Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
Wissenschaftler in die Geschichte eingegangen, der besonders viel Glück gehabt hätte.«
»Ist das Ihre Untertreibung des Tages, Ma’am?«, fragte Lecter, und nun musste auch Adenauer lachen. Endlich wusste sie den Namen einzuordnen.
Im dreizehnten Jahrhundert P.D. war Dr. Joseph Buckley einer der führenden Wissenschaftler bei der Entwicklung des ersten Impellerantriebs auf Beowulf gewesen. Bedauerlicherweise gehörte er zu denjenigen, die dabei nicht gerade vom Glück gesegnet waren. Im Jahre 1246 hatte er als Mitglied des ersten Forschungsteams Entscheidendes beigetragen. Allerdings stand er bei seinen Kollegen in dem Ruf, ebenso unberechenbar wie brillant zu sein, und er hatte sich in den Kopf gesetzt, die Richtigkeit seiner Arbeitshypothesen unter Beweis zu stellen. Auch wenn Adrienne Warshawski kaum siebenundzwanzig Jahre später das Warshawski-Segel entwickeln sollte, war Buckley doch zu ungeduldig gewesen, so lange zu warten. Stattdessen behauptete er steif und fest, mit der richtigen Ausrichtung könne man auch mithilfe des Impellerkeils selbst gefahrlos in eine Hyperraum-Gravitationswelle eintauchen.
Obwohl zahlreiche seiner Zeitgenossen die theoretische Brillanz seiner Arbeiten lobten, war doch keiner von ihnen bereit gewesen, auch die Schlussfolgerungen zu bestätigen, die er daraus zog. Buckley - der dank einer Vielzahl von Patenten sehr wohlhabend geworden war - hatte auf eigene Kosten einen Prototypen bauen lassen: die Dahak, benannt nach einer Gestalt aus der persischen Mythologie. Mit einer Besatzung, die ausschließlich aus Freiwilligen bestand, brach er auf, um die Gültigkeit seiner Theorie zu belegen.
So Ehrfurcht gebietend dieser Versuch auch war, erfolgreich verlaufen war er nicht. Das Bildmaterial, das Geleitschiffe der Dahak aufgezeichnet hatten, tauchte seitdem immer wieder in sämtlichen HD-Dokumentationen über die spektakulärsten Katastrophen in der Geschichte der Galaxis auf - bevorzugt in Zeitlupe.
Auch wenn Buckley es zweifellos verdiente, in einem Atemzug mit den anderen Größen genannt zu werden - Warshawski und Radhakrishnan -, und trotz seiner zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, blieb er der Öffentlichkeit doch vor allem aufgrund seines spektakulären Ablebens in Erinnerung. Und seinen zahlreichen Namensvettern im Dienste der SLN war es nur wenig besser ergangen als dem Namensgeber selbst. Von den Vorgängern des Schiffes, auf das sich Michelle Henke gerade bezog, hatte nur ein einziges lange genug überlebt, um tatsächlich ordnungsgemäß außer Dienst gestellt zu werden.
»Aber nur drei von denen hat die SLN im aktiven Dienst verloren, Cindy«, merkte Michelle an.
»Vier, wenn man den Schlachtkreuzer mitzählt, Ma’am«, wandte Lecter respektvoll ein.
»Ach ja, stimmt. Den hatte ich ganz vergessen.« Michelle zuckte mit den Schultern. »Trotzdem erscheint es mir ungerecht, diesen ›Buckley-Fluch‹ dafür verantwortlich zu machen, dass ein Schiff ›aus unbekannten Gründen‹ verloren geht.«
»Wieso? Weil es irgendwie endgültiger ist, wenn es Zeugen gibt? Oder weil Stellarator-Fehlfunktionen und Zusammenstöße zweier Impellerkeile spektakulärer sind?«
»Auf jeden Fall ist so etwas mehr im Geiste des Namensgebers - oder dessen letzter Fahrt«, erwiderte Michelle.
»Na gut, das gebe ich zu«, bestätigte Lecter. »Und eigentlich kann man es wahrscheinlich wirklich nicht als Beweis für die Existenz dieses Fluches ansehen, wenn im Laufe von fast siebenhundert Jahren nur vier Schiffe verloren gehen - oder drei, wenn man ihre Liste nimmt, Ma’am. Ich selbst bin ja auch nicht sonderlich abergläubisch. Aber ich würde trotzdem lieber nicht Dienst auf einem von diesen Schiffen tun! Vor allem dann nicht« - ihr Lächeln verschwand, und ihre Augen verdunkelten sich - »wenn ich geradewegs in das hineinfahren würde, was vermutlich der hässlichste Krieg werden dürfte, den meine Navy jemals geführt hat.«
»Das geht mir auch so«, stimmte Michelle ihrer Stabschefin zu. »Andererseits glaube ich nicht, dass diese Joseph Buckley da überhaupt weiß, was sie gerade tut, nicht wahr?«
Sir Aivars Terekhov saß in seinem Kommandosessel auf der Brücke von HMS Quentin Saint-James und dachte über das letzte Mal nach, bei dem er einen Schweren Kreuzer der Saganami-C-Klasse in die Schlacht geführt hatte. Nach den Begriffen der meisten Navys standen seine Chancen dieses Mal noch schlechter. Aber eigentlich interessierte Terekhov nicht sonderlich, wie
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