Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
recht klein war, wäre es ungemütlich beengt gewesen, hätte Pritchart tatsächlich ihr gesamtes Kabinett hinzugebeten. Eigentlich bezweifelte Honor sogar, dass sie alle überhaupt hineingepasst hätten. Allerdings war Honor doch ein wenig überrascht, dass die Präsidentin nicht einmal ihre Außenministerin zu sich gerufen hatte.
»Bitte nehmen Sie doch Platz, Admiral«, forderte Pritchart sie auf und deutete auf die bequemen Sessel, die um einen recht großen Beistelltisch gruppiert waren. Die Sitzecke stand vor einem riesigen Crystoplast-Fenster, das die ganze Wand einnahm. Von dort aus hatte man einen atemberaubenden Ausblick auf die Innenstadt von Nouveau Paris.
Honor kam der Aufforderung nach und wählte einen Sessel aus, der es ihr gestattete, die Aussicht ungehindert zu genießen. Sie nahm Platz, hob Nimitz von ihrer Schulter und setzte ihn sich auf den Schoß. Trotz der Anspannung, trotz all der Millionen von Menschenleben, die sie hierher geführt hatten, empfand sie doch neidlose Bewunderung für das, was die Bevölkerung dieses Planeten erreicht hatte. Honor wusste, wie sehr diese Stadt unter den Legislaturisten gelitten hatte: Die Infrastruktur hatte kurz vor dem Zusammenbruch gestanden, und auch an den zunehmend baufälligen Gebäuden selbst hatten keinerlei Reparaturen mehr stattgefunden. Und sie wusste auch von den Aufständen, zu denen es nach dem Pierre-Putsch in den Straßenschluchten gekommen war. Sie wusste von den Luftangriffen, die Esther McQueen - ›Admiral Clusterbombe‹ - befohlen hatte, um die Levellers von weiteren Ausschreitungen abzuhalten, und auch von der Atombombe, die Oscar Saint-Just unter dem alten Oktagon gezündet hatte, um McQueens eigenen Putsch zu verhindern. Im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte hatten buchstäblich Millionen der Bürger dieser Stadt ihr Leben verloren - es hatte mehr Verluste in der Zivilbevölkerung gegeben, als Militärangehörige an Bord aller havenitischen Schiffe zusammen während der Schlacht von Manticore gefallen waren. Und trotzdem hatte diese Stadt überlebt. Und nicht nur überlebt, sie war mit neu gewonnener Schönheit wie ein Phönix aus der Asche gestiegen, aus all dem Verfall und den Trümmern nach all den Gefechten.
Nun blickte Honor zu den Flugwagen auf, die wie funkelnde Glühwürmchen über den Nachthimmel schwebten. Selbst noch um diese Uhrzeit herrschte beachtlicher Verkehr. Honor betrachtete die fantastischen Türme, die erleuchteten Fenster, die feenstaubartigen Lichter der Verkehrsleuchten. Was sie hier sah, war nichts anderes als das Wiederaufleben der gesamten Republik Haven. Sie sah die gewaltigen Veränderungen, die dieses Wiederaufleben in praktisch allen Lebensbereichen der Männer, Frauen und Kinder der Republik mit sich brachte. Und viel von diesem Wiederaufleben, dieser Wiedergeburt von Hoffnung, Stolz und Zielstrebigkeit, war das Werk dieser platinblonden Frau, die Honor hier in einem Lehnsessel gegenübersaß, während ihre Leibwächter sich wachsam rings um sie postierten.
Ja, vieles davon ist wirklich ihr Werk, sagte sich Honor und strich Nimitz mit einer Hand über das flaumige Fell; sie spürte sein tiefes Schnurren eher, als dass sie es fühlte. Aber sie war auch diejenige, die dieses Mal den Krieg erklärt hat. Sie hat Unternehmen Donnerkeil als Überraschungsangriff geplant. Und sie hat Tourville und Chin ausgeschickt, das Heimatsystem anzugreifen. Du kannst sie ja bewundern, so viel du willst, Honor, aber vergiss niemals, dass diese Frau gefährlich ist! Und lass dich nicht von deinen eigenen Hoffnungen zu übermäßig optimistischen Annahmen darüber verleiten, was sie betrifft... oder auch die Dinge, die sie in Wirklichkeit will.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken oder einen Imbiss anbieten, Admiral?«
»Nein danke, Madame Präsidentin. Das ist nicht nötig.«
»Wenn Sie meinen«, gab Pritchart zurück, und in ihren Augen funkelte es. Fragend wölbte Honor eine Augenbraue, und die Präsidentin lachte leise in sich hinein. »Wir haben ein recht vollständiges Dossier über Sie angelegt, Admiral. Die Erste Welle von Meyerdahl, richtig?«
»Das stimmt«, bestätigte Honor die Anspielung auf ihre gentechnisch manipulierte Muskulatur und den damit einhergehenden höheren Nahrungsmittelbedarf ihres Stoffwechsels. »Ich weiß Ihr Angebot auch wirklich zu schätzen, aber mein Steward hat mich versorgt, bevor er mich von Bord gehen ließ.«
»Ah! Das wäre dann wohl der bemerkenswerte Mr. MacGuiness, ja?«
»Wie
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