Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
aufzupolstern.
»Nein, sie haben der Liga nicht den Krieg erklärt«, beantwortete der Diplomat die Frage. »Tatsächlich haben sie sogar ausdrücklich davon abgesehen ... bislang zumindest. Um Gottes willen! Will Sheila etwa vor der Tür auch noch die Hand des Admirals überprüfen ? Soll Harrington sie vielleicht im Schirmständer ablegen ?
Amüsiert von ihrem eigenen Gedanken stieß Pritchart ein leises Schnauben aus. Im selben Moment drehte sich Alexander-Harrington zu ihr herum. Es war fast, als hätte die Manticoranerin ihre Belustigung gespürt, quer über den ganzen Landeplatz hinweg. Im Schein der Flutlichter trafen sich zum ersten Mal ihre Blicke. Pritchart holte tief Luft. Sie fragte sich, ob auch sie den Mut aufgebracht hätte, alleine die Hauptwelt einer Sternnation aufzusuchen, deren Flotte sie vor kaum sechs T-Monaten im Rahmen einer erbarmungslosen Schlacht völlig aufgerieben hatte. Vor allem, wenn sie sehr gute Gründe zu der Annahme hatte, besagte Sternnation hätte bereits ihr Bestes gegeben, sie ermorden zu lassen - und das ein T-Jahr, bevor sie in der erwähnten Art und Weise einen weiteren Grund geliefert hatte, sie ... nicht sonderlich zu mögen. Pritchart hoffte von sich behaupten zu können, unter den richtigen Umständen diesen Mut tatsächlich aufbringen zu können. Doch sie wusste, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt auf diese Frage keine Antwort finden würde.
Doch ob Pritchart nun genug Mut dafür hätte oder nicht: Alexander-Harrington hatte diesen Mut ganz offenkundig, und das auch noch zu einem Zeitpunkt, wo der militärische Vorsprung des Sternenkönigreichs der Republik gegenüber gewaltig genug war, dass nichts dergleichen zwingend erforderlich gewesen wäre. Pritcharts Belustigung verwandelte sich in etwas gänzlich anderes. Als Alexander-Harrington zusammen mit ihrem Leibwächter-Trio die Rampe hinunterschritt, trat die Präsidentin der Republik Haven vor und streckte ihrer Besucherin die Hand entgegen.
»Das ist ein unerwartetes Zusammentreffen, Admiral Alexander-Harrington.«
»Das gewiss, Madame Präsidentin.« Alexander-Harringtons Akzent war unverkennbar, und ihre Sopranstimme klang erstaunlich sanft für eine Person, die derart groß war und in einem solch Ehrfurcht gebietenden Ruf stand. Pritchart hatte das Gefühl, Alexander-Harrington achte bei diesem Händedruck sorgsam darauf, wie viel Kraft sie einsetzte.
Natürlich, dachte sie. Wäre ja auch unpassend, wenn sie mir aufgrund vorübergehender Geistesabwesenheit ein paar Knochen brechen würde, gerade in diesem Moment!
»Wie ich höre, haben Sie eine Nachricht für mich«, sprach die Präsidentin weiter. »Angesichts Ihres dramatischen Auftretens darf ich wohl davon ausgehen, dass sie von gewisser Wichtigkeit ist.«
»Dramatisch, Madame Präsidentin?«
Unwillkürlich hob Pritchart die Augenbrauen, als sie Alexander-Harringtons unübersehbare Belustigung bemerkte. Das war vielleicht nicht gerade die diplomatischste Reaktion auf den unschuldigen Tonfall des Admirals, doch unter den gegebenen Umständen konnte Pritchart sich für diesen Lapsus kaum sonderlich tadeln. Schließlich waren die Manticoraner ebenso in der Lage, die Ortszeit hier in Nouveau Paris zu berechnen, wie die Mitarbeiter ihres eigenen Stabes ihr zu jedem beliebigen Zeitpunkt die Uhrzeit in der City von Landing sagen konnten.
»Dann sagen wir doch einfach, Admiral, dass der Zeitpunkt, den Sie gewählt haben, meine Aufmerksamkeit geweckt hat«, gab sie nach kurzem Schweigen trocken zurück. »Was, wie ich vermute, auch beabsichtigt war.«
»Um ehrlich zu sein, war es das tatsächlich, Madame Präsidentin.« Vielleicht schwang in Alexander-Harringtons Stimme wirklich eine Spur Schuldbewusstsein mit, aber Pritchart wäre nicht bereit gewesen, darauf größere Summen zu verwetten. »Und Sie haben natürlich ganz recht. Es ist wichtig.«
»Nun, wenn dem so ist, Admiral, kommen Sie - und natürlich auch Ihre Waffenträger - doch bitte in mein Büro, damit Sie mir sagen können, worum es eigentlich geht.«
Kapitel 7
»Welche Anrede bevorzugen Sie? ›Admiral Alexander-Harrington‹, ›Admiral Harrington‹, ›Herzogin Harrington‹ oder ›Gutsherrin Harrington«, fragte Pritchart, die Andeutung eines Lächelns auf dem Gesicht. Gemeinsam mit Honor, Nimitz und einer ganzen Schar Leibwächter betraten sie den Aufzug, der den Landeplatz auf dem Dach direkt mit dem offiziellen Präsidenten-Büro verband. Es entging Pritchart nicht, dass die Leibwächter
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