Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
-wir müssen das tun! Wir müssen nicht nur die Leistungen unserer Mitarbeiter überprüfen, sondern auch diejenigen, die sich so ganz in ihre Arbeit ›vergraben‹, dazu bewegen, diese Evakuierung gefälligst ernst zu nehmen. Sie sollen darin nicht bloß eine lästige Störung bei ihrer Arbeit sehen! Und deswegen werden wir sie auch nicht vorwarnen. Stattdessen werden wir weitere Simulationen laufen lassen. Etwas anderes werden sie von ihrem neuen, stinksauren, nervigen Kommandeur gewiss auch nicht erwarten. Auch ihr Jammern und Stöhnen ist mir herzlich egal, solange sie es für sich behalten und mich nicht dazu zwingen, es zu bemerken. Mein Ziel ist es, ihre Leistungen so weit zu verbessern, dass wir im Ernstfall alle von der Station fortbringen können, ohne dass noch jemand dabei draufgeht, bloß weil er vergessen hat, seinen verdammten Helm abzudichten !«
Captain Ansten FitzGerald kippte seinen Sessel ein wenig zurück, als Commander Amal Nagchaudhuri den Besprechungsraum betrat. Unter dem Arm trug der Commander ein elektronisches Notizbuch.
»Nehmen Sie Platz«, forderte ihn der Captain auf und deutete auf einen Sessel ihm gegenüber. Mit einem dankbaren Seufzer ließ sich Nagchaudhuri nieder. FitzGerald lächelte und schüttelte den Kopf.
»Sehen Sie schon eine Chance, sich tatsächlich mal in Ruhe hinzusetzen und ein Bier zu trinken?«, fragte er. Nagchaudhuri lächelte säuerlich.
Der hochgewachsene, beinahe schon albinobleiche Commander wäre niemals auf die Idee gekommen, er könne der Erste Offizier eines der kampfstärksten Schweren Kreuzer der Royal Manticoran Navy werden. Er war Signalspezialist, und derartige Posten wurden üblicherweise an Offiziere vergeben, die sich für eine taktische Laufbahn entschieden hatten. Allerdings wurde diese Tradition in den letzten Jahrzehnten deutlich weniger streng eingehalten, schließlich hatte die Navy einen geradezu unersättlichen Bedarf an erfahrenen Offizieren. Andererseits erhielten nur wenige I.O.s ihre Posten unter derartigen Umständen. Und genau das war auch der Grund für seine derzeitige Erschöpfung.
»Für mich sieht es so aus, als dauere das noch mindestens ein T-Jahr, bis ich für so etwas Zeit habe, Sir«, erwiderte er. »Ginger war eine großartige Ingenieurin, aber wir finden immer noch Sachen, die es irgendwie geschafft haben, kaputtzugehen.« Er zuckte mit den Schultern. »Sicher, das meiste, was wir jetzt noch entdecken, ist wirklich Kleinkram. Nichts davon ist auch nur ansatzweise wichtig. Ich denke, das ist einer der Gründe, warum Ginger das nicht schon längst gefunden und erledigt hatte, bevor sie zu ihrer neuen Verwendung losgeschickt wurde. Aber ich bin immer noch damit beschäftigt, ein paar Anmerkungen an ihren Bericht für die Werftheinis hinzuzufügen. Und dass das BuPers uns so fröhlich ausraubt, ist auch nicht gerade hilfreich.«
Voller Verständnis und Mitgefühl nickte FitzGerald. Bis zur Rückkehr der Hexapuma aus dem Talbott-Quadranten hatte er Nagchaudhuris Posten bekleidet. Er war bestens vertraut mit den Problemen, mit denen sich der Commander herumschlagen musste. Auch die Frustration seines I.O. überraschte ihn nicht - nicht zuletzt deshalb, weil sie alle damit gerechnet hatten, das Schiff schon längst in die Hände der Werftheinis geben zu können.
Angesichts dieses Gedankens verfinsterte sich FitzGeralds Blick. Natürlich hatten sie damit gerechnet! Schließlich konnte keiner von ihnen in die Zukunft schauen! Also hatte auch niemand erwartet, dass nur fünf Tage nach ihrer Rückkehr plötzlich diese Schlacht von Manticore über sie hereinbrechen würde. Die Schäden der Hexapuma hatten dafür gesorgt, dass sie sich während dieses Gefechtes zurückhalten mussten. Sie waren zur Rolle des tatenlosen Beobachters verdammt. So frustrierend das auch war, so war es wahrscheinlich der einzige Grund, weswegen FitzGerald, Nagchaudhuri und die gesamte Besatzung des Kreuzers überhaupt noch am Leben waren. Diese Raumschlacht hatte Schäden in einer Größenordnung angerichtet, die niemand sich hätte ausmalen können. Zugleich hatte es auch die säuberlich geführten Zeitpläne der Navy bis zur Unkenntlichkeit verbogen, verzerrt und ruiniert ... und die gewaltigen Verluste an Personal hatten durchaus auch etwas damit zu tun, dass Nagchaudhuri letztendlich zum Ersten Offizier der Hexapuma ernannt worden war.
»Naja«, sagte er und verdrängte die düsteren Gedanken, die jegliche Erinnerung an diese Schlacht immer
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