Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
die Daten vor ihr. Es hatte sich kaum etwas geändert, nur die ursprüngliche Meldung von HMS Ivanhoe, immerhin schon drei Tage alt, war um einige Details ergänzt worden. Vor allem Kleinigkeiten, wie zusätzliche Informationen über die Elektronik- und Gravitationssignaturen einzelner Schiffe.
Wie erwartet variierten die Emissionssignaturen der verschiedenen Zerstörer beachtlich - was nicht verwunderlich war, wenn man bedachte, wie sehr die Schiffe der Rampart- und der War Harvest-Klasse im Laufe der Zeit umgebaut worden waren. Doch die Emissionen der schwereren Schiffe entsprachen schon eher den ›Vorschriften‹. Die OPZ der Hercules hatte die einzelnen Einheiten von Konteradmiral Gordon Nelsons Schlachtkreuzer-Geschwader mühelos ausmachen können, schließlich hatten sie die elektronischen Fingerabdrücke seiner Schiffe in den Daten von Byngs Kampfverband vorgefunden. Und auch wenn sie die anderen Schlachtkreuzer-Geschwader nicht individuell identifizieren konnten, war doch offenkundig, dass sie alle der Nevada-Klasse angehörten.
Auch die Superdreadnoughts waren einander bemerkenswert ähnlich. Bis auf sieben gehörten alle zur Scientist-Klasse, und besagte sieben andere waren Vegas, eigentlich also ebenfalls Scientists, nur mit einigen zusätzlichen Raketenwerfern mehr pro Breitseite. Verglichen mit den Standards der Royal Manticoran Navy vor dem Krieg waren das gar keine so schlechten Schiffe, auch wenn die ersten Scientists schon so alt waren, dass sie seinerzeit noch mit Schnellfeuer-Nahbereichsabwehrwaffen bestückt worden waren - mit Geschützen, die allen Ernstes noch Projektile abfeuerten! Wenigstens schienen sämtliche dieser Schiffe mittlerweile auf Lasercluster umgerüstet worden zu sein; das zumindest ließen die Scans der passiven Sensoren von Augustus Khumalos Geisterreiter-Plattformen vermuten. Und es war geradezu schmerzhaft offensichtlich, dass die Sollys selbst jetzt noch nicht begriffen hatten, wie leistungsfähig - und wie gut getarnt - diese Geisterreiter-Aufklärungsdrohnen tatsächlich waren. Gewiss, bei allzu großer Annäherung an ein Zielobjekt gingen diese Drohnen immer noch in einen rein ballistischen Flug über, sodass keinerlei aktive Emissionen ihre Anwesenheit hätte verraten können. Aber selbst dann hätten sie dem Gegner nicht so nahe kommen können, dass sie buchstäblich die Schiffsnamen am Rumpf lesen konnten, ohne dass irgendjemand wenigstens etwas bemerkte.
Beklag dich doch nicht!, herrschte Mike sich selbst an und betrachtete nachdenklich die Daten, die Aufschluss über die Bewaffnung von Crandalls Schiffen gaben.
Die Scientists waren Schiffe von 6.8 Millionen Tonnen Masse, mit zweiunddreißig Raketenwerfern, vierundzwanzig Lasergeschützen und sechsundzwanzig Grasern in jeder Breitseite. Das war eine schwerere Energiebewaffnung, als jeder moderne Superdreadnought von Manticore oder Grayson mit sich führte - oder zumindest: Es waren mehr Geschütze. Andererseits verfügten die Scientists auf jeder Breitseite nur über sechzehn Antiraketenwerfer und zweiunddreißig Nahbereichsabwehrstationen, während die Artemis, obwohl sie technisch gesehen nur ein Schlachtkreuzer war, mit zweiunddreißig Antiraketenwerfern und dreißig deutlich schwereren und leistungsfähigeren Nahbereichsabwehrclustern ausgestattet war. Selbst die Saganami-Cs verfügten über zwanzig Werfer und vierundzwanzig Cluster auf jeder Breitseite. Und da Michelle Henke absolut nicht die Absicht hatte, sich dem Feind auf Energiewaffenreichweite zu nähern, würde sich dieses Ungleichgewicht vermutlich fatal für Admiral Sandra Crandall erweisen.
Außer Energiewaffenreichweite bleiben, ach Quatsch!, dachte Michelle beißend. Ich werde auch außerhalb der Raketenreichweite bleiben!
»Ich frage mich, ob Crandall abergläubisch ist«, merkte sie an. Adenauer blickte vom Plot auf und wölbte fragend eine Augenbraue. Michelle lachte leise in sich hinein. Es klang sehr eisig.
»Haben Sie den Namen des Flaggschiffs gelesen, Dominica?«
Der Operationsoffizier schüttelte den Kopf, und nun war es an Lecter, leise zu glucksen.
»Das ist die sechste Joseph Buckley, die die Sollys gebaut haben«, sagte sie. »Da muss man sich doch fragen, warum selbst die Sollys nicht aus der Vergangenheit lernen. Das ist jetzt nicht gerade der glückverheißendste Name in der Geschichte der SLN.«
»Na, wir wollen doch fair bleiben, Cindy«, gab Michelle zu bedenken. »Der Namensgeber ist ja nun auch nicht gerade als der
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