Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
Hände, die plötzlich wieder faltenlos waren. Zu gern hätte er sich im Spiegel betrachtet. Obwohl er nicht davon überzeugt war, sich darin sehen zu können. Allerdings beharrte er nicht auf einem Besuch im Bad. Wer Mayas Spott kannte, der manchmal ärgerlich beißend werden konnte, wusste, dass dies etwas zu gewagt gewesen wäre.
Beschwingt stand er auf (es funktionierte wieder) und bot ihr seine Hand. »Darf ich bitten, junge Dame!«
Lächelnd folgte sie der Aufforderung.
Seine Göttin, keinen Tag älter als neunzehn, so wie er. Endlich.
Gemeinsam liefen sie ein letztes Mal durch die Wohnung, die über so viele Jahre ihr Heim gewesen war. Arm im Arm, so, wie sie beinahe ihr gesamtes irdisches Leben bestritten hatten.
Sie gedachten all der schönen Stunden, die sie hier verbringen durften. Das Lachen, die Freude, manchmal auch das Weinen und die Trauer, selbst ihrer lautstarken Auseinandersetzungen. Ganz besonders erinnerten sie sich der Liebe. All die vielen Nächte, die sie Arm in Arm miteinander verbrachten. Im höchsten Glück schwelgend, das die Welt für zwei Liebende zu bieten hatte.
Als Letztes traten sie ins Wohnzimmer. Und Leon – inzwischen wieder jener grünäugige Junge, der sich vor nahezu acht Jahrzehnten in das kleine schüchterne Mädchen verliebte – fing sich von eben diesem einen äußerst vorwurfsvollen Blick ein.
»Du hast den Stecker nicht gezogen!«
»Sie sind künstlich!«, beharrte er in einem Anflug von Trotz und lächelte gleichzeitig, weil sie noch immer so wütend schauen konnte. Das hatte ihr der Tod demnach nicht genommen.
»Aber dennoch sollte man sie löschen, bevor man zu Bett geht«, belehrte ihn das ehemals schüchterne Mädchen, das in Wahrheit nie eines gewesen war. »Es gibt unvorhergesehene Kabelbrände, niemand ...«
Diesmal lachte Leon laut, erfreute sich daran, wie klar seine Stimme mit einem Mal wieder klang, und zog sie in die Arme. »Gib endlich Ruhe, Maya«, wisperte er an ihren Lippen. »Ich wollte ihn nicht ausmachen. DU solltest ihn sehen.«
»Das habe ich«, flüsterte sie zurück. »Du lenkst ab. Denn diese Kabelbrände ...«
Weiter kam sie nicht, weil er ihren Mund mit seinem verschloss. Und wie immer ergab sie sich. Mit Begeisterung.
Möglicherweise – dachte Leon - stritt sie überhaupt nur mit ihm, um sich schließlich ergeben zu können.
Dass ihm dieser Gedanke in all den Jahren zuvor nicht gekommen war!
Irgendwann - spätestens in der Ewigkeit kennt die Zeit keine Gesetze mehr - lösten sie sich voneinander.
Gemeinsam betrachteten sie den leuchtenden, festlich geschmückten Baum.
»Sie wird trauern ...«, sagte Maya in einem Anflug von Melancholie.
»Doch sie ist nicht allein«, erwiderte Leon ernst. »Tom ist bei ihr, all die Kinder, die Enkel ... wir ...«
Er warf ihr einen raschen Seitenblick zu und sie lehnte sich an ihn. »Ja«, bestätigte sie leise.
Einträchtig wandten sie sich um und blickten hinaus in die Nacht, in der immer noch die weißen Flocken in der eisigen Dezemberluft wirbelten.
»Perfekt«, murmelte Maya.
Behutsam küsste er ihre Schläfe. »So wie du.«
Dann nahm er ihre Hand, und gemeinsam begaben sie sich zum Fenster, überwanden dessen irdische, gläserne Hülle, so, wie sie ihre eigene bereits hinter sich gelassen hatten, und traten ein, in die Ewigkeit der Liebe ...
Ein Extra zum Roman: Immer wieder samstags
I ch fühlte mich wie ein Pickel am Arsch meines Bruders. »Hey, du kannst nicht den lieben langen Tag daheim rumsitzen und über Scheiße philosophieren! Wir unternehmen mal wieder was echt Geiles, man! Ich hab so einen krassen Log gefunden Alter, den muss ich unbedingt versuchen! Da gibt’s einen Multi-Cache. Du musst mir einfach helfen! Du bist doch mein kleiner Bro, mein Mate! Gleiche Gene, huh? Echt, Tris. Ich will ja sonst nie was von dir und heute ist Weihnachten! Du kannst es mir nicht abschlagen, Alter! Christkindelgesetz!«
»Raus aus meinem Zimmer, wie oft soll ich dir das noch sagen, verdammte Scheiße!«
»HEY TRISTAN! Da ist ein Travel dabei!« Tommy (Nervtöter und mein älterer Bruder) sah mich mit großen verzweifelten Glubschern an.
»Ich travel dir gleich einen! Hau nun ab, man!« Ich sprach ruhig und leise. Atmete ein und aus, doch der Idiot machte weiter ...
»GPS-SCHNITZELJAGD! Das ist was für den modernen Mann! Das muss jeder mal erlebt haben! Haus bauen! Baum pflanzen! Kind zeugen! Geo-cachen!«
»Kann ich endlich in Ruhe scheißen?« Ehrlich. Manchmal fühlte ich
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