Gehirnwäsche zu unterziehen? Der würde doch dann voll und ganz – und aufrichtig! – das glauben, was man ihm eingetrichtert hat!«
»Also wirklich, das kann doch …!«, setzte Richter an.
»Und damit gehen wir in eine kurze Pause«, fiel ihr Prince ins Wort und strahlte in die Kamera, während sich DuCain redlich abmühte, nicht laut loszulachen. »Schalten Sie nicht um! Into the Fire ist gleich zurück, und dann geht es weiter in diesem … lebhaften Schlagabtausch!«
Juni 1922 P. D.
Ich möchte ihn so hart erwischen, dass selbst die Sollys eines begreifen: Das ist Krieg – ihr Krieg. Und Kriege haben nun einmal Konsequenzen!
Admiral Lady Dame
Honor Alexander-Harrington,
Gutsherrin und Herzogin Harrington
Kapitel 12
»Na, das kommt unerwartet!«
Admiral Stephania Grimm vom Manticoranischen Astro-Lotsendienst blickte Captain Christopher Dombroski an.
»Da hier nicht viel zu lesen steht«, fuhr sie fort, und deutete mit dem Daumen auf die kurze Nachricht, die er an ihren Schirm weitergeleitet hatte,
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