Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
echt lustig und soooo spannend! Weißt du nicht, das haben wir schon mal gemacht?« Ich stolperte unkoordiniert meiner besten Freundin und amtlich geprüften Pläneschmiederin hinterher. Mein Fuß verfing sich in einer Wurzel und es gelang mir gerade so, zu verhindern, dass ich im Schnee landete – erneut. »Aber am Weihnachtsabend. Vivi! Das hier ist außerdem ein Wald, wir sind zwei Frauen. Ganz allein. Ich fühl mich irgendwie nicht so gut.« Ängstlich sah ich mich nach allen Seiten um ... »Wenn uns jetzt Wildschweine angreifen, oder Bären, oder Wölfe, mit ZÄHNEN - GROSSEN! Und Hunger! Es ist Winter, die finden doch nichts, außer Menschen, die so dämlich sind, nachts durch ihre Küche zu latschen!«
Vivi klopfte selbstsicher auf ihre komische, leuchtende Mütze. »Ich habe mein McHelo mit. Das hat auch MacKayla Lane geholfen!«
»Du siehst aus, wie ein Ufo«, bemerkte ich trocken.
»Aber ich habe Licht!«, strahlte sie und nahm meine Hand, um mich weiter hinter sich herzuziehen.
»So! In diesem Umkreis müssen wir jetzt nach dem Cache schauen. Hier wird’s irgendwo sein.«
»Wonach soll ich überhaupt Ausschau halten?«
»Nach einer Box ...« Sie hob einen Stein an. »Oder einer Filmdose ...« und leuchtete mit der Taschenlampe in den mit Schnee bedecken Baumwipfeln herum, dann sah sie wieder auf ihr I-Phone. »Hier steht ein Tipp. Immer den Kopf hochhalten. Wie meinen die das nur?«, fragte sie sich und tippte auf ihrer roten, vollen Unterlippe rum.
»Vielleicht, dass man erhobenen Hauptes durchs Leben gehen soll ...«, schlug ich halbherzig vor und leuchtete die kahlen, dünnen Äste über uns ab.
»Ich hab was! Der Baum hat ‘n Loch! Da ist was drin!« Wir beide hüpften uns vor lauter Freude einen ab und ergriffen unsere Hände. Vergessen waren die Kälte und meine überfüllte Blase. Denn da lag eine Filmdose mit einem Zettel.
Die nächsten Koordinaten!
Vivi stürzte sich voller Tatendrang in die Büsche und zog mich hinterher. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass sie mir so etwas zumutete und am Weihnachtsabend tatsächlich nichts anderes vorhatte, als mit mir durch den Wald zu rennen. Aber irgendwie war ich dankbar, denn es war besser, als alleine daheimzusitzen, nachzudenken und ständig denselben Film ablaufen zu lassen. Was wäre gewesen, wenn Tristan Wrangler mich nicht geliebt und dann verlassen hätte … Scheißspiel, ehrlich!
Ja ... Ich war selig, weil sie mich aus der Hölle gezogen hatte, die sich zurzeit mein Leben nannte. Ein post-Tristales und somit totes Leben.
Meine Gedanken schweiften zurück zu der Zeit, als ich das erste Mal richtig glücklich war und von Tristan verführt, betört und verrückt gemacht wurde. Ich sehnte mich so nach ihm … Jederzeit, in jeder Sekunde, mit jedem Herzschlag, jedem Atemzug, es wollte nicht besser werden. Irgendwie hatte ich sogar den Eindruck, die Gesamtlage würde sich ständig verschlimmern ...
Ja, sogar ich hatte einmal jemanden, der mich liebte. Ich würde selbst behaupten, aus tiefstem Herzen und auch aus den Tiefen seiner Hose heraus.
Er war mein strahlender Held, mit den dreckigen Gedanken und dem knallroten Audi. Der Mann, der nach außen hin wie ein Riesenarschloch wirkte, aber in seinem Inneren einen weichen, mitfühlenden Kern besaß. Einen, den er nur mir, mir ganz allein zeigte. Nur ich durfte in seine Seele blicken, und war ihm danach endgültig für alle Zeiten verfallen. Na gut, das hatte bereits davor zugetroffen. Ich war nämlich in Tristan Wrangler, Sexgott unserer kleinen Stadt, schon seit der Grundschule verliebt. In diesem einen besonderen Sommer hatte ich jedoch erst erfahren, was es hieß, wenn der über Jahre Angebetete dir plötzlich dieselben Gefühle entgegenbringt, wie du ihm. Und es war einfach nur himmlisch gewesen … Ja war … denn dann hatte er mich verlassen. Weil ich zu gut für ihn bin. HA! Doch nie mehr würde ich das zurück bekommen.
Schon gar nicht heute an Weihnachten, obgleich es der einzige Wunsch war, der mir auf der Seele brannte.
Es gibt keine Weihnachtswunder.
***
Z wei Koordinaten und genau so viele abgefrorene Nasen späte, ergab ich mich meiner vollen Blase und verschmolz mit kratzigen Büschen. Vivi musste Schmiere stehen und die Gegend weiträumig ausleuchten. Diese ganze Nachtsache war mir nicht geheuer.
Außerdem regte mich gerade alles auf.
»Ich finde es echt fies, dass wir uns immer hinsetzen müssen, wo Männer mal kurz rausholen, nebenbei eine rauchen,
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