Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
jemanden bestrafen, bloß weil er gescheitert ist - es sei denn, es ist ganz offensichtlich, dass besagtes Scheitern einfache Gründe hat. Und nachdem ich nun gesehen habe, wie Sie diese Aufgabe hier erfüllt haben, halte ich das in Ihrem Falle für nicht sonderlich wahrscheinlich.«
»Das hoffe ich sehr«, erwiderte sie. »Und ich werde auch mein Bestes geben, dass es nicht passiert.«
»Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet.« Wieder lächelte er ihr zu, dann beugte er sich in seinem Sessel vor und stützte sich auf die Unterarme.
»Also«, fuhr er dann deutlich forscher fort. »Es wird noch ein paar T-Wochen dauern, bis irgendjemand ›offiziell‹ von New Tuscany hierherkommen kann. Das bedeutet, den Mantys bleibt umso mehr Zeit, ihre Version der Geschehnisse vor den Sollys auszubreiten. Schlimmer noch, aus dem Blickwinkel der Sollys zumindest, dürfte wohl sein, dass diese Darstellung der Dinge dank des Wurmlochnetzes deutlich schneller in die Medien der Liga gelangen kann, als das für die regierungseigene Darstellung gilt - schließlich muss die ja von Alterde aus verbreitet werden. Für uns ist das von Vorteil ... wahrscheinlich, zumindest. Damit diese Dummköpfe in Chicago sich für das Sinnvollste entscheiden und mit den Mantys in Verhandlungen treten, bräuchte es schon ein echtes, altmodisches Wunder. Deswegen denke ich, wir können uns darauf verlassen, dass sie das Ganze aufgreifen werden. Und dann werden sie, was die Geschehnisse in New Tuscany betrifft, ein wenig ... »kreative Neuinterpretation‹ walten lassen, so könnte man es vielleicht nennen. Trotzdem ist es immer noch gut möglich, dass es auf Alterde wenigstens einen - vielleicht sogar zwei -ehrliche Medienheinis gibt. Das könnte sich ungünstig auf die Art und Weise auswirken, wie wir das Ganze dargestellt sehen wollen. Glücklicherweise haben wir überall in den Medien der Liga Leute auf strategisch wichtigen Posten sitzen - vor allem natürlich auf Alterde.
Aldona, ich möchte, dass Sie sich mit Collin und Franklin zusammensetzen. Die beiden werden einige unserer eigenen Medienleute mitbringen, und Sie drei werden sich dann überlegen, wie man die Geschehnisse von New Tuscany so darstellen kann, dass es für uns am günstigsten ist. Angesichts unserer Behauptungen, was Green Pines betrifft, wird ein guter Teil der Solly-Medien es kaum erwarten können, irgendetwas in die Finger zu bekommen, was Manticore in ein schlechtes Licht rückt. Das sollte durchaus helfen. Und jetzt, da Sie uns die Ortungsrohdaten zu beiden Zwischenfällen mitgebracht haben - ganz zu schweigen von all den schönen Authentifizierungs-Codes -, können wir für die Sollys ebenfalls ein bisschen kreative Neuinterpretation walten lassen. Ich habe selbst schon ein paar Ideen, wie man das am besten angeht, aber Sie haben gezeigt, dass Sie in derartigen Dingen ein echtes Naturtalent sind. Also setzen Sie sich mit den anderen zusammen, und dann wollen wird doch erst einmal sehen, was Ihnen so eingefallen ist. Dank des Blitzantriebs bleiben uns zwei Wochen, die Geschichte hier auf Mesa in jede erforderliche Richtung zu drehen, bevor sie uns per konventionellem Kurierboot erreichen kann. Und diese Zeit möchte ich so effektiv wie möglich nutzen.«
»Ich verstehe.«
»Gut. Und in der Zwischenzeit - auch wenn Sie das eigentlich gar nicht zu wissen brauchen - wird es in ungefähr zwei weiteren T-Monaten noch eine andere nette Nachrichtenmeldung geben.«
»Tatsächlich?« Anisimovna blickte sich um. Erstaunt stellte sie fest, dass nun alle drei Detweilers die Lippen zu einem raubtierhaften Grinsen verzogen hatten.
»Oh ja, ganz gewiss!«, erwiderte Albrecht. Dann deutete er auf Benjamin. »Sag’s ihr.«
»Also, Aldona«, begann Benjamin, »Es gibt da ein kleines Unternehmen, an dem wir schon seit einiger Zeit arbeiten. Wir haben es ›Oyster Bay‹ genannt. In etwa zwei Monaten wird das anlaufen. Und wenn das geschieht...«
Januar 1922 P. D.
Ich hab ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.
Admiral Patricia Givens, RMN Chefin des Office of Naval Intelligence
Kapitel 5
Captain (Junior-Grade) Ginger Lewis strotzte nicht gerade vor Selbstbewusstsein, als sie an Bord von HMSS Weyland den Korridor zu Konteradmiral Tina Yeagers Büro hinuntereilte. Nicht, weil sie Zweifel daran hegte, ihre neuen Pflichten ordnungsgemäß erfüllen zu können. Nicht einmal, weil sie ihre Karriere als einfaches Mannschaftsmitglied begonnen und nicht im Traum daran gedacht hätte,
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